Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Höhlen bei Dietfurt, Altmühltal
Im südlichen Hang des Altmühltales bei Dietfurt finden sich ein paar kleine Höhlen. Eine davon trägt einen tief raunenden Namen: "Druidenhöhle". Gleich springt die Phantasie an: Was hat sich hier vielleicht alles abgespielt? Handelt es sich um einen ganz besonderen Ort mit starken "Kräften". Hager jedenfalls zitiert den "Volksmund" wohl erzählt habe, daß dort einmal ein "Druide" seine Schüler unterrichtet habe. Bestimmte Leute, sich heute gerne Geomanten nennend, sprechen dann vielleicht gleich von einem "Kraftplatz".
Im Juni 2016 ging ich einmal mit Freunden vom Ingolstädter Höhlenverein selber einmal hin, um zu sehen, was dort los ist. Das Auto blieb auf dem großen Parkplatz am Fuß des Aufstiegs zur Hochfläche zwischen Dietfurt und Hallenhausen/Zell zurück. Wir gingen auf den breiten alten Wegen bergan. Man muß schon ganz hinauf fast bis auf einmal Felspartien auftauchen. In ihnen gibt es ein paar kleine Höhlungen. Eine davon ist die Druidenhöhle. Sie zu finden ist nicht leicht, weil man den Eingang erst sieht, wenn man schon fast davorsteht. Wer sich viel erwartet hat, ist sicherlich enttäuscht. Lediglich eine kleine Felskammer ist da, in die man auf allen Vieren wenige Meter in den Berg hineinkriechen kann. Dann führt nur noch ein niedriger Felsschlauch noch ein wenig weiter. Das war es dann schon. Alles ist leer gewesen bis auf eine leere Bierflasche. Kein Zauber, kein Hinweis auf irgend etwas Esoterisches. Warum hat sich bloß jemand so einen Namen für dieses Loch einfallen lassen?
< Winzige Deckenstruktur
> Teil eines Spinnennetzes im Höhleneingang Aug 2016 |
100 m weiter westlich, auf etwa gleicher Höhe, liegt noch eine kleine Felskammernhöhle. Die Schichtpakete des Jurakalks sind auseinandergerutscht und so wurde ein Hohlraum frei. Man kann seitlich hineinkriechen und den niederen Saal erreichen. Lange hielten wir es nicht aus drin, weil ein übler Verwesungsgestank in der Luft lag. Die Ursache dafür konnten wir allerdings nicht ausmachen.
Auf dem Weg zurück zum Parkplatz kamen wir noch an einer reizenden Karstquelle vorbei, aus der klarstes Wasser aus dem Hang hervorkommt, der sog. Neunzeller Brunnen. Man hat die Stelle etwas verändert, eine Quellfassung darüber gebaut. Auch hier könnte eine Höhle dahinterstecken. Allerdings ist nirgends auszumachen, wo es eventuell reingehen könnte.
Im August 2016 ergab sich wieder eine Gelegenheit, eine Tour ins
Gebiet um Paulushofen zu unternehmen. Peter hatte sie eingefädelt. Sofort waren
wir zu viert dabei. Er hatte ein "unbekanntes" Loch gefunden. Aber,
was heißt das schon in einer Gegend, wo schon seit der Steinzeit die Menschen
herumstreifen. Es war jedenfalls noch nicht im Kataster der Höhlenforscher
verzeichnet, obwohl es wohl einige Leute schon gekannt haben. Nachweislich z.B.
derjenige, der eine inzwischen unleserlich gewordene Inschrift am Eingang in das
jetzt "Irrloch" heißende unterirdische Objekt vor, nur er weiß, wie
lange das schon her ist, angebracht hat. Mit Wohlwollen ist es 6 m lang, eine
klassische Canyonhöhle, eigentlich.Bei 5 m wird normalerweise die Grenzlinie
gezogen, ab der "man" von einer "Höhle" spricht. Nun, sie
heißt ja auch "...loch". An anderen Stellen der Erde beginnt man erst
ab 30 m mit dem Registieren, sonst würden sie niemals "fertig". Deren
Sorgen müßte man haben... Wer sich für die Höhlenfauna interessiert, der
wird trotzdem auch hier halten, gibt es doch jede Menge Spinnen und andere
Insekten schon auf dieser kurzen Strecke. "10 Met...a?..er?", scholl
es aus dem Loch. Was? Hatte er eine Fortsetzung gefunden? Meter - oder nur so
viele Spinnen? Meta. Es blieb beim Getier. Peter führte uns noch weiter entlang
der Felskante, die sich ostwärts von der in der steilen Hangflanke zog. Sein
Joker waren die großen Erdhügel nicht weit davon im Wald, eine ganze Gruppe
von Grabhügeln aus der Hallstattzeit, die noch heute erhalten sind. Etliche
haben ein Loch an der Spitze. Dort haben Leute gegraben, um an die darunter
vermuteten Schätze zu kommen - Grabräuber, aber heute wohl auch schon die
offiziellen Archäologen.
Dann ging es weiter nach Paulushofen, ins Wirtshaus. Wir sollten das überhaupt
nicht unterschätzen, unsere Kultur. Und dazu gehört halt auch der Halt, das
Aufsuchen z.B. eines Wirtshauses, das einen verköstigt. Noch gibt es so etwas
noch bei uns. Man muß nur ein wenig auf der Welt herumziehen, um zu erleben,
was es dort gibt - nämlich meist nix. Bei uns mußt halt warten, bis die
Kellnerin erscheint, du sagt: "ein Helles", wartest ein paar Minuten
und schon steht es vor dir: das goldgelbe Nass im klaren Glas - und keiner regt
sich auf, keiner hält dir gleich vor, daß du nun für alle Ewigkeit verdammt
bist und die Hölle nun auf dich wartet. Es gibt das andere Religionen auf der
Welt, da wird der Urtext, der zu ihr gehört, von einigen einflußreichen
Leuten, so interpretiert. Ob er so gemeint war, das ist ja noch etwas ganz
anderes, und ob er in unsere heutige Zeit noch so paßt, das ist ganz etwas
anderes. Wenn da einer steht, der dir ein Messer vor die Brust hält, dann ist
es zu spät zum Diskutieren. Keiner vom IS war da, kein Taliban und wer was noch
für einer. Ich bestellte zusätzlich noch einen Schweizer Wurstsalat, der
Himmel über Bayern war blau. Das reichte.
Zum Abschluß unsere Tour suchten wir noch einmal die Druidenhöhle auf.
Erheblich an ihr ist eigentlich nur ihr Name. Warum heißt so ein kleines
Felsloch so? Ich sage immer wieder, daß man mir jede Frage stellen kann (man
Menschen sind der Ansicht, daß "Lehrer" auf alles eine Antwort haben,
weil sie alles wissen? oder weil sie "studiert" haben, und weil es
andere halt eben nicht haben und die, die studiert haben, eben fragen
könne....sorry, ich habe zu viel Thomas Bernhard langsam gelesen), aber eine
Antwort auf die Frage, die braucht man nicht zu erwarten. Das ist auch in diesem
Fall so. Heute sind jedenfalls dort keine Spuren von irgend etwas mehr dort zu
sehen - aber das ist nicht wirklich ein Grund dafür, daß man sie sich dort
nicht "vorstellen" könnte. Wir haben das in Form der
"Druidisierung" von unserem Peter gemacht, schließlich hatte da ja so
ein Hütlein auf, geschmückt mit einer selbstgeschaffenen metallenen Fledermaus
am Hutband und einer frischen Vogelfeder darin. Gibt es nicht auch
"Reinkarnationen" in zeitgenössischer Form? Ein leichter,
spielerischer Umgang mit diesen alten Ideen...ironisch, auch humorvoll, leicht.
Ein schöner Ausflug.
Auf Grund unserer heutigen Kenntnis der Höhlen bleibt hier weiterhin einiges unklar. Die bei Hager angeführt Höhle "Stube" soll eine "große Höhle" sein. Zur "Druidenhöhle" paßt der Name nicht, zu der zweiten kleinen Felskammernhöhle auch nicht - gibt es noch eine unbekannte Höhle dort? Aber das ist ja gerade das Spannende an der Beschäftigung mit "Höhlen" - letzte Gewissheiten gibt es oft nicht.
Literatur:
Kugler, Karl | Die Altmülalp - das heißt das Altmülthal mit dem Flußgebietes innerhalb seines Berglandes, topographisch, historisch und landschaftlich dargestellt, Krüll'sche Buchhandlung, Ingolstadt 1868, Unveränderter Nachdruck der Originalausgabe, Verlag Antiquariat J. Steutzger, Ostenstraße 2, Eichstätt 1983 |
Hager, Rudolf | Höhlensagen, Historische Sagen aus den Naturpark Altmühltal, Band 1, Eichstätt 1983 |
Links:
http://www.lfu.bayern.de/download/geotoprecherche/373r031.pdf
Landschaft und Höhlen im Mittleren Altmühltal
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