Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die "Klammhöhlen" im Unteren Altmühltal
und Höhlen in der Umgebung


Am Weg hin, 2005 / Kasthänghöhle 2017


Pillhausen ist inzwischen ein kleiner Ort, den man aus architektonischer Sicht besser gleich wieder vergißt. Aber dort führt eine schmale Straße wenigstens auf die Südseite des inzwischen Main-Donau-Kanals genannten Wegs, der früher mal wirklich ALTMÜHL geheißen hat. Fortschrittswütige Politiker haben die kleine Katastrophe vollendet - im Namen von etwas, was sie FORTSCHRITT (siehe Flughafen im Erdinger Moos oder Kraftwerke nördlich von Landshut) genannt haben. Nun müssen wir mit ihm leben. Mehr oder weniger. Besser oder Schlechter.

Der Fortschritt besteht jetzt auch darin, daß wir ein hervorragend beschildertes Wanderwegenetz haben, das bestens sichtbar nun auf "ALLES" aufmerksam macht. Sonst würde wohl kein Mensch mehr irgend etwas bemerken? Oder doch, vielleicht? Jedenfalls ist die große Informationstafel auf dem Weg hoffnungslos vereist und selbst minutenlange Kratzversuche brachten nur ein paar Quadratzentimeter Oberfläche frei. "Jura.."

Wer dort ein paar Höhlen sehen will, der sollte schon den Willen mitbringen, sich anzustrengen. Da geht es erst hoch, dann wieder runter, und dann tatsächlich wieder rauf. Viele verweigern da. "Warum kann man da nicht mit dem Auto hinfahren?" Originalton 2005) Glücklicherweise kann man das nicht, aber das ist wohl ein vollkommener Rückschlag für alle "Fortschrittsfanatiker"! "Wählt..."

Der Weg führt erst einmal weit hoch. Alle Fußlahmen fallen da schon mal zurück. Kurz vor der Hochfläche flacht der Weg ab und führt in eine "Felslandschaft". Ich tue mir schwer, die zu bezeichnen. "Bizarr", "pitoresk", "schroff"? Nagelt mich nicht fest. Sie ist für mich "schön", "erhebend", "nicht alltäglich", aber sucht Euch Eure Eigenen (schreibt MANFRAU das "heute" so? - so ein SCHEISS, diese RECHTSCHREIBUNG!) Wörter dafür! Mich befriedigt keines von all denen.

Dann ein paar Meter vom Weg weggehen. Das machten wohl die Allerwenigsten. Ich habe keinen Höhleneingang erst einmal gesehen. Links und rechts in dem Klammabschnitt waren wirklich viele. Aber das Gefühl hat mich dann doch genau dorthin geführt, wo der Durchgang möglich war. Selbst die Kinder sind zuerst zurückgeschreckt. Aber da ist ein Mann hineingekrochen, kam nicht mehr zurück, sie sind nachgekommen, eine Aufspaltung, links und rechts - welchen Weg sollte man nehmen? Laute gaben die Erfolg versprechende Richtung an, eng war es, wie ein Hund nur kam man vorwärts, noch enger wurde es, machte das alles überhaupt einen Sinn? Der Kriechtunnel öffnete sich nach oben, eine schräge Spalte war es jetzt, sie führte nach oben, dann, ein Abstieg, eine fast runde Röhre, eine hölzerne Stange stand da, machte ein Hinabrutschen möglich, ein Querbalken, gleich war viel mehr Standsicherheit möglich. Der Boden war gleich wieder danach erreicht. Um eine Felsecke rum. Auf einmal war das Tageslicht wieder sichtbar. Ein weiterer Eingang. Ein paar Felsstufen und -griffe später. Alle standen wieder am öffentlichen Weg - nur um eine große Erfahrung reicher.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Geht man auf der gleichen Altmühltalseite weiter in Richtung Essing, dann stößt man bald auf eine große Tafel (2017), die auf die momentanen Bestimmungen zum Klettern an der gewaltigen 60 m hohen Felswand hinweist, die sich am Hang auftürmt, die "Kastlhänge". Ein ausgetretener Pfad führt hangan, hinauf bis zur altbekannten "Steinzeithöhle", auch "Kastlhänghöhle" genannt. "Ihren Boden bilden dicke Bänke mit Schwammstrukturen, die Höhle selbst ist als hohe Halle im Schnittpunkt verschiedener Kluftsysteme ausgewittert." (Meyer, 77). 1888 und 1907 wurde in der Höhle durch Fraunholz und Obermaier gegraben und 8 Schichten beobachtet, wobei die 5 untersten in das Eiszeitalter gehören. Die Funde werden im Archäologischen Museum in Kehlheim und der Prähistorichen Staatssammlung in München aufbewahrt.
Nach 1949 gab es kurz das Gerücht, daß es dort ebenfalls Tierdarstellungen an der Höhlenwand geben würde, ähnlich wie im Kleinen Schulerloch. Der beim Kelheimer Museum angestellte Präparator Oskar Rieger erklärte, daß er einen bedeutsamen Fund dort gemacht habe. Für seine "Entdeckung" wollte er vom Bayerischen Denkmalpflegeamt wollte er 1500 Reichsmark, bekam sie aber nicht. Heute heißt es, er habe "kriminelle Energie" gezeigt, und "natürliche Ritzungen und Furchen mit Kreide nachgezeichnet, so dass weitere Tierdarstellungen entstanden seien" (Päffgen, Simon, Rätsel um die Runen 35)

Besucht man die Höhle, dann ist festzustellen, daß die Regel, daß "Höhlen" etwas mit Dunkelheit, Enge, Nässe, Schmutz und Kälte zu tun haben, hier einmal nicht gilt. Immer ist genügend Raum da, um aufrecht und "unbequetscht" sich durch die Räume zu bewegen, eine Lampe braucht man eigentlich auch nicht, allenfalls die Schuhsohlen werden schmutzig. Irgend jemand hat in der Eingangszone (2017) eine Feuerstelle errichtet, um mit Feuermachen etwas das Romantikgefühl zu füttern, ansonsten ist einfach nur an den vielen Wegspuren zu sehen, daß man hier wohl häufig Höhlenbesucher antrifft. 

Gegen das Höhleninnere zu fiel mir auf, daß es immer wärmer wurde. Offenbar gibt es so eine Art Backofeneffekt hier, was darauf schließen läßt, daß die Luft nach innen zu nirgends wieder nach draußen ausweichen kann und die Temperatur länger beibehalten kann. Während im Portal schon die ersten Eiszapfen wuchsen, gab es innen noch eine angenehme Temperatur. 

Die Höhle "lebt", sprich, auch sie verändert sich. So kam im Jahre 1958 ein über 100 Zentner schwerer Block herunter. Braucht es da ein Schild: "Vorsicht! Steinschlaggefahr!"?

Im ganzen Gebiet des "Kastlhangs" wurden bei mehreren Vermessungsaktionen der FHKF 1997 und 1998 insgesamt 18 verschiedene Karstobjekte erfaßt.





















1966

 

Literatur:

Joseph Fraunholz, Hugo Obermaler u. M. Schlosser:  Die Kastlhänghöhle, eine Renntierjägerstation im bayerischen Altmühltale. Beiträge zur Anthrop. und Urgesch. Bayerns, Band 18, 1911, S. 119–164
  Ergebnismappe des Vermessungswochenendes im Kartenblatt 7036 Riedenburg vom 04./05.07.1998
Kyrle, Georg Theoretische Speläologie, Wien 1923
Meyer, Schmidt-Kaler, Kaulich & Tischlinger Unteres Altmühltal und Weltenburger Ende - Wanderungen in der Erdgeschichte, pfeil, München 1994
Päffgen, Bernd, Simon, Philipp M. Rätsel um die Runeninschrift im Kleinen Schulerloch im Altmühltal, Bayerische Archäologie 4/2023, S. 32ff.
Sandner, Ruth Der Archäologiepark Altmühltal - Ein neuer Weg zwischen Kanalgrabung und Höhlenforschung, in: Karst und Höhle 2008-2010 Südliche Frankenalb - Region Altmühl- und Donautal, München 2010
Timer, Peter Höhlenwanderung im Unteren Altmühltal, in: Karst und Höhle 2008-2010 Südliche Frankenalb - Region Altmühl- und Donautal, München 2010

Links:

https://www.juraclimbs.de/climbs/564?locale=de

Landschaft und Höhlen um Riedenburg und Umgebung, Altmühltal

Landschaft und Höhlen im Altmühltal und Umgebung

Landschaft und Höhlen der Fränkischen Alb

 


[ Index ] [ Englisch version ] [ Höhlen und Höhlengebiete ] [ Kunst ]
[ HöRePsy ] [ Höhlenschutz ] [ VHM ] [ Veranstaltungen ] [ Links ]