Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Höhlen im Gebiet Nußhardt - Schneeberg, Fichtelgebirge


"Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen..."                                                                                             Eduard Mörike, Septembermorgen (1838)


Der höchste Berg des Fichtelgebirges ist der Schneeberg mit 1.053 m Höhe, der zweithöchste der Nußhardt mit 972 Metern. Ein Netz von Wanderwegen durchzieht das Gebiet, sogar einen Fahrstraße führt hinauf auf den Gipfel. Eine Sendestation ist dort oben, ein Relikt des Kalten Krieges, wo die Nähe zur Grenze militärische Vorteile sicherte.

Ein sehr beliebter Weg führt vom großen Parkplatz an der E 48 Bischofsgrün - Wunsiedel hinauf zum Seehaus, einer Fichtelgebirgsvereinshütte. Fast 200 Höhenmeter sind das, dann hat man das "Schlimmste" hinter sich. Ab da geht es mehr oder weniger nur noch leicht auf und ab auf der breiten Bergschulter hinauf zum Nußhardt. Zum Naturschutzgebiet ist dort alles erklärt worden, außerdem gilt er als schützenswertes Geotop.

Für den Höhleninteressierten birgt der Granitsteinhaufen in Gipfelnähe ein Kleinod, die Nußhardtstube. Es ist durchaus möglich, daß Wanderer einfach daran vorbeilaufen, ohne auch nur das Geringste zu bemerken. An zwei Stellen kann man sich zwischen den Riesengranitblöcken ins Innere zwängen. Dann steht man im Innern dieser Überdeckungshöhle mit einer Gesamtganglänge von 58 m, einer Vertikalerstreckung von 9 m. Der mittlere Teil ist auf 6 m Länge nicht überdacht. 4 Seitengänge zweigen ab.

Die älteste bekannte Beschreibung des Nußhardtgipfels stammt aus dem Jahre 1716. Sie enthält aber keinerlei Hinweis auf die Höhle. Sie wird erstmals in einem Text aus dem Jahre 1799 erwähnt, der aus der Hand von Helfrecht stammt. Sie sei hier in vollem Wortlaut wiedergegeben, weil das Zeitkolorit stark zum Vorschein kommt, nicht zuletzt die uns heute seltsam vorkommene Wortwahl und die Schreibweise der Wörter: "Das Merkwürdigste ist auf der obersten Höhe eine große Felsenhöhle auf 30 Schritte lang und 3 - 4 Schritte breit, in welcher gegen 100 Personen noch immer mehrern Raum haben würden, als jene gefangenen Engländer in Calcutta. Sie ist keine Veteranische Höhle, aber die größte auf unserem Gebirge, und hat mit jener darinnen einige Ähnlichkeit, daß sie ohngefähr in der Mitte, wo die aufliegenden Felsen kein vollständiges Dach bilden, ein Loch zu Tag aus hat, welches ihr Hellung giebt. Große Felsen schließen sich beym Eingange enge zusammen, und man kommt nicht anders als in einer demüthigen Lage hinein; innen aber ist sie geräumig genug, um ganz aufrecht herumgehen zu können. Hier sollen vormals die Wildpretsdiebe einen vorzüglichen Schlupfwinkel gehabt haben, von denen die Jagd sehr beeinträchtiget worden.".

1987 wurde die Höhle sorgfältig durch die Speläogruppe Nordostoberfranken vermessen und ein Plan erstellt. Die Veröffentlichung darüber findet sich in den Literaturangaben.

Heute findet sich in einem Buch über das Fichtelgebirge die Anmerkung: "eine kleine Höhle, die für Kinder ein idealer Spielplatz ist" (Neidhardt, 2006). So ändert sich die Blickwinkel auf die einst noch als "Naturschönheit" geltende Erdoberflächenform. Wir Erwachsenen "vergnügen" uns wohl besser woanders. Vor dem Fernseher vielleicht oder im Sportstadion? 

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Schneeberggipfel  
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     

Literatur:

Cammerer, Anseln Andreas Caspar Naturwunder, Orts- und Länder-Merkwürdigkeiten des Königreiches Bayern für Vaterlandsfreunde, sowie für kunst- und naturliebende Reisende, Kempten 1832
Hedler, Horst Die Nußhardtstube - eine altbekannte Granit-Überdeckungshöhle, Mitteilungen der Speläogruppe Bayreuth 2-1988, S. 11ff.
Helfrecht, J. T. B. Das Fichtelgebirge, nach vielen Reisen auf demselben beschrieben, Hof: Grau, 1799
Neidhardt, Wolfgang Fichtelgebirge, 2006

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