Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Veitensteinhöhle


Die Veitensteinhöhle liegt im Gipfelbereich des 461 m hohen Veitensteins bei Lussberg in den Hassbergen. Der Rhätsandstein tritt hier offen zu Tage und ist teilweise auseinandergebrochen. Die Spalten sind inzwischen so breit auseinandergetreten, daß Menschen sich hineinzwängen können und bis in 15 m Tiefe kommen. Am Schachtgrund steht Wasser. Die Höhle ist in den Höhlenkataster Unterfranken aufgenommen worden mit der Nummer 5930/02, obwohl er 500 m außerhalb Unterfrankens liegt.

Die zahlreichen Ritz- und Schriftzeichen im Eingangsbereich zeigen, daß sich schon seit langem Menschen hier aufgehalten und Spuren hinterlassen haben. Auf das Jahr 1910 lassen sich die ersten schriftlichen Vermutungen zurückverfolgen. Damals deutete der ehemalige Lehrer K. Spiegel den ganzen Komplex als "heidnisches Heiligtum" mit einem "Abstreifritus". Wie an vielen anderen Stellen der Erde sollte hier ein Ort gewesen sein, wo man nach der mühsamen Befahrung der engen Gänge für seine "Sünden" büßen konnte, um sie dort wieder loszuwerden. Gipfelpunkt ist die wohl nur von wenigen Menschen zu bewerkstellingende Durchquerung des "Querkeleslochs", das eine Öffnung am unteren Rand des Felsens hat und das von Ritzzeichen umgeben ist. Wer da durch will, der muß sehr schlank sein und keinerlei Angst vor einer röhrenförmigen Engstelle haben. Die "Querkeles" sind die lokal so genannten Zwerge, die einst, wie auch woanders, hilfreich den Menschen zur Seite standen, dann aber von diesen vertrieben wurden.

Spiegel fand zwei weitere Räume in der Höhle, die an die schon lange, mindestens seit 1892 bekannten angrenzten an den "Geißstall" mit einer sog. "Wächternische". 1951 widmete sich der Archäologe Dr. Hans Jakob dem Veitenstein und erklärte den engen runden Gang als "natürlichen Kluftwasserstollen". Eine Höhlenforschergruppe aus Ebelsbach-Eltmann fand nach Entfernung von Füllmaterial in der Höhle wieder die schon Spiegel bekannten Räume, den "Dom" und die "Lagerstätte". 1973 gruben wieder Neugierige, die sich später im "Hassbergverein Ortsgruppe Veitenstein" organisierten, in der Felsspalte und holten mit großen technischen Aufwand weiteres Material aus dem Berg. Dabei fanden sie auch Topfscherben, die sich ins 14. Jahrhundert haben datieren lassen.

Einige Sagen und Geschichten werden vom Veitenstein erzählt, wie die von einem Einsiedler und vom "Veit von Veitenstein", der "in mondhellen Nächten um den Veitenstein wandle und keine Ruhe finden würde", weil der den Geliebten seiner Tochter umgebracht habe, die danach an gebrochenem Herzen gestorben sei. Er sei mit seinem Pferd über den steilen Felsen heruntergestürzt.

Die Höhle ist ab Oktober bis ins Frühjahr aus "Fledermausschutzgründen" abgesperrt. 


Literatur:

Bronner, Gerhard (1978): Höhlenforschung in Unterfranken. Teil 1, Beiträge zur Höhlen- und Karstkunde in Südwestdeutschland, Nr. 17, Stuttgart, 1978, S. 43

Köder, Heinrich, Hofmann, Leo, Köder, Günter und Herbert (1977): Der Veitenstein bei Lusberg. - Der Erdstall, Nr. 3, Roding 1977, 83-97

Links:

https://www.reckendorf.de/leben-wohnen/sehenswuerdigkeiten/veitenstein/

https://www.genussregion-oberfranken.de/erleben/hassberge-wanderung-zum-veitenstein/

https://www.vg-ebelsbach.de/de/breitbrunn/vereine-kultur-freizeit-tourismus/querkelsage.php

https://www.hinterindien.de/tour-nr-113-veitenstein/

https://www.youtube.com/watch?v=KlsZISAQ22o

https://wandernasen.de/veitenstein-wanderung/

Speläologisches in Nordbayern


[ Index ] [ Englisch version ] [ Höhlen und Höhlengebiete ] [ Kunst ]
[ HöRePsy ] [ Höhlenschutz ] [ VHM ] [ Veranstaltungen ] [ Links ]