Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Schloßparkhöhle bei Burg Greifenstein
Fränkische Schweiz

Im Sommer 2019 bekam ich von meinem Sohn Michael eine WHATSAPP mit der Abbildung einer Höhle und seinen Kindern/meinen Enkelkindern. Sie hatten eine Höhle in der Fränkischen Schweiz besucht und besonders die Kinder hatten das sehr genossen. Erkennbar war das an ihrem Verhalten, weil sie gleich mehrmals durch die Höhle liefen, draußen im den Felsen wieder herum und noch einmal hinein ins "Loch", und wieder und wieder. Vernünftige Erwachsene hätten wohl gesagt, daß einmal schon mehr als genug sei, aber das sind halt noch Kinder, die können ihre Lebendigkeit noch ohne Hilfsmittel ausleben!

Ich behaupte einmal, daß ich mich in Bezug auf Höhlen schon recht gut auskenne, aber den Eingang hatte ich noch nie gesehen. Auf Nachfrage bekam ich die Antwort "Greifenstein". Das war mich noch genauso unbekannt, aber es gibt ja heute GOOGLE, aber auch noch den guten alten Heller. Da findet man medialisiertes Wissen darüber. Bei Heller steht unter anderem: "..Gartenanlage...Ausführte sie der Gärtner Simon Pölzel....außer den seltenen Gewächsen im kalten Boden verdient im Garten noch gesehen zu werden: ....ein unterirdischer Felsengang, auf dessen Felsen ein Gartenhaus..steht"

Der "Felsengang" war ihm keine weitere Erläuterung wert. Ok. Kürzer geht es nicht. Wer mehr darüber lesen möchte, kann bei Brigitte Kaulich, fast 200 Jahre später viel mehr nachlesen. In Hellers Text geht es sehr spannend weiter, denn über dem Eingang zu diesen Gartenhaus standen die Zeilen: "Natur: Du bist meine Göttin, Dir und den Freunden, der Freundschaft und Liebe sei sie geweiht, diese ländliche Hütte." 
Die "Natur", die "Göttin"? Wo ist da noch der christliche "Gott"? Wo ist da das Vertrauen in die göttliche "Schöpfung"? Alles weg? Hat man sich neue "Götter" gesucht? Weil auf den "Alten" kein Verlaß mehr war, war niemand mehr da, der die alte Ordnung gestützt hätte? Gott/König - Adel - Fußvolk? Suchte man lieber Zuflucht jenseits der unübersichtlich gewordenen Verhältnisse, der von den Menschen einst einfach nur akzeptiert worden waren und nun in Frage gestellt wurden? 

Im "Keller" hatte man die "natürliche Ordnung", den Winkelgang von ..m Gesamtganglänge. Vielleicht sind es 30 m. 

In den Beschreibungen wird immer wieder ein "Vehmegericht" genannt im Zusammenhang mit der Höhle. Was das damit zu tun haben soll, das erschließt sich mir nicht. Bei Heller steht dieses Wort, mit Kommas abgetrennt, einfach vor dem Felsengang, also als eigene Einheit, die man sonstwo suchen sollte, aber nicht in der Höhle, denke ich.

Schlecht ist die Höhle bei dem Pionier bayerischer Höhlenforschung C.W.v. Gümbel weggekommen. Der hat sie zwar in seinem Standardwerk aufgeführt, aber aus geologischer Sicht fand er : "Ganz unbedeutend sind die Höhlen bei Schloss Greifenstein.." (1871, 499). 

Ich finde, daß man dort gut sehen kann, daß Höhlen viele Entstehungsursachen haben können. Der klassische Karstprozeß ist nur einer von vielen anderen. Hier löst sich allmählich ein massiver Kalkfelsen in einzelne Bestandteile wieder auf, brechen Stücke und Stücke von dem großen "Monolithen" ab und werden langsam immer selbstständiger - ist es im Großen nicht auch so? Wo sich Großreiche bilden und dann wieder zerfallen, "Nationen" entstehen und sich dann wieder "föderalisieren". Hier sieht man es hautnah vor sich, was aus den Blöcken wird....am Ende sind sie auch wieder zerfallen in mehr und mehr Einzelteile.... die sich vielleicht auch einmal wieder erneut zusammensortieren.

Literatur:

Links:

http://schloss-greifenstein.de/

Landschaft und Höhlen der Fränkischen Schweiz