Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Adalbert Neischl - ein Pionier der Höhlenforschung in Franken


Neischlgrotte im Botanischen Garten von Erlangen


"Die sorgfältigen Höhlenaufnahmen vor allem im Streitberger Raum durch NEISCHL (1904) begründeten die moderne Speläologie im fränkischen Karstgebirge." Baier, S. 2

"Die Fränkische Schweiz ist das einzige Höhlengebiet der Erde, dessen Höhlen ihrer Gesamtheit - und darin eben liegt da besondere Verdienst Dr. Neischls - eine derart umfassende Bearbeitung und exakte Vermessung erfahren haben." Wiesent-Bote Nr. 163, 22. Juli 1904, S. 1


Bis zu 260 Euro werden heute (2020) für einen Klassiker der fränkischen Höhlenliteratur 2020 im Internet verlangt, Adalberts Doktorarbeit "Die Höhlen der Fränkischen Schweiz..."

Dieser allmählich aus dem Blickfeld geratende Pionier der fränkischen Höhlenforschung ist es wert, daß man sich an ihn erinnert.

1853 wurde er in München als Sohn eines Mehlhändlers geboren. Er machte Karriere in seinem Leben, wurde zum Batallionskommandant beim Infanterieregiment in Erlangen und begann dann noch eine akademische Karriere. Der untersuchte als Erster systematisch die damals bekannten Höhlen in der Fränkischen Schweiz und vermaß dabei 18 grössere und einige kleinere Höhlen. Die Ergebnisse legte in seiner Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde 1903 an der Universität in Erlangen vor. In den Folgejahren vermaß er noch einige Höhlen, die gerade entdeckt worden waren oder zur Vermessung anstanden. 
Er pflegte enge Verbindungen zur Naturhistorischen Gesellschaft in Nürnberg, für die er eine Sammlung französischer Vorgeschichtsfunde, die er von Otto Hauser gekauft hatte, spendete. 1907 wurde er dafür zum Ehrenmitglied der Gesellschaft ernannt. Eines seiner Ziele war die Publikmachung der Welt der Höhlen und diesem Ziel diente auch die Stiftung einer künstlichen Tropfsteinhöhle, die im Botanischen Garten in Nürnberg errichtet wurde.
1911 starb er.

Weitere Details gibt es in meinem Artikel "Adalbert Neischl - ein Pionier der fränkischen Höhlenforschung".

Die Reihe der Höhlenvermessungen begann 1901 mit der Teufelshöhle und wurde vor allem in den Jahren 1902 und 1903 intensiv fortgesetzt. Alleine wäre diese Arbeit nicht möglich gewesen. Die Vermessungen wurden "in Gemeinschaft mit 2 Soldaten seines Batallions" durchgeführt, Josef Reger, als Techniker bezeichnet, und "meinem Burschen" Johann Deinlein. Reger kommt bei einer Bezeichnung als "Techniker" viel zu schlecht weg. Sieht man sich die Pläne an, dann steht da klein "gez. Reger" und groß "Aufgenommen von Major Neischl". Da drückt sich schon an der Größe der Buchstaben mit, wer sich in den Vordergrund stellt und wer in den Hintergrund damit gerät. 

 

 

Beim Plan der Messingschlagerhöhle fehlt dann der Hinweis ganz, wer den Plan gezeichnet hat, es gibt nur noch den Hinweis, daß Neischl ihn aufgenommen hätte. Vergleicht man die Art der Darstellung, dann zeigt sich, daß es Neischl wohl nicht war, denn sie gleicht all den vorangangenen Plandarstellungen aufs Haar.

Bemerkenswert ist auch, daß zwischen den beiden wichtigsten Höhlenveröffentlichungen Neischls eine technische Revolution stattfand. War in der ersten Arbeit die bildliche Darstellung der Höhlen noch in den Händen eines Zeichners, in diesem Falle des meisterhaften Josef Regers, wurden in den "Wanderungen" bereits Photos abgedruckt. Wer die gemacht hat, das wird nicht mitgeteilt, wäre aber durchaus spannend zu wissen.

Immer neue Einzelheiten, die ich beim Schreiben der ersten Arbeit über ihn noch nicht gekannt hatte, tauchen auf, weshalb es eine Fortsetzung geben wird: "Neisch update" im nächsten FHS.

Manches ist noch immer unklar, z.B. woher der Name "Majorshöhle" kommt, mit dem das "Krämersloch", C 188, eine kleine Höhle zwischen Breitenlesau und Draisendorf, auch bezeichnet wurde. "Im Volksmund" wäre sie auch so bezeichnet worden (Büttner, S. 23), aber woher hat der das? Gar nicht so selten verbergen sich hinter solchen Namen spannende Geschichten und manchmal ziemlich Banales. 

 

 

Aus Neischls Veröffentlichungen

< Regers Zeichnung / Maximiliansgrotte

> Unbekannter Fotograph /
Maximiliansgrotte

 
     
< Maximiliansgrotte

>

Schwalbenloch

Was ist hier nicht alles zu sehen!

- Bekleidung der Höhlenforscher! Helme?

- Die Beleuchtung!

- Die Vermessungsgeräte!

Wo wurde das Photo aufgenommen? Wer hat es gemacht? Mit welcher Kamera? Gibt es das Original noch heute?

 

 


Literatur:

Blößner, Gr.R. (1936): Zum 25. Todestag des Majors Dr. Adalbert Neischl, Die Oberpfalz 30 (1), Kallmünz, S. 15-19

Fürtig, Thomas (1986): In Gedenken an Adalbert Neischl, Gut Schluf 4-1986, S. 26-27

Lindenmayr, Franz (2020): Adalbert Neischl - ein Pionier der fränkischen Höhlenforschung, in: Der Fränkische Höhlenspiegel 63-2020, S. 44ff.

Lindenmayr, Franz (2021): Neischl update, Der Fränkische Höhlenspiegel 64-2021, S. 85-89

Neischl, A. (1903): Die Höhlen der Fränkischen Schweiz und ihre Bedeutung für die Entstehung der dortigen Täler.- Diss. Erlangen.

Neischl, Adalbert (1904): Die Höhlen der Fränkischen Schweiz und ihre Bedeutung für die Entstehung der dortigen Täler, Nürnberg (Schrag)

Neischl, Adalbert: Wanderungen im nördlichen Frankenjura / https://www.zobodat.at/pdf/Abh-Naturhist-Ges-Nuernberg_17_0119-0141.pdf

ohne Verfasserangabe (1904): Die  neuesten Höhlenforschungen in Franken, Wiesent-Bote Nr. 163, 22. Juli 1904, S. 1

ohne Verfasserangabe (1910): Die Höhlen der fränkischen Schweiz, Wiesent-Bote Nr. 60, 16.3.1910

Links:

http://www.er1900.de/artilleriekaserne.html / Der Arbeitsplatz

https://www.nordbayern.de/region/erlangen/die-neischl-hohle-ist-ins-leben-zuruckgekehrt-1.946599

https://www.kjs-architekten.de/index.php/proj-l1-leftmenu-main-denkmal/proj-l2-neischlgrotte

https://www.nacht-der-wissenschaften.de/2019/programm/eventdetailansicht/neischl-hoehle/

http://www.mountains.de/bayerische_voralpen/wanderungen/schlehdorf_herzogstand/schlehdorf_herzogstand.php

http://www.magellanworld.net/deutschland_fua_wandern_almbachklamm.htm

Fränkische Alb - Landschaft und Höhlen der ...n Alb


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