Das Osterloch bei Illschwang, Südliche Frankenalb, D

Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Das Osterloch bei Illschwang E8 und weitere Höhlen in der Umgebung, Südliche Frankenalb

"Illschwang ist eine Gemeinde im Oberpfälzer Landkreis Amberg-Sulzbach" und "liegt im Oberpfälzer Jura etwa 15 Kilometer von Amberg". So wir der Ort in WIKIPEDIA charakterisiert. Das Dorf hat wegen seiner gelungenen Erneuerung schon mehrere Preise eingesammelt: 1990 EUROPA NOSTRA und 1992 den 1. Europäischen Dorferneuerungspreis. Wahrzeichen ist die "Simultanpfarrkirche St. Vitus und St. Veit, die schon im 12. Jahrhundert von Reichenbacher Mönchen errichtet wurde. Sie ist von einer burgartigen Maueranlage umgeben.
Sie zu besuchen, das lohnt sich nicht nur für Kirchenbesucher und Kunstliebhaber, sondern auch, tatsächlich, für höhlenkundlich interessierte Menschen. Wo gibt es schon so viele Darstellungen von Höhlen auf alten Kirchengemälden? Eines der Bilder an der Balustrade enthält das Bild eines Einsiedlers, der sich vor dem Osterloch aufhält. Der typische Eingang zur Höhle mit dem Baum in der Mitte ist eindeutig zu erkennen. In der Kopfregion eines Beichtstuhls ist ein weiteres Höhlenbild. Wieder kniet jemand vor einer Höhlenkulisse. Er hat eine lange Eisenkette um den Bauch geschlungen und neben ihm liegt Schild und Schwert. Vielleicht weiß jemand mehr darüber? Und in den Bildern vom Kreuzweg ist deutlich ein Felsengrab, das künstlichen und auch teilweisen natürlichen Charakter hat, zu sehen.

Nordöstlich von Illschwang erstreckt sich das bewaldete Felsmassiv des Hainsbergs. In dem lang gezogenen Felsrücken, der über einen Wanderweg heute gut erschlossen ist, verbirgt sich die "bedeutende" Höhle des Osterlochs. Als "bedeutend" ist sie jedenfalls in ihrem geowissenschaftlichen Wert im Geotopkataster des Bayerischen Landesamts für Umwelt eingestuft.

Der Eingang liegt in 520 m Seehöhe. Wer nicht Bescheid weiß, der kann leicht am Eingang vorbeilaufen, weil er am Fuße einer kleinen Felswand liegt. Er ist zwar breit, aber niedrig, jedenfalls muß man als Erwachsener erst einmal auf die Knie und den "hands-and-knees-crawl" hinter sich bringen. Man könnte auch sagen, wie ein Hund sich zu bewegen. Danach wird es aber gleich etwas höher und man in eine breite Halle, die nach hinten zu noch in einen weiteren Raum führt. Das Geologische Landesamt gibt folgende speläologischen Daten an: L 25 m, B 4 m, H 3 m, F für Fläche 100 qm. Das halte ich für etwas untertrieben. Eine andere Quelle nennt 52 m Länge und bis zu 15 m Breite, was eher stimmt. Es gab wohl mal eine starke Sinterbildung, aber davon ist heute nur noch der allerletzte Rest vorhanden. Außerdem sind die allermeisten Wände heillos verrußt und nur an wenigen Stellen gibt es eine weißleuchtende Neuversinterung. Wer sich ein wenig genauer umsieht, der findet an der Decke eine Menge Wurzeln, die von den Bäumen oberhalb stammen, Pilzmycele und wahrscheinlich auch etliche kleine Tiere. Ich habe jedenfalls eine Zackeneule vor die Linse bekommen.

Die Höhle wurde immer schon vom Menschen genutzt. Das Bild in der Kirche von Illschwang deutet daraufhin. daß sie wohl schon mal die Wohnstätte eines Einsiedlers war, bloß, wo hätte der geschlafen? Wahrscheinlich nicht in der Höhle, sondern vor ihr. Er war damit nicht der erste Nutzer der Höhle. Archäologen haben viele Spuren des Menschen aus der Urnenfelder-, der Hallstatt- und der Latenezeit dort gefunden. Einige Fundstücke werden im Stadtmuseum Regensburg gezeigt. Vermutlich war die Höhle auch eine Grabstätte. Auch schon ein "Kultort"? Sobald Knochen auftauchen, wurde oder wird gerne noch die "Kannibalismus"-Deutung ins Spiel gebracht. Die Orte, die Höhlen, sie schweigen.

Auch eine Nutzung als Bierkeller ist anzunehmen. Das würde die guten Wege erklären, die noch heute zur Höhle führen. Schwere Bierbanzen lassen sich nicht so einfach hin- und herbewegen. Es gibt richtige Fels- und Treppenstufen unterwegs, es wäre eine gute Erklärung für den großen Aufwand, den man einmal getrieben hat.

Hermann schreibt von "gelegentlichen Jugendlichen, am Lagerfeuer sitzend, ihre Bierflaschen zerschlagend und sie beim Aufbruch liegen lassend. Auch diese Scherben werden vielleicht irgendwann einmal von Archäologen ausgebuddelt." Vielleicht gab es das auch einmal hier, jedenfalls ist die Höhle zur Zeit (2011) in einem ziemlich sauberen Zustand.

Ich gebe zu, wir haben bei unserem Besuch im Oktober 2011 in der Höhle ein paar Räucherstäbchen angezündet. So haben gequalmt und sind dann wieder verloschen. Das ist ein uraltes Ritual, noch heute tausendmal etwa in Thailand praktiziert. Mit der Frage nach dem Zweck solchen Handelns kommt man nicht weiter. Es gibt viele wichtige Dinge auf dieser Erde, die gehen weit über eine reine Nutzenbetrachtung hinaus und kommen in uns,erer momentanen Hochgeschwindigkeitsgesellschaft viel zu kurz. Wenn hier schon vor Tausenden von Jahren Menschen ihre Toten hereingebracht haben, warum? Ist nicht mit dem Tod einfach alles aus? Staub zu Staub? Atom zu Atom? Verschwindet jegliche Individualität ganz einfach im Atombrei? Lauter Fragen, keine Antworten.

Nicht weit von Illschwang liegt Fürnried. In der Umgebung liegen in einem bewaldeten Hang mit felsigem Oberrand am Weg zum Bärenstein die Eingänge in die Hansellöcher. Sie sind immer schon bekannt bewesen und werden auch heute noch von Leuten aufgesucht, die sich ein wenig von unserer hektischen Zeit lösen wollen, um auch einmal wie die "Steinzeitmenschen" um ein Lagerfeuer zu sitzen und näher an der Natur zu sein, als an Sonderangeboten, um noch schnelleres Internet zu haben. Als wir im Oktober 2018 dort wieder vorbei schauten, weil gerade Reinhard Kieselbach in Fürnried im "Goldenen Hahn" seinen 70ten Geburtstag feierte, dienten diese modernen Spielzeuge, Smartphones oder Handys genannt, immerhin als Beleuchtungsquelle, um auch noch in die letzten Winkel zu kommen.