Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Breitenwinner Höhle
"Innere Abbildung der Berghöhle bey Bredenwinde in der oberen Pfalz". (Nach Churpfalzbaierisches Intelligenzblatt", München, den 30. Dezember 1786
Auf der Südlichen Frankenalb in Bayern gibt es eine außergewöhnliche Höhle, um die es seit dem zweiten Weltkrieg sehr still geworden ist. Sie liegt nämlich inmitten des Truppenübungsplatzes Hohenfels und ist deshalb fast nicht zugänglich.
Nur bei sehr seltenen Gelegenheiten ging das, z:B. anläßlich der Verbandstagung der deutschen Höhlen- und Karstforscher in Velburg 1976.
25 Jahr später an "Schnittstelle" zum Truppenübungsplatz
Da war ich auch einmal in dieser vergleichsweise kleinen Höhle und von dieser Tour stammen auch die folgenden 3 Photos:
Im Truppenübungsplatz - ein Blick auf die Landschaft und die Umgebung der Höhle |
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Der Eingang, im Bild Wilfried Lorenz, unser Höhlenführer | |
Stalagmit aus der Höhle im Museum "Reich der Kristalle" in München |
Warum ist diese Höhle so außergewöhnlich? Es liegt an einem alten historischen Bericht, der auf sehr eindrucksvolle Weise wiedergibt, wie man früher die Höhlen gesehen hat.
Die Titelseite von Buchners Bericht
Zum ersten Male hatte ich davon gelesen, als ich einen
Klassiker der Höhlenliteratur in deutscher Sprache in die Hand
genommen hatte, das Buch von Hans Hofmann-Montanus und Ernst
Felix Petritsch "DIE WELT OHNE LICHT". Das
Einleitungskapitel zu dem Abschnitt über die Höhlen im Unteren
Altmühltal heißt "Eine Urkunde der Höhlenforschung"
und ist im Grunde doch nur die Nacherzählung einer
Literaturquelle, nämlich der "belletristischen Beilage
"Der Sammler" zur Augsburger Abendzeitung, Nr. 95/96,
August 1878: "Eine Höhlenfahrt vor vor 300 Jahren" von
S. Clessin".
Ich bin in die Gröbenzeller Gemeindebücherei gegangen, und weil
wir da eine prima Einrichtung haben, hatte ich bald auch eine
Fotokopie dieser Literaturquelle vor mir.
Das ist nun wirklich ein Schatz für mich, auch ein sprachlicher. Denn wenn man über diese vielen "Sprach"filter ein bißchen etwas von der Ursprache mitbekommt, jenseits der vielen Reformen von Rechtschreibung und Schreibweisen, dann läßt sich da noch ein bißchen besser nachvollziehen, was da alles gleichgeblieben ist über viele Jahrhunderte hinweg, und was nicht mehr.
Wenn ich es richtig lese, dann hat ein "Bartholdt Puchner, Rentmeyster zu Amberg" diesen Bericht verfaßt. Sein Titel (das Ganze ist in einer Schriftform verfaßt, die mir (weiß ichs?) heute nicht mehr zur Verfügung steht: "Wunderbarliche newe Zeyttung so uz am Tag Petri und Pauli im 1535 iar durch fünff und zwayntzig Burger unn Burgerssöne der Stat Amberg, die jn aynem ungehuren holen perg drey meil wegs von der Statt Amberg in ein gebirg bei eynem Dorff, heist Predenwint, in welche Berg sy bey neunhundert clafftern gegangen und urchkrochen was sy bey neunhundert clafftern gesehen .c."
Die Wiedergabe dieses Textes mit einem heutigen Textsystem ist manchmal unmöglich, aber eben auch höchst reizvoll. Wie übertrage ich das, was da steht, ins heute? Der eine machts so, der andere anders. Ok.
Ich möchte es mal anders weiter versuchen, mehr im Stil einer "zappenden Existenz", wie sie von Wilhelm Schmid in seiner "Philophie der Lebenskunst" so trefflich beschrieben worden ist, "die von allem das Beste in Kürze mitnimmt".
Transportmittel für die Ausrüstung: | 1 Karren |
Fortbewegungsart | Fußmarsch |
Ausrüstung | Lichter, Leitern, Feuerzeug, Pechkränze, Schnüre, Wein, "Brod", "andere Labung" |
Dauer des Anmarsches zum Forschungsgebiet | Abmarschzeit nicht genau festzustellen, Übernachtung im Markte
Hohenburg "Früh Morgens des anderen Tages ward weiter marschirt und sie kamen schon zeitig vor der zu besuchenden Höhle an" |
Organisation | "Es wurden 2 Hauptleute gewählt, den sie 'gehorsam, Leyb und Leben bey einander zu lassen" anlobten. Der Eine dieser Hauptleute ging voraus, dann folgten die Gemeinen, von denen jedem etwas zu tragen gegeben wurde. Den Schluß bildete der zweite Hauptmann, der eine Schnur abrollen lassen mußte." |
Vorsichtsmaßnahmen |
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Ablauf |
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Besondere Vorkommnisse |
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Ergebnis: |
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Die Höhle war auch früher schon sehr bekannt. So erwähnt sie Flurl auch in seinem 1792 in München erschienenen Buch "Beschreibung der Gebirge von Baiern und der oberen Pfalz".
Von Baumgartner gibt es eine umfangreiche Beschreibung wieder, die wohl aus "Wispens Beschreibung einer Höhle bei Bredenwinde" stammt, die 1776 erschienen ist. Neben sehr umfänglichen Analysen des Höhleninhalts gibt es auch eine ungewöhnliche Warnung: "In heissen Sommertagen, wo viele Gewitter zu besorgen sind, ist die Befahrung dieser Höhle nicht anzurathen. Die vom Donner verursachte Erschütterung kann gar leicht den Einsturz der eben nicht festen Wände bewirken." (S. 268). Was für ein Wunder, daß sie schon so lange gehalten haben!
Ein spindelartiger Stalagmit, einer der wenigen, der die Verwüstungen füherer Jahrhunderte noch überstanden hatte, Stand 1976 |
Die heutigen Verhältnisse in der Höhle sind leider sehr traurige. Wilfried Lorenz beschreibt ihn mit folgenden Worten: "Der jetzige Zustand der Breitenwinner Höhle, das Bild einer totalen, sinnlosen Zerstörung der freistehenden Tropfsteine und Entfernung des Fundmaterials aus dem Höhlenboden auf raubgräberische Weise... Noch heute ist der Bevölkerung in den umliegenden Städten und Dörfern bekannt, daß es dort noch Tropfsteine zu holen gibt, die auch bei Nacht- und Nebelaktionen geholt werden, wie ich gesprächsweise erfahren konnte." "Der Mensch is a Sau", klagen österreichische Kabarettisten von der Bühne. Sie haben recht.
2014 bekam ich von Herrn Werner Grethlein, Mitglied bei den Altstadtfreunden Nürnberg e.V. aus einem Nachlaß zwei Glasplattendia-Negative in den alten Hüllen mit Beschriftung zugesendet. Diese Raritäten werden hier vorgestellt. Aufbewahrt werden sie im Archiv der FHKF in Schloß Almoshof.
Literatur:
Anonym | Die Bredewinderhöhle bey Lutzmanstein im Nordgau. (Fortsetzung), in: Intelligenzblatt von Salzburg, 7.12. 1805, Sp. 763-765 |
Baumgartner, Andreas | Die Naturlehre nach ihrem gegenwärtigen Zustand mit Rücksicht auf mathematische Begründung, Im Verlage von J.G. Heubner, Wien 1826 |
Berger, A. | Die Breitenwinner Höhle, in: Tagungsband anläßlich der 18. Jahrestagung des Verbandes der Deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V. in Velburg/Opf. vom 24.-26.9.1976 |
Bucher, Berthold | Wunderparliche Newe Zeitung/so yetzt am tag Petri und Pauli/Im fünf und dressigisten jar. Durch fünf und zwayntzig Burer/ und Burgers sün/ der Statt Amberg/die inn einem ungeheuren holen Berg/drey meil wegs von der Statt Amberg/ in ein gebyrg/bey einem Dorff/ hayßt Predenwind/ inn wölchen Berg sye bey neunhundert klaftern gegangen.. - Amberg 1535 |
Flurl, M. | Beschreibung der Gebirge Baierns und der oberen Pfalz, München 1792 |
Hagen, Max | Die Höhle bei Breitenwien und die fränkischen Höhlen
überhaupt, Abhandlungen der Naturhistorischen Gesellschaft
zu Nürnberg. 09.Band 1892 Jubiläumsschrift zur Feier des 90jährigen Bestehens, S. 37-49 |
Hofmann-Montanus, Hans, Petritsch, Ernst Felix | Die Welt ohne Licht, Regensburg 1952 |
Hagen, Max | Die Höhle bei Breitenwien und die fränkischen Höhlen überhaupt. Abh. NHG 1892, Nürnberg, 9: 37-49 |
Koller, Karoly | Streifzüge durch die unterirdische Oberpfalz, Gut Schluf 36-1996, S. 22ff. |
Leja, Ferdinand | 475 Jahre Höhlenforschung in der Frankenalb, Der Fränkische Höhlenspiegel, Heft 59, 2013, S. 16ff. |
Lorenz, Wilfried | Die Breitenwinner Höhle, Der Fränkische Höhlenspiegel 6-1976, S. 5ff. |
Schmid, Wilhelm | Philosophie der Lebenskunst, suhrkamp taschenbuch wissenschaft, Frankfurt am Main 1998 |
Shaw, Trevor R. | History of Cave Science, The Sydney Speleological Society, Reprint Series, n° 1, Second Edition, 1992, S.11f. |
Spöcker, R.G. | Die Breitenwiener Höhle. - Manuskriptdruck, Nürnberg 1922 |
Stumpf, Pleickhard | Bayern. Ein geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches. München 1853 |
Vollrath, Friedrich | Höhlen der mittleren Frankenalb als Wohnplätze in den vorgeschichtlichen Metallzeiten, in: Jahreshefte für Karst- und Höhlenkunde - Die nördliche Frankenalb, hrgs. vom Verband der Deutschen Höhlen- und Karstforscher, München 1966 |
Die Landschaft um die Höhle
Links:
Die Riesen von Amberg: Die Breitenwinner-Höhle – Atlantisforschung
Landschaft und Höhlen der Frankenalb
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