Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Landschaft und Höhlen in der Umgebung von Kastl im Lauterachtal, Fränkische Alb
Auf dem Weg zur Burg von Kastl / Osterloch
Kastl ist ein kleiner Ort im östlichen Teil der Frankenalb zwischen Amberg und Neumarkt. Er liegt an der Lauterach, einem Nebenfluß der Fils.
Tourismusförderer sind mehr oder weniger phantasievoll und so ist einem eingefallen, die Umgebung als "Oberpfälzer Toskana" zu bezeichnen. Tatsächlich ist die Landschaft reizvoll, wenn auch nicht überwältigend. Dort beginnt der "Wacholderwanderweg" durch das Lauterachtal und auch einige Radrouten erschließen für den Radler das Terrain.
Einige wenige Höhlen gibt es auch dort. So ist bei Utzenhofen
eine kleine Naturhöhle zu einer Lourdesgrotte schon vor mehr als 100 Jahren
ausgestaltet worden. Schon im Jahre
1891 kam der damalige Pfarrer Georg Schraml auf die Idee, die eine Viertel
Stunde vor den Toren des Dorfes liegende kleine Höhle umzugestalten. Früher
hatte sie den Namen "Goaßhöhle", weil man sie wohl als Stall einmal verwendet
hat. Bei den Planierarbeiten stieß man auf einen "Opferaltar". Woraus man das
geschlossen hat, ist nicht weiter bekannt, jedenfall schloß man daraus, daß
bereits früher "vielleicht den Göttern geopfert wurde". Die Bauarbeiten zogen
sich in die Länge, Pfarrer Schraml starb 1895, sein Nachfolger Clemente führte
die Arbeiten fort und am 30. November 1895 schrieb er einen Brief an das
bischöflich Ordinariat mit der Bitte, die "oberhirtliche Genehmigung" zu
bekommen, um die Madonnenstatue einweihen zu dürfen. Die hatte man beim
Atelier Riesenhuber in München machen lassen und 500 Goldmark (der Preis galt
für Madonna plus Bernadettefigur) dafür bezahlt. Stolz war man auch darauf, daß
man von fast jedem Haus aus, besonders aber vom Pfarrhaus aus, die Grotte sehen
könne, weil man "über ein Tagwerk Wald" abgeschlagen habe, damit die Sicht frei
wurde. Am 8. Dezember 1895 wurde sie tatsächlich eingeweiht mit "großer
Feierlichkeit und unter zahlreicher Anteilnahme der Geistlichkeit und der
Gläubigen". Was waren das noch für Zeiten!
Das war noch nicht genug, denn man hat auch noch einen
alten Stahlhelm würdig angebracht und bittet um das Gedenken an die Gefallenen
des Krieges. An der Felswand prangt auch noch ein Herz Jesu, dem man wohl auch
als Besucher Aufmerksamkeit schenken soll. Falls irgend jemand an
Orientierungsproblemen leidet, mit einem GPS und den passenden Daten aus dem
Internet könnte er Geocachen gehen und dann auch die Grotte finden. Es gibt
jedenfalls dort einen Anlaufpunkt.
Nördlich von Velburg liegt der Habsberg mit seinen 619 m Seehöhe. Auf der Spitze steht eine Wallfahrtskirche, in der Flanke des Berges öffnet sich eine alte Sagenhöhle, das Zwergenloch.
Nördlich von Kastl liegt nicht weit von der Straße, ganz in der
Nähe der kleinen Ortschaft Aicha, das Osterloch. Früher konnte man es mit bloßen
Auge in der Buchenhöhe von Aicha aus schon sehen, aber inzwischen ist der
Staatswald schon wieder so hergewachsen, daß die Felsen, in denen das weite Maul
des Eingangs schon wegen seiner 10 m Breite bestens auszumachen ist. Wenn man
sich auskennt, dann man praktisch bis zum Eingang auf einer ziemloch horizontal
verlaufenden Forststraße parallel zur weiter unter dahinführenden Landstraße
gelangen. Direkt neben der Straße liegen drei Baumstämme, die ein damit nur noch
wenig sichtbares Loch verdecken, das auch speläologisch interessant sein könnte.
Das Osterloch ist leicht zu befahren. Ein paar Meter hinter dem Portal wird es
niedriger und enger. Dort hat der Forst einmal einen Verschluß angebracht, der
aber inzwischen (2011) längst wieder aufgebrochen worden ist. Warum man diese
Höhle verschließt, das ist wie bei so vielen anderen heute leider blockierten
Höhlen nicht wirklich auszumachen. Schließlich ist die Höhle ja schon mindestens
seit der Urnenfelderzeit der Menschheit bekannt gewesen, was durch Funde belegt
ist. Immer wieder haben sich wohl gerade die Menschen vom Rande der Gesellschaft
hierher zurückgezogen (so fand man etwa eine Bettlermarke der Stadt
Augsburg) oder wenn es Notzeiten draußen gab. Und das war in den letzten
Jahrhunderten ja öfters der Fall.
Ein Bauer, der mich freundlicherweise zur Höhle führte, erzählte, daß er schon
mit seiner Schulklasse und den Lehrern dorthin geführt worden sei. Bis zur Halle
durften die Kinder, dann verbot ihnen der Lehrer den Weiterweg in das Schlufloch
am Ende. Er konnte sich noch daran erinnern, daß sich im 2. Weltkrieg die Frauen
und Kinder hierher zurückgezogen hätten.
Jenseits der aufgemachten Eisensperre aus parallelen Eisenrohren geht es in
einem relativ bequemen Bückgang vielleicht 10 m hinein und man steht in der
großen Haupthalle. 20 m lang ist sie, 15 m breit und bis zu 4,50 m hoch. Ein
Gerücherl war drinnen, das nicht zum Kotzen führte, aber angenehm ist was
anderes. An den Wänden liegt das Blockmaterial, das von den Ausgräbern aus dem
Weg geschafft worden ist, um an die vermuteten Funde heranzukommen. Man fand
nicht viel, einige Eisengeräte, einen Sichel, einen Albertustaler,
mittelalterliche Gefäßscherben und die schon erwähnte Bettelmarke. Die Wände
sich stockschwarz, was wohl von den Feuern kommt, die hier sicherlich immer
wieder gebrannt haben. Das ist aber schon wieder einige Zeit her, so daß die
Natur zeigt, daß nichts so bleibt, wie es gerade ist. Erste weißliche
Neuversinterungen sind bereits wieder auszumachen.
Von einem zuverlässigen Gewährsmann habe ich folgende berichtenswerte Geschichte
gehört: Er wollte vor Jahren mit einem Freund in die Höhle und bemerkte, daß sie
nicht alleine sein würden, weil Geräusche aus dem Berginnern drangen. Gerade als
sie die innere Halle betreten wollten, wurde eine Decke über etwas geworfen, das
in der Mitte der im Kreis herumsitzenden Leute lag. Einer stand auf und hielt
ihnen eine "Knarre" unter die Nase und bedeutete ihnen, ohne daß er auch nur ein
einziges Wort sprach, daß sie gerade unwillkommen seien und sich besser
zurückziehen sollten. Sie taten das aus leicht einsichtigen Gründen, machten
sich allerdings hinterher zur nächsten Polizeistation auf, um dort von ihrem
Erlebnis zu erzählen. Die Polizei machte sich gleich auf und wollte dem Fall
nachgehen, als sie allerdings dort eintrafen, waren die Leute schon weg. Es
hieß, daß dies nicht der erste Fall sei, man vermute "Satanisten" am Werk, die
gerne ihre heimlichen Zeremonien in Höhlen der Umgebung vollziehen würden. Die
Höhle als ein Schauplatz okkultistischer Rituale - ein fast naheliegender
Verwendungszweck.
Am Ausgangspunkt des Wegs zur Osterhöhle |
Auf der Spuren der Bayerischen Staatsforstverwaltung im Wald unterwegs - diesmal ohne Schild, daß sich Wanderer nicht von den Wanderwegen entfernen sollen / die gibt es hier nicht, aber die Harverster der BSV |
Unauffällig direkt am Weg, verdeckt durch drei Baumstämme - ein Eingang in die Höhlenwelt | |
Eine aufgemachte einstige Sperre - wozu gab es die überhaupt? | |
Im Anschluß an die FHKF-Forschungstage 2019 fuhr ich südwärts und suchte noch zwei Objekte auf, für die sich keiner interessiert hatte und die deshalb als "Projekt" unbearbeitet geblieben waren: die Nördliche und die Südliche Kupferberghöhle, beide bei MAPS.ME eingezeichnet. Man muß nur von der Straße Kastl-Schmidmühlen in Richtung Reusch abbiegen und dann sein Fahrzeug bei Aicha stehenlassen. Mit der modernen Technik wird wohl jeder, der damit umgehen kann, die Höhlen finden. Meine Überraschung war allerdings groß, als ich am Eingang zur Nördlichen Höhle eine Warnung an einem Baume fand, der auf "Fuchsbandwurmgefahr" hinwies. War es das Risiko wirklich wert? Ich verzichtete auf die Hinabkletterei in den weiten Höhlenraum, der sich offenbar dort unten befindet und suchte lieber die Südliche Höhle. Die ist leicht an dem großen Eingang zu finden, zu dem ein Graben hinführt. Drinnen waren allerhand Kleinigkeit zu sehen, Wurzeln, ein kleines grünes Pflänzchen, ein Vogelnest und Scheiße, Fuchsscheiße? Schwebte auch dort der "Fuchsbandwurm"? Ich beobachtete mich genau, ob ich auffällige Hustenanfälle bekam, wurde eine Nummer kleiner, machte ein paar Photos und war froh, wieder in der frischen Waldluft draußen zu sein.
Literatur:
Herrmann, Friedrich | Jurahöhlen der Oberpfalz, Verlag Fr. Pustet, Regensburg 1976 |
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