Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Höhlenspaziergänge im Naabtal, Bayern, D


Haus ohne Dach in Kallmünz

Die Räuberhöhle bei Etterzhausen

Räuberhöhle beim Schelmengraben


Die Naab ist ein von Norden kommender Nebenfluß der Donau, 165 km lang, der bei Mariaort bei Regensburg mündet. Bei Burglengenfeld beginnt der Südliche Fränkische Jura, was man an den Talhängen erkennen kann, an denen immer wieder die Kalkfelsen an den Hängen und aus den Wäldern auffallen. Große Höhlen gibt es unterwegs nicht, aber etliche kleinere Objekte.

1. Höhlenspaziergang um Waltenhofen

Waltenhofen ist wirklich ein kleiner Weiler kurz vor der Mündung der Naab in die Donau. Er besteht aus zwei Bauernhäusern, ein paar Stadeln und einem Buswendeparkplatz. Dort kann man sein Auto gut stehenlassen und eine schöne Wanderung machen zu einigen kleinen Höhlen in der Umgebung. Beschaulich und beruhigend wird diese Tour trotzdem nicht. Denn der Lärm ist massiv, der auf einen da zu kommt. Es führt die Bundesstraße von Regensburg Richtung Nürnberg auf der anderen Talseite entlang der Naab. Dieser Lärm ist sicherlich viel weniger geworden, seit die Autobahn nicht weit von hier auf der Hochfläche verläuft. Dann ist da noch die Bahnlinie durchs Tal, wo alle paar Minuten Personen- und Güterzüge entlangrauschen. Und da ist gar nicht so selten der Lärm von Düsenjägern, die hier ihre Übungsflüge abhalten.

Trotzdem, wer nichts gegen Kleinhöhlen hat, dem könnte auch diese kleine Wanderung gefallen. Ich unternahm sie am 29. Mai 2001 vormittags. Vom Weiler geht Richtung Etterzhausen bald ein Feldweg Richtung Westen. Ein kleines Häuschen grüßt vom Waldrand herunter. Man unterquert die Eisenbahnlinie in einem kurzen Tunnel und kommt in ein bachdurchflossenes Tälchen. Hier muß man sich entscheiden, was man erst machen will. Ich ging links und suchte zuerst einmal nach der Schachthöhle im Weiherholz. Da sie nur einen winzigen Eingang hat, der erst kurz bevor man wirklich dort steht, sichtbar wird, ist es gar nicht so leicht ihn auszumachen. Ich dachte, zuerst einmal in Richtung Gipfel des Weihersholzes zu gehen, der 463 m bringt, was 130 m höher als die Naab ist. Dort oben gab es aber nur langweiligen Nadelholzforst, so daß ich es weiter unten in der Nähe der Bahnlinie versuchte. Tatsächlich zeigten sich dann im Wald Felsgruppe um Felsgruppe, die ich alle nach Höhlen und Höhlenchen durchschnupperte. Tatsächlich gab es da auch was, alles nur wenige Meter lang, aber alle auch schon vom Menschen besucht. Fast in jeder war eine Herdstelle, lagen Bierflaschen herum, eine war vielleicht mal ein privates Liebesnest gewesen, jedenfalls war der Eingang mal mit Planen abgedeckt und zwei süße rote Herzchen machen fragen, warum jemand so etwas an die Höhlenwand pinselt. Am Ende fand ich dann doch noch die Weiherholzhöhle. Sie ist mit dicken Metallstangen verschlossen, wohl wegen ihrer archäologischen Bedeutung. Ein schmaler Felsschlauch zieht bergwärts und bricht nach 6 m senkrecht in einen 4 m tiefen Spaltenschacht ab. Im hinteren Innenraum wurden Menschenknochen, Silices und Scherben aus der Bronze- und Latènezeit gefunden.


Dann wollte ich noch die Räuberhöhle im Schelmengraben besuchen, wozu ich halt immer nur der Bahnlinie nach Norden folgen mußte. Nicht direkt an den Gleisen entlang, sondern oberhalb in Wald, mal weglos, mal auf gebahnten Pfaden. Die Höhle ist leicht auszumachen, denn sie liegt in dem einzigen Felsbogen, der die Bahn überspannt. Der Besuch war äußerst spannend, denn solche direkten Beziehungen zwischen Eisenbahn und Höhle hat man selten. Der künstliche Tunnel ist noch um einiges größer als der Tunnelquerschnitt, der sich unerreichbar hoch oben in der Felswand öffnet. Man kann rüberschauen, aber halt einfach nicht rein. Man müßte schon den Zugverkehr sperren und mit langen Leitern rein. Auch nach außen zu gibt es eine kleine Fortsetzung, eine Naturbrücke in der allerlei Bahntechnik an den Wänden angebracht ist. Eine nicht alltägliche Örtlichkeit. 1869/70 hatte man beim Bahnbau der Archäologen nur kurze Zeit gegeben, damit sie ihre Grabungen vornehmen konnten, dann wurde gesprengt. Sie war eine der wichtigsten Wohnplätze der ganzen Oberpfalz, wurde sie doch von Anbeginn der Besiedlung bis in die Neuzeit aufgesucht. Der Nachweis des Neandertalers für diese Örtlichkeit konnte einwandfrei erbracht werden. Die Fundstücke sind weit verstreut worden. Sogar Sammlungen in Paris und London haben Fundstücke daraus. Gümbel hat sie in seinem ausführlich beschrieben, im Internet gibt es wissenschaftliche Beiträge darüber. > http://albertina.uni-regensburg.de/article/viewFile/869/768

Von hier gilt es dann einfach, steil durch den Wald abzusteigen, bis man ein verwachsenes altes Wegerl erreicht, das einen nach einem Linksknick zurückbringt zum Auto.

 

 

2. Höhle am Weitzenberg bei Kallmünz

Wer die Fritsch Wanderkarte "Stadt und Landkreis Regensburg" besitzt, der sieht gleich das Höhlenzeichen westlich von Kallmünz direkt an der Bundesstraße gleich beim Parkplatz. Dort läßt sich gut halten und der Weg setzt ziemlich verwachsen am Nordende davon an. Es geht steil bergauf im Wald, man kreuzt einen Querweg und folgt dem Steiglein immer nach oben. Oben sind schon die typischen Felspartien des Täler in Karstgebieten zu sehen. Die Höhle allerdings bemerkt man erst, wenn man unmittelbar schon dort ist. Ein kleines Felsportal zeigt sich, man geht hinein auf erdigem Boden und stößt auch gleich wieder auf das Höhlenende, eine blanke Felswand. Ein paar Äste liegen herum von irgendwelchen Lagerfeuerchen, ein paar kleine Schürfgruben, vielleich hat hier jemand nach Spuren unserer Vorgänger besucht. Resümée: kaum lohnend, vielleicht hätte man besser noch ein Weißbier in einer der Wirtschaften von Kallmünz getrunken.

 

 

3. Die Osterstube bei Pielenhofen

Etwa auf der Hälfte zwischen Regensburg und Kallmünz liegt der Ort Pielenhofen mit seinem Kloster. Folgt man der Bundesstraße Richtung Kallmünz, dann kommt bald danach auf der linken Straßenseite ein kleiner Parkplatz, von wo aus die "Lourdesgrotte" leicht erreichbar ist. Ständig kümmert sich hier jemand darum, daß die Kerzen an diesem kleinen Marienheiligtum brennen. Ein bißchen weiter kommt an der linken Straßenseite ein kleiner Wanderparkplatz. Dort kann man das Auto stehen lassen und zu Fuß zur Höhle am besten weitergehen. Wieder setzt an der Nordseite des Parkplatzes der schmale Wanderweg an, der zur Höhle führt. Er steigt langsam an und führt bis zu sich mächtig auftürmenden Felspartien. Hier heißt es, den bequemen Weg zu verlassen und steil nach oben auf einem ausgetretenen Zickzackweg, der weiß markiert ist, zur Höhle zu gehen. Da hat sich jemand besonders viel Mühe gegeben, um die Höhle zugänglich zu machen, aber der Zahn der Zeit nagt auch hier.




Bei der Höhle zeigen die Markierungen in zwei verschiedene Richtungen. Man braucht sich nicht verwirren zu lassen, denn beide führen wieder zusammen - unterirdisch. Man geht nämlich zur einen Öffnung rein und kommt zur anderen wieder heraus. Wie zwei Schenkel eines rechtwinkligen Dreiecks treffen die beiden Gänge aufeinander. Beide haben ganz unterschiedlichen Charakter, der eine eher spaltenförmig, hoch, der andere sieht wie ein alter Wassergang aus, breit und an den Seiten gewölbt. Bergwärts ziehen leider nur ganz mickrige, gleich endende kurze Stollen.

Ist das die Höhle, wo man früher das "Osterwasser" geholt hat? Als ich am 26. Juni 2001 wieder mal dort war, da gab es keinen einzigen Tropfen Wasser dort, alles war "furztrocken", nur ein bißchen Häckselstroh lag herum und die Reste einer zurückgelassenen und inzwischen zusammengebrochenen Biwakstelle.

Schon Panzer hat in seiner Höhlensagensammlung die Geschichten um die Höhle zusammengetragen. Am Fuße der Osterstube dringe das Winterbrünnl aus dem Berge. Die Leute dort würden behaupten, daß dieses Wasser aus der Schwarzen Laaber komme und durch das 1 1/2 Stunden breite Gebirg dringe. Als Bestätigung für die Vermutung würden die Leute nehmen, daß wenn das Winterbrünnl trüb fließe auch das Wasser der Laber hoch sei.
Außerdem hätte die Höhle, die ursprünglich eher "Asterstube" geheißen habe, Wichteln als Wohnort gedient habe.

4. Die Räubershöhle bei Etterzhausen

5. In der Umgebung von Mariaort

In der Nähe der Wallfahrtskirche Mariaort, die sich am Fuße des rechten Naabtalhangs, kurz vor der Mündung in die Donau, befindet, sind ein paar Höhlen im Höhlenkataster inzwischen erfaßt. Der Kalkfels tritt hier sichtbar zu Tage und es zeigen sich auch hier ein paar Spuren seiner Auflösung inzwischen. Da gibt es den "Abri bei der Kirche Mariaort F 79), der sich unübersehbar rechts neben der Fahrstraße zur Kirche auftut. Viel zu sehen ist da eher nicht. Eine ganz leicht überstehende Felswand ist da, immerhin weiß die Veröffentlichung über die Höhle von "Deckungslöchern" zu berichten, die während des Krieges dort ausgehoben worden seien. Und einige Silices habe man dort gefunden, die im Stadtmuseum Regensburg jetzt gezeigt würden.
Nur wenige Meter davon entfernt ist die "Nebenhöhle bei Mariaort". Die ist auch nicht zu übersehen, weil sie ich als kleines Felsloch in einer großen Wand öffnet. Der ausgetretene Pfad zum Eingang zeigt, daß viel dort vorbeischauen. Die geweckte Erwartung wird aber, wie es halt im Leben oft so ist, nicht erfüllt. Du bückst dich unterhalb den niedrigen Felsendecke, stehst dann wieder aufrecht und schaust auf das Höhlenende. Ein verstopfter Gang, viele Wurzeln kommen von oben herunter. Die Gesamtganglänge bei wohlwollender Betrachtung: 5 m. Geologischer Kurzkommentar aus der Beschreibung: "Paläontologischer Vorfluter" und biologischer: "Reichlich Arachnoidär", d.h. Höhlenspinnen sind da.
Dann gibt es da noch einen "G'scheite-Namen-Höhle". Sie wird wie folgt beschrieben: "Die zeichnerische Lage läßt eine ehemalige Verbindung (vor dem Bahnbau) zur Nebenhöhle bei Mariaort vermuten". Wenn man noch das Rechnen gelernt hat, und deren Eingangshöhe von 350m ü.N.N. mit der Eingangshöhe der Nebenhöhle vergleicht, 338m ü.N.N., dann sollten das 12 m sein. Ich habe danach gesucht, aber ich habe sie nicht gefunden. So eine Erfahrung macht auch nichts, dann kann heißt es halt wiederzukommen, hält die Sache am Kochen. Und da gibt es ja noch ein Loch, gut sichtbar vom Weg aus, das hab ich zwar gesehen, aber nicht weiter ausgeforscht..... Wer möcht schon behaupten, daß es alles weiß und kennt? Keiner tut das.

Bei Maria Ort gibt es noch eine einfach zugängliche Höhle, die allerdings nicht mehr im Naabtal liegt, sondern von der Straße entlang der Donau eigentlich leicht zugänglich ist. 

6) In der Kirche von Pielenhofen gibt es eine Rarität für Kenner: die Darstellung einer Höhle in einem Kirchenraum. Davon existieren nur zwei weitere Beispiele im Raum der Fränkischen Alb, in St. Wolfgang bei Velburg und in, wie heißt der Ort bloß? Irgendwo auf meiner Webseite über die Höhlen der Fränkischen Alb sind Bilder davon.

7) Felsenkeller und Höhle bei Kallmünz

Ludwig Bäuml - ein Künstler aus Kallmünz



 


Literatur:

Ammon, Ludwig v. Die Räuberhöhle im Schelmengraben, http://albertina.uni-regensburg.de/article/viewFile/869/768
Dechent, Werner Die Naab - ihr südlicher Flusslauf und ihre Mündung im Zeitenwandel, Der Fränkische Höhlenspiegel 60-2015, S. 32ff.
Gümbel, C.W. Geognostische Beschreibung des Königreichs Bayern, Vierte Abtheilung Geognostische Beschreibung der Fränkischen Alb (Frankenjura), Verlag von Theodor Fischer, Kassel 1891
Koller, Karoly Die weiße Nacht des Jura - Streifzüge durch die unterirdische Oberpfalz, in: Ettl, Grill, Oberpfalz, Viechtach 1995, S. 26ff.
Liondner, Herbert Die altsteinzeitlichen Kulturen der Räuberhöhle am Schelmengraben bei Sinzing, Materialhefte zur Bayerische Vorgeschichte Band 16, Lassleben, Kallmünz 1961
ohne Verfasserangabe Höhlen im Weiherholz im Naabtal, Ergebnismappe des Vermessungswochenendes im unteren Altmühltal vom 30.06./01.07.2001
Zittel, Karl Alfred von Die Räuberhöhle am Schelmengraben. Eine prähistorische Höhlenwohnung in der bayerischen Oberpfalz. München 1872. Sitzungsberichte: 1872,6. http://publikationen.badw.de/de/003392261

Links:

 


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