Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Wiehler Höhle

 


Die Wiehler Tropfsteinhöhle wurde schon 1860 bei Steinbrucharbeiten entdeckt. Dort wurde die zwischen 30 bis 50 m dicke Kalkschicht aus dem Mitteldevon (ca. 350 Mio. Jahre alt) abgebaut, die unter einer darüber abgelagerten Sandsteinschicht liegt. Die ursprünglich horizontalen Schichten, die ja aus Ablagerungen eines tropischen Meeres stammen, wurden bei der sog. "Variszischen Gebirgsfaltung" teilweise schräggestellt und fallen jetzt mit ca. 20-40 Grad nach Nordwest ein.

Lange Zeit wurde sie kaum beachtet. Erst 1922 wurde beschlossen, die Höhle auszubauen, 1926 wurde sie als Notstandsarbeit erschlossen, 1927 eröffnet. Hauptsächlich mußte man den vielen Höhlenlehm, der die Gänge und Räume öfters ausfüllt, herausholen und nach draußen bringen. Es noch immer Höhlenteile, in denen man weitermachen könnte.

Über die Länge der Höhle gibt es verschiedene Angaben: Bei SHOWCAVES.COM heißt es, die Höhle sei 1.600 m lang und der Führungsweg umfasse 1.200 m, auf der Webseite der Stadt Wiehl steht, sie sei 1.500 m lang, der aktuelle Wert auf der Höhlenlistenseite des Arbeitskreises Kluterthöhle e.V., die seit 1997 sich auch der wissenschaftlichen Erforschung der Höhle widmet, sind es 875 m.

Der Besucher betritt die Höhle über eine Treppe mit 26 Stufen, die ihn 7 m unter die Erde bringen, und die im Hotelgebäude darüber ansetzt. Verlassen tut der Besucher die Höhle durch einen zweiten Ausgang unterhalb ganz in der Nähe der Straße von Wiehl nach Nümbrecht.

Hat man den Abstieg hinter sich, dann öffnet sich ein horizontalen Gangsystem, das mich schon früher an das Bergwerk im Deutschen Museum erinnert hat. Auf der Webseite der Höhle wird das, was man zu sehen bekommt, so charakterisiert: "Herabhängende meist schlanke Tropfsteine (Stalaktiten) sowie von unten nach oben gewachsene etwas plump wirkende Stalagmiten bereiten den Weg. Dicke Kaskaden, Pfeiler, Säulen und andere Gebilde voller Formschönheit, glitzernder und leuchtender Farbvielfalt von weiß glänzend bis leuchtend rot erstaunen den Besucher." Mich hat vor allem der Raum mit dem massiven Felsblock aus Grauwacke beeindruckt, besonders als der Führer von Erdbeben erzählte, die es glücklicherweise nur selten hier gibt, und was los wäre, wenn das Ding, das da über unseren Köpfen hing, in Bewegung käme.
Im großen "Trauungssaal" hatte man fast alles weggeräumt, was auf seine zeitweise Benutzung als Kultort hinwies. Nur noch ein Feuerlöscher am Rande zeigte, daß da manchmal bei all der Kerzenromantik auch mal etwas schiefgehen kann. 

Natürlich waren wir alle vergattert worden vom Führer, keine Tropfsteine zu berühren, weil das das Tropfsteinwachstum zum Erliegen bringen würde. Tja, auch in unserer Besuchergruppe war einer, der hatte da wohl nicht zugehört. Der stand auf einmal auf einem Felspodest und untersuchte die Decke auf brauchbares Steingut ab, das er noch abbrechen hätte können. Ich sagte zu ihm, daß man das nicht machen solle, er blickte mich verstört an, kam wieder herunter und verzog sich - in die nächste Ecke, wo er weiter nach einem mitnehmbaren Höhlensouvenir herumsuchte. Ein unangenehmer Zeitgenosse und doch typisch für einen Teil der Menschheit, die nicht genug bekommen können.Ein Vergleich der Eintrittspreise:

1982 1997 2025
2 € 4 € 6,50 €

Ein besonderes Angebot, wenn auch nicht die einzige Möglichkeit dazu auf der Welt , bietet das Standesamt Wiehlt: Man kann sich dort trauen lassen!

Auszug aus der Webseite:  "Eheschließungen sind grundsätzlich dienstags und freitags in der Zeit von 10:00 Uhr bis 11:00 Uhr an den Trauorten Rathaus Wiehl (Trauzimmer), Burghaus Bielstein oder der Wiehler Tropfsteinhöhle (nur freitags) im Stadtteil Pfaffenberg möglich.
Als besonderen Service bietet das Standesamt Wiehl üblicherweise an jedem dritten Wochenende eines Monats (Änderungen vorbehalten) freitagsnachmittags von 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr und samstagsvormittags von 10:00 Uhr bis 13:00 Uhr die Möglichkeit der Eheschließung im Burghaus Bielstein und der Wiehler Tropfsteinhöhle an."

 

 


Literatur:

Kempe, Stephan, hrsg. von (1997): HB-Bildatlas Sonderausgabe HÖHLEN, Norderstedt

Links:

https://waldhotel-wiehl.de/tropfsteinhoehle/

https://www.wiehl.de/tourismus/sehenswuerdigkeiten/tropfsteinhoehle/

https://www.nuembrecht.de/zu-gast-in-nuembrecht/sehenswertes/detail/ort/tropfsteinhoehle-wiehl/

https://www.wiehl.de/buerger/soziales/standesamt/trauorte/

 


[ Index ] [ Englisch version ] [ Höhlen und Höhlengebiete ] [ Kunst ]
[ HöRePsy ] [ Höhlenschutz ] [ VHM ] [ Veranstaltungen ] [ Links ]