Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Balver Höhle
Die 138 m lange Höhle, bestehend aus einer großen tunnelförmigen Halle und 2 Nebengängen, liegt am Stadtrand von Balve im Sauerland im Hönnetal im "Hohlen Stein". Sie stellt eine der am besten erforschten archäologischen Fundplätze der Mittleren Altsteinzeit dar, was bezeugt, daß sie immer schon dem Menschen bekannt war.
Neben dieser Urbegegnung mit der Höhle ist auch der urkundlich belegte Nachweis spannend. In diesem Fall läßt er sich auf das Jahr 1690 zurückverfolgen, wo auf einer Karte von J. Gigas eine entsprechende Eintragung zu finden ist.
Kaum zu glauben ist heute, daß es in einem Bericht aus dem Jahre 1815
    heißt, daß der Eingang nur 1,60 m hoch sei und das Gewölbe nur
    "wenige Lachter tief in den Berg hineinführe." Ende des 19.
    Jahrhunderts begannen Wissenschaftler sich intensiver für die Vorzeit zu
    interessieren. Hier waren es der Geologe Ernst Heinrich von Dechen 1871 und
    der Anatom und Naturforscher Rudolf Virchow 1879, und andere, die in den
    Ablagerungen am Boden der Höhle herumwühlten und Artefakte zu Tage
    brachten. 
    Später entdeckten heimische Bauern, daß der Lehm aus der Höhle gut zum
    Düngen ihrer Felder verwendet werden konnte. Man kam mit vielen Karren und
    holte sich das kostenlose Material ab. Dann kamen die Stadtväter Balves auf
    die Idee, damit die Gemeindefinanzen aufzubessern und es wurde pro Fuhre
    Lehm bis zu 1,50 Mark verlangt. 
Im 2. Weltkrieg wurde eine Rüstungsfabrik in der Höhle errichtet und
    vor dem Eingang Flakgeschütze postiert. Zwangsarbeiter aus Frankreich und
    Russland wurden zur Arbeit gepreßt. Wie es heißt, soll nur dort ein
    bestimmtes sehr wichtiges Teil von Maschinengewehren hergestellt worden
    sein, das man unbedingt brauchte. 
    Als der Krieg endlich vorbei war, hieß es, die Höhle werde in die Luft
    gesprengt, eine Praxis, die auch anderswo in Betracht gezogen und teilweise
    ausgeführt worden ist. Hier bildete sich eine Bürgergruppe, die unter dem
    Motto "Rettet die Höhle" auftrag und am Ende Erfolg hatte.
Inzwischen ist die Höhle eine etablierte "Kulturhöhle" und wird für verschiedenste Veranstaltungen genutzt, vom Rockkonzert über das Public Viewing von Fußballspielen bis zum Weihnachtsmarkt. Sie ist an die Schützenbruderschaft St. Sebastian verpachtet, die sie bewirtschaftet.
Normalerweise ist heutzutage kein Besuch möglich, außer bei den Veranstaltungen. In einem alten Text über die Höhle heißt esa noch: "Geöffnet 1. Mai bis 31. Oktober täglich von 8-18 Uhr. Preise: Erwachsene -, 30 DM, Kinder -,20 DM". IM HB-Bildatlas steht für 1982 Erwachsene 1,50 DM, Kinder 1 DM und für 1997: Erwachsene 2 DM, Kinder 1 DM. Bei der Abrechnung an der Höhle ist heute der Eintritt frei, ansonsten muß man halt die Eintrittsgebühren für die Veranstaltungen bezahlen, z.B. für das German Kultrock Festival werden Tickets angeboten ab 62,50 € (2025).
Als ich im April 2025 einmal dort war, da stand das Tor zum Gelände weit
    offen. Ich ging hindurch und näherte mich langsam dem massiven Vorhang im
    Eingangsportal, der leicht offen stand. Ein Mann stand bei seinem Auto vor
    dem Schützenheim und schnauzte mich gleich an, was ich da eigentlich wolle.
    Die Höhle sei geschlossen. 
    
    Ich ging wieder, dachte aber an die junge Frau, die 2 Tage vorher in
    Osterrode im Harz schon um 8 Uhr in der Frühe, als ich vor dem Schaufenster
    des Touristenbüros stand und sehnsüchtig hineinschaute, ob ich nicht eine
    Informationsbroschüre über die Karsterscheinungen im Harz sehen würde,
    mich fragte, wie sie mir vielleicht helfen könne. Die normale Öffnungszeit
    begann um 10 Uhr, aber das war egal. Sie sperrte auf, suchte mir aus dem
    Regel die Broschüre und überreichte sie mir auch noch mit einem Lächeln.
    Wie schön, daß es auch solche Menschen gibt, nicht nur miesgrämige
    Hier-bin-ich-der-Herr-Typen.
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1976: die.Höhle als Aufbewahrungsort der neuen Mülltonnen  | 
        
Literatur:
Eberts, Carsten, Heckenberger, Fabian (2010): Wenn Vuvuzelas Brahms
    spielen, Süddeutsche Zeitung Nr. 151, 5. Juli 2010, S. 33
    Kempe, Stephan, hrsg. von (1997): HB-Bildatlas Sonderausgabe HÖHLEN,
    Norderstedt
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