Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Der Malachitdom


Der Eingang zum Malachitdom wurde 1987 durch die Briloner Höhlenforscher A. Schudelski und die Gebrüder Erlemeyer entdeckt. Er liegt im Großsteinbruch der Mitteldeutschen Hartstein-Industrie (MH) bei Wünnenberg-Bleiwäsche. Der Fund wurde umgehend den zuständigen Behörden gemeldet, um eine Unterschutzstellung zu erreichen. 

Ein klassicher Konflikt tat sich da auf: Wirtschaftsfaktor oder Naturbewahrung. Dieses einmalige Naturobjekt, das Höhlensystem Kreiselhalle-Malachitdom, wurde mindestens einstweilig mit einer Ordnungsverfügung des Regierungspräsidiums Detmold vom 21.12.1987 sichergestellt.

Ein umfangreiches wissenschaftliches Untersuchungsprogramm wurde in die Wege geleitet und in der 30 m breiten, 60 m langen und 20 m hohen Halle durchgeführt.

Aus der Zusammenfassung der Ergebnisse:
- Das Höhlensystem ragt sowohl wegen seiner Dimensionen als auch vom erhaltenen Höhleninventar über das Normalmaß der Höhlen in Nordrhein-Westfalen "hinaus". Es handelt sich wohl um eine fossile Bachschwinde.
- Die Versinterung ist ungewöhnlich. Von "außerordentlicher Bedeutung" ist das Zusammentreffen des Karsthohlraums mit einem Erzgang.
- Die auftretende Form einer Kombination von hydrothermaler Vererzung und Karsthohlräumen ist einzigartig in Deutschland. Besonders die blau- und grüngefährbten Calcit-Sinter sind ziemlich einmalig für Deutschland.
- Die Untersuchung der Paläosinterschäden kann in Verbindung mit absoluten Alterdatierungen Hinweise auf Erdbebentätigkeiten in der Vergangenheit liefern.

Das gesamte Forschungsprogramm in der Höhle war wahrscheinlich das umfangreichste interdisziplinäre Projekt dieser Art, das je in einer deutschen Höhlen stattgefunden hat.

Und dann plötzlich 2018 eine Meldung in den Medien: Die weitere Existenz der Höhle war gefährdet. Vom Steinbruchbetrieb wurde eine Befreiung von den Vorschriften des Bundesnaturschutzgesetzes beantragt, die vom Umweltamt des Kreises Paderborn abgelehnt wurde. Dagegen klagte man dann vor dem Verwaltungsgericht Minden. Geht es nicht eigentlich nur am das liebe "Geld"? Herausholen was geht vom "Staat", von der Allgemeinheit, und Hineinstopfen in privater Taschen? 

Über das Ergebnis der Gerichtsverhandlung wird im Internet leider, soweit ich das recherchieren kann, nichts mitgeteilt, aber vermutlich ging sie positiv für den Erhalt der Höhle aus.

     
     

Literatur:

Alberts, B., Wrede, V., Zeller, M. Das Forschungsprogramm "Malachitdom" - erster Überblick über Durchführung und Ergebnisse, Mitteilungen des Verbandes der dt. Höhlen- und Karstforscher 4/1989, S. 126ff.
Schudelski, Andreas, Wrede, Volker Nach 35 Jahren endgültiger Naturschutz für den Malachitdom - ein Rückblick, Mitt. Verb. dt. Höhlen- und Karstforscher 69(2), München 2023, 43-50

Links:

https://m.westfalen-blatt.de/OWL/Kreis-Paderborn/Salzkotten/3642597-Zukunft-des-Bleiwaescher-Malachitdoms-liegt-in-den-Haenden-Mindener-Richter-Von-zerbrechlicher-Schoenheit

https://www.outdooractive.com/de/geotop/teutoburger-wald/steinbruch-duestertal/1725605/

https://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/Deutschland/Nordrhein-Westfalen/Arnsberg, Bezirk/Hochsauerlandkreis/Brilon/Wünnenberg/Bleiwäsche/Malachitdom

https://www.mt.de/lokales/regionales/22321701_Tropfsteinhoehle-Malachitdom-im-Kreis-Paderborn-bleibt-erhalten.html

https://www.outdooractive.com/de/poi/teutoburger-wald/steinbruch-duestertal/1725605/

https://www.westfalen-blatt.de/owl/kreis-paderborn/bad-wuennenberg/wie-eine-zweite-entdeckung-farbige-tropfsteinhohle-bleibt-erhalten-1225632

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