Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Olgahöhle in Honau, Echaztal, Schwäbische Alb
Im Jahre 1874 wurde bei Steinbrucharbeiten in
Honau, einem kleinen Ort im Echaztal am Nordrand der
Schwäbischen Alb der Eingang zu einer neuen Höhle entdeckt, die
später den Namen der damaligen württembergischen Königin Olga
erhielt. Der Entdecker Johann Ziegler räumte, so die Berichte,
in mühevoller Arbeit, den mit Tuffsand gefüllten Höhlengang
erst einmal aus, ehe man ihn überhaupt begehen konnte.
Schon im Jahr darauf wurde die Höhle ein beliebtes Ausflugsziel,
wo man dann die "herrlichen Tuffkalotten und Sinterbildungen
geschmückte Höhle" bequem besichtigen konnte. Beleuchtet
wurde zuerst mit Kerzen, deren Halter man noch heute sehen kann.
Man war am Puls der Zeit, denn gleich nachdem Siemens den Dynamo
erfunden und auf den Markt gebracht hatte, erwarb man so ein Ding
und verwendete es zur Stromerzeugung, die dann für die
Beleuchtung der Höhle genutzt wurde. In Deutschland war das in
einer Höhle das erste Mal, in Österreich war man ein wenig
schneller gewesen und hatte damit schon die Kraushöhle bei Gams
(in der Höhle von Postojna war man auch sehr schnell mit der
Anwendung dieser rußfreien Innovation) erleuchtet. Ein paar
Spuren davon sieht man noch heute in der Olgahöhle in Form von
blickheischenden Isolatoren, die heute auch schon ein wertvolles
Stückspeläogeschichte sind.
Es müssen vielen Menschen diese Höhle mal besucht haben. Es
lohnte sich, eine Gaststätte zur Olgahöhle dort 1912 zu
errichten, später wurde der Betrieb gar zu einem Hotel. Aber:
tempus fugit (Im Original heißt es: tempus fugit - amor manet.
Aber der erste Teil hat gesiegt auf vielen Uhren). Der
"hype" brach ab, der Betrieb wurde geschlossen, im
Krieg diente die Höhle als Luftschutzraum. Die
evangelisch-methodistische Kirche erwarb das ehemalige Hotel samt
Grundstück und Höhle. Zur Absicherung des Bauwerks wurden
damals Stützmauern in den Nordgang eingezogen, weil diese Region
einsturzgefährdet erschien. Inzwischen wird das Gebäude als
Altenheim betrieben.
Da niemand mehr die Betreuung der Höhle nach dem 2. Weltkrieg
übernehmen wollte, war die lange Jahre verschlossen. 1969 taten
sich die Interessenten an einer Neuöffnung zusammen, wobei vor
allem der Schwäbische Albverein und die Höhlenfreunde aktiv
wurden. 1972 wird sie wieder der Öffentlichkeit übergeben,
wobei man aber keinen großen Schauhöhlenrummel anstrebte.
Normalerweise ist sie heute an jedem 1. Sonntag im Monat
geöffnet von April bis in den November hinein.
Geologisch gesehen handelt es sich um eine Primärhöhle, also ein natürlicher Hohlraum, der bereits mit der Bildung des Gesteins entstanden ist. Die Echaz brachte kalkhaltiges Wasser mit, das an dieser Stelle über eine Wasserfallstufe floß. Die Traufkante schob sich allmählich immer mehr nach vorne und darunter bildete sich ein Hohlraum. Dieser Prozeß hat sich zweimal abgespielt, denn man kann in der Höhle zwei paralle Gänge besichtigen. Die Gesamtganglänge wird mit 170 m angegeben, wovon 114 m natürliche Hohlräume sind, der Rest sind künstliche Stollen. Die größte Horizontalerstreckung beträgt 56 m, die vertikal sind es 11 m. Die Besonderheit der Höhle sind die Blaualgentuff-Kalotten, die halbkugelförmig von der Decke hängen.
2007 | ||
2010 Die Echaz - der Grund für die Entstehung |
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Geschichtsträchtige Höhlenbeleuchtung! | ||
Literatur:
Scheff, Jürgen | Die Höhlen des Kartenblattes Reutlingen 7521, Laichinger Höhlenfreund 25-1978, S. 4ff. |
Scheff, Jürgen | Blütenpflanzen und Farne in Höhleneingängen der Mittleren Schwäbischen Alb - eine ökologisch-pflanzensoziologische Untersuchung, SBeiträge zur Höhlen- und Karstkunde in Südwestdeutschland Nr. 10, Stuttgart 1976, S. 6 ff. |
Schmid, Stirn, Ziegler, Schriftleiter Hans Binder | Die Olgahöhle bei Honau, Abh. Karst- und Höhlenkunde, Reihe A, Heft 7, München 1972 |
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