Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Höhlen bei Gutenberg, Schwäbische Alb


8. Januar 2004 Ein Schneesturm hat uns auf der Hochfläche der Alb eingeholt. Die Sicht war fast auf Null zurückgegangen. So schnell war der Neuschnee gefallen, daß die Räumfahrzeuge kaum mehr nachkommen. Willi Adelungs und mein Ziel waren heute die altbekannten Höhlen am Rand des Lenninger Tals oberhalb von Gutenberg. Die unberührte Schneedecke zeigte, daß noch niemand vor uns an diesem Tag dorthin gewandert war. Die ungewöhnliche Zeit hatte ihren eigenen ungewohnten Reiz. Ein Schild am Ende des Waldes machte darauf aufmerksam, daß die beiden bekannten Schauhöhlen, die Gutenberger Höhle und die Gußmannshöhle den Winter über geschlossen waren. Kein Grund, da nicht trotzdem ein bißchen herumzuwandern. Alle Steige waren frisch verschneit und wir konnten unsere Fußstapfen in das jungfräuliche Weiß rundum setzen. Erst wanderten wir mal nach links zum großen Eingang der Gutenberger Höhle, früher auch Heppenloch genannt. Bei dem starken Schnellfall war richtig erholsam dort unter das Felsdach zu treten. Mehrere Sitzbänke und kleine Holztische sind da, ein paar Meter kann man auch hineinwandern in die Höhle, dann verschließt eine Steinmauer mit einer verschlossenen Stahltüre den Weg. Richtig warm kams da aus dem Innern der Erde. Ein Absuchen der Höhlenwände nach irgendwelchen Inschriften oder Zeichnungen erbrachte nur an einer Stelle, daß ein Mammut an einer günstigen Stelle hingezeichnet war. Ich will keinen Kunstkritiker spielen, aber das piece of art stammt wohl von einem Kind.

Hinüber gings dann zur Gußmannshöhle. Dort ist ja ein richtiger kleiner Höhlenpark. Der neue Eingang, der an den Eingang in ein Bergwerk wegen seines Holzausbaus erinnert, war auch nach wenigen Metern mit einer massiven Türe verschlossen. Klettert man rechts neben dem Eingang ein wenig in die Höhe, stößt man sofort auf den alten Höhleneingang. Es geht leicht abwärts in einen Höhlenraum, der gleich eine massive, schon schwer beschädigte Sinterfigur aufweist. Nach unten zu ist heute der Weiterweg verschüttet. Gleich links vom Eingang ist ein niedriger Schlufeingang, der Eingang zur Krebssteinhöhle 2. Wer hinein will, für den gilt es auf alle Viere zu gehen und sich wie ein Hund in dem schmalen Felsspalt sich fortzubewegen. Wie es heißt, kann man sich nach 15 m umdrehen und wieder herausschliefen. Und das ist alles, was man da machen kann. Wer sich noch ein bißchen umschaut, der stößt vielleicht auch noch auf die in allen Karten eingezeichnete Wolfsschluchthöhle und die Krebssteinhöhle 1. Insgesamt haben wir da ein kleines, feines Höhlengebiet vor uns.

Am Parkplatz bei der Höhle
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Von Gutenberg Richtung Höhlen Anfang 2004

22. August 2004

 
Gußmannshöhle
Gutenberger Höhle
 
 
 
 
 

12 Jahre später, im August 2016, habe ich mal einen freien Sonntag. Wohin fahren? Die Gutensteiner Höhlen sind ja hauptsächlich im Sommer nur zugänglich, und am besten am Wochenende. Das paßt doch. Ich strebe auf den neugebauten Autobahnen westwärts, der Verkehr hält sich in Grenzen - bis das zweispurige Stück hinter Ulm kommt. Da staut sich alles, lang und länger. Endlich ist Merklingen erreicht. Adieu zu den modernen angeschollenen Verkehrsströmen. Der Parkplatz bei den Gutenberger Höhlen ist bis auf einen kleinen Platz gefüllt, aber das genügt ja. Bei der Gutenberger Höhle ist niemand. Alles wie verwaist. Nur eine Milchpackung auf dem rustikalen Holztisch. Etwas seltsam ist das schon. Dann höre ich Stimmen aus der Höhle. Englischsprachige. Kinder wollen hinaus, hängen sich an das Sperrgitter, oben Klimmzüge, und machen Rollenspiele, verwandeln sich kurzzeitig in Affen. Dann kommt auch der Rest der Gruppe, der Führer, noch immer Walter Rapp, sperrt auf, alle strömen hinaus. 

Die Besucher mischen sich, einige haben noch gar nichts gesehen, andere die Gutenberger Höhle, ein Mann mit seiner Frau gibt kund, daß er in der Umgebung wohne, und heute noch offenbar stolz darauf ist, nicht in die Höhle gegangen zu sein. Er freut sich noch immer darüber, daß er sich als Schüler sich drücken haben können vor dem Höhlenbesuch. Er verfüge über eine reiches Vorstellungsvermögen, das genüge. Seine Frau will wohl seinen Wortfluß bremsen, er ergeht sich in Selbstgefälligkeit: "Es ist ja sonst so langweilig." Beide ziehen dann weiter. Da kann der Obolus noch so niedrig sein, 2 Euro für eine Höhle, 3 für zwei, der Preis ist es nicht, der manche daran hindert, in die Höhle zu gehen. 

Die Gruppe spaziert hinüber zur Gussmannshöhle, wir warten auf den Schlüsselmann, Walter, er erzählt erst einmal eine lange Geschichte von einer Höhlentour, wo es um enge Felsgänge ging, und zu was das alles führen kann, z.B. daß man darin steckenbleiben kann, dann öffnet sich endlich die eiserne Pforte. Die Gruppe strömte hinein, füllt die Höhlenräume von vorne bis hinten auf und ein Weiterkommen war erst wieder möglich, nachdem die Ersten schon wieder ins Freie traten - so kam es mir jedenfalls vor. Hier ein Tropfstein, dort auch einer, das normale Programm. Mir tat schon unser Führer leid, der immer wieder fragte: "Hat jemand einer Frage?" und nie machte jemand den Mund auf, auch ich nicht. Schon frustrierend wahrscheinlich. 

Erstaunlich ist, daß man die Gussmannshöhle schon 1891 mit elektrischem Licht versehen hatte, allerdings nicht für lange. Der Strom kam von der Bauerschen Mühle im Tale für gerademal 3 Monate. Dann ging die Anlage wegen Wartungsfehlern kaputt und wurde sang- und klanglos wieder entfernt. Nirgends wo anders im Oberamt Kirchheim gab es zu dieser Zeit elektrische Beleuchtung! In der nahen Gutenberger Höhle legte man die Kabel zur elektrischen Beleuchtung erst 1964!

Lobend sei hier erwähnt, daß keiner etwas gegen das Photographieren hat!

Gußmannshöhle

Unterhalb des Schloßbergs in Gutenberg am "Heiligenberg" kannte man immer schon eine kleine Quelle. Meistens vollkommen unauffällig. Nur bei Hochwasserereignissen sich deutlicher zeigend. Sven Pfeifer widmete sich der "kleinen Wasserhöhle", einer "kleinen Spalte mit losem Geröll". Daraus ist inzwischen der "Schloßbergbröller" geworden, versteckt gelegen und mit einem Verschluß versehen. Eine bedeutsame Wassrhöhle.

 


 

Literatur:

Binder, Hans, Jantschke, Herbert Höhlenführer Schwäbische Alb, DRW, Leinfelden-Echterdingen, 7. Auflage 2003

Gußmann, Helmuth

Neues aus alter Albhöhle, Sonderdruck aus Blätter des Schwäbischen Albvereins Nr. 1/1960

Riek, Kurt, Ufrecht, Wolfgang

Das Gutenberger Höhlensystem, Der Laichinger Höhlenfreund 21-11976, S. 7ff.

Links:

http://www.showcaves.com/german/de/showcaves/Gutenberger.html

http://www.arge-grabenstetten.de/publikationen/gutenberger.htm

Landschaft und Höhlen der Schwäbischen Alb


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