Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Sontheimer Höhle und das Tiefental
Schwäbische Alb, D
Die älteste Schauhöhle Deutschlands, ein Adeliger, der für ein Höhlenfest, das er veranstalten will, einfach einen riesigen neuen Eingang öffnen läßt, eine Höhle, die nach dem Krieg noch 3000 Fledermäusen ein Winterquartier geboten hat, und die das heute noch tut, allerdings für wesentlicher weniger dieser Tiere, weil sich halt unser gesamtes menschliches Leben massivst geändert hat.... ein paar Details, die uns unser junger Höhlenführer erzählt hat, als ich und Willi Adelung am 14. September 2003 mal wieder diese Höhle besucht haben. Eine Woche später wäre auch in Baden-Württemberg der Tag des Denkmals gewesen, dann hätte es wieder die Gelegenheit gegeben, die Kohlhaldehöhle, nicht weit vom Schauhöhlenhaus entfernt gelegen, zu sehen.
Eine große alte Tunnelhöhle, "drei bis vier Millionen Jahre alt", so unser Führer. Die Höhle ist viel älter als das tiefe Tal nebenan. Einfach der Rest einer Zeit, die längst vergangen ist und die noch heute ein paar Spuren im Fels hinterlassen hat.Als man mal einen Färbeversuch in der Höhle unternahm, dann kam das Wasser genau da heraus, wo alles Wasser herauskommt, das in dieser Gegend niedergeht - im Blautopf.
Besonders reizvoll ist die Höhle, wenn man nachmittags hingeht. Dann fallen die Sonnenstrahlen durch den Eingang in den Tunnel darunter - ein seltenes Schauspiel, das auch noch innerhalb kurzer Zeit ganz wechselnde Lichtspiele anbietet.
Das Schauhöhlengebäude | |
Der Eingang |
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Der wandernde Schatten |
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Die älteste Inschrift von 1538 | |
Alte Namen an der Höhlenwand | |
Die Spitze eines kleinen Tropfsteins | |
Eine Höhle ganz in der Nähe - die Hintere Kohlhaldenhöhle, einmal im Jahr geöffnet beim Höhlenfest |
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Auf dem Weg zur Höhle |
Am Pfingstsonntag jeden Jahres wird auf dem Gelände bei der Höhle ein großes "Höhlenfest" veranstaltet. Dann geht es richtig zu hier und sogar der zweite Parkplatz auf dem Weg zur Höhle ist randvoll mit Autos der Besucher. Dann ist auch der Tag, wo man ganz einfach in die Kohlhaldehöhle kann, weil sie für alle Besucher geöffnet ist.
Am 31. Mai 2009 war es wieder soweit. Ich habe mal vorbeigeschaut:
Schupfnudeln - das einzige fleischlose Gericht,
fein gemacht |
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Der Eingang in die Kohlhaldehöhle verschwindet allmählich im Grün |
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In der Schauhöhle
Diesmal hörte ich unserer jungen Führerin besonders in der "Kirche" zu: "Hier ist unsere Orgel, dort die Tropfsteinkanzel und da ist der Pfarrer." Ist schon ein ganz schön fetter Steinsack!
Im Juni 2017 anläßlich der VdHK-Tagung in Laichingen
Die Sontheimer Höhle liegt am Rand des Tiefentals, das sich bis hinunter zum Aachtal hinabzieht.
Unterwegs im Oktober 2009
Unterwegs im Juni 2017
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In einem Artikel der SCHWÄBISCHEN CHRONIK vom 18. März 1791 erfahren wir, daß
am Pfingstmontag die ledigen Leute "sämlich in diese Höhle gehen, darinn zu
tanzen, zu essen und zu trinken". Dieser Brauch soll 1790 aufgegeben worden
sein, 1825 unternahm dann die Gemeinde alle Anstrengungen, das Fest
wiederaufzunehmen. Am 3. Juli 1825 hielt man ein Volksfest bei der Höhle ab, der
Höhleneingang wurde mit Blumen bekränzt und im Innern brachte man Lichter an. Um
die Kosten wieder hereinzuholen verlangte man Eintrittsgeld.
Über dieses Ereignis gibt es ein Gedicht von David Friedrich Strauss mit dem
umfangreichen Titel "Genaue und faßliche Beschreibung von der Illumination oder
Beleuchtung des berühmten Erdlochs bey Sontheim auf der Alp den 3. Juli 1825 -
Ins Licht gestellt von Makkabäus Oelmöker, Schulmeister". Ein kleiner Auszug
daraus:
"Als ich alles nun gemuster,
Jegliches Gesicht gekustert,
Gieng ich endlich in das Loch,
wo man sonst hineine kroch.
Ueber einen schönen Bogen,
Waren Blumen hergezogen;
Sage nur, wo man den Pracht
In der Wildniß hergebracht?
Aber das wird jeder finden,
Daß man thut zuerst erblinden,
Wenn man aus dem Tageslicht
In das Loch hinunterkriecht.
Endlich kam mir's doch: die Freuden
Kann ich nicht in Reime kleiden,
Das nur sag' ich, daß mich's fror,
Als ich kam in's Höhlenrohr.
Allenthalben man man stehenl,
Sonst mußt' man auf Vieren gehen,
Staffeln hieb in das Gesteinn
Auch die Sontheimer Gemein.
Unten in der Ecke standen
Ein halb Dutzend Musikanten,
Spielten allda finsterling
Walzer und God save the Queen...."
Literatur:
Bader, Hubert | Herzog Ulrich in der Sontheimer Höhle, Laichinger Höhlenfreund 4-1967, S29ff. |
Binder, Hans | Ein Bericht über die erste Beleuchtung der Sontheimer Höhle 1825 oder Verschmähte Liebe und ihre literarischen Folgen, Laichinger Höhlenfreund 14(2), Laichingen 1979, S. 51-56 |
Binder, Hans, Jantschke, Herbert | Höhlenführer Schwäbische Alb, DRW, 7. Auflage, Leinfelden 2003 |
Göhler, Fritz | David Friedrich Strauß und die Sontheimer Höhle, Schwäbische Heimat, 27, S. 206-209, Stuttgart 1976 |
HHV Laichingen | Die Höhlen des Kartenblattes 1:25000 7524 Blaubeuren, Laichinger Höhlenfreund 13(27), Laichingen 1978 |
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