Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Falkenhöhle, Schwäbische Alb
Viele Höhlen der Schwäbischen Alb sind aus heutiger Sicht relativ schnell erreichbar, weil sie nicht weit von den nächsten Parkplätzen entfernt liegen. Ein paar Ausnahmen gibt es. Dazu zählt die altbekannte Falkenhöhle, ca. 5 km südlich von Heubach am Nordrand der Schwäbischen Alb gelegen. Man muß schon um die 2 km laufen, ehe man am Eingang der Höhle ankommt. Ausgangspunkte sind mehrere möglich, vom Kitzinghof aus, Möhnhof oder bei Rötenbach.
Geht man vom Wanderparkplatz bei Rötenbach aus, dann kann man an den seltsamen Löchern im Feld vorbeikommen, die sich da mitten in der flachen Landschaft auftun und die in einer Reihe hintereinander aufgereiht scheinen. Sind die vielleicht künstlichen oder natürlichen Ursprungs?
Der WSWorientierte Eingang zur Höhle liegt in 710 m Seehöhe. Die Gesamtlänge beträgt fast 90 m, von denen aber die meisten Menschen nicht einmal die Hälfte zu sehen bekommen, weil sie sich mit der Eingangshalle meist zufrieden geben. Die läßt sich nämlich mit einer Taschenlampe ganz gut erkunden. Der Rest ist Leuten vorbehalten, die auch bereit sind, sich "schmutzig" zu machen, vielleicht mal auf dem glatten Boden auszurutschen oder auch einmal auf allen Vieren zu kriechen. Das sind nicht so sehr viele. Die Breite der Höhle schwankt zwischen 17 m und 50 cm, die Höhe zwischen 50 cm und 7 m.
Die Höhle befindet sich, den Fachleuten zufolge, "in den von Feuersteinknollen durchsetzten Massenkalken des Weißjura Delta", heute "Oberjura - ki2". Früher gab es wohl reiche Tropfsteinvorkommen, aber alles, was irgendwie mitnehmbar war, ist heute draußen. Was es noch zu sehen gibt, das war einfach noch zu groß für die Zerstörung. Und kleine Sinterröhrchen bilden sich schon wieder neu.
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Die Höhle ist vor allem von speläohistorischer Bedeutung.
1530 hat sich dort etwas zugetragen, das ungeheuerlich war und
von dem wir noch Aufzeichnungen haben. Pfarrer Degen aus
Großbettlingen wurde dort von dem Stadtschreiber Halm aus Aalen
für acht Wochen gefangengehalten, um ein Lösegeld zu erpressen.
Das liest sich vielleicht wie eine reine Kriminalgeschichte, aber
es gehört auch dazu, daß der Pfarrer ein Anhänger der
österreichischen Partei, und der Stadtschreiber ein
Parteigänger Herzog Ulrichs war. Es gab nämlich gerade zu
dieser Zeit schwere politische Auseinandersetzungen, die dazu
geführt hatten, daß Herzog Ulrich von Württemberg gerade
vertrieben worden war.
Als Halm Degen in ein neues Versteck bringen wollte, war dieser
schon verhungert. Halm wurde wegen seines Verbrechens in
Villingen hingerichtet.
Auch später wurde die Höhle von Menschen benutzt, als Zufluchtsort. Der schwäbische Chronist Martin Crusius schreibt etwa 1733: "In diesem Thal, gegen Mittag und mehr rückwerts seynd forchterliche Höhlen in den Felsen, in welche die Leuthe zu Kriegs-Zeiten geflohen sind. Es ist da das beste Wasser, aber auch einen grosse Menge Schlangen."
Bei genauen Untersuchungen in der Höhle entdeckte Reinhold Kreuz u.a. Keramik, die auf das 14. Jahrhundert bestimmt worden ist, und den Schädel eines 12jährigen Jungen, vermutlich aus dem Mittelalter.
Die Höhle ist bis zum 15. April jeden Jahres verschlossen.
Literatur:
Huth, T., Junker, B. | Geotouristische Karte Nationaler GeoPark Schwäbische Alb und Umgebung Erläuterungen, Freiburg i.B. 2003 |
Binder, Hans | Höhlenführer Schwäbische Alb, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart und Aalen 1977 |
Kreuz, Reinhold | Untersuchungen in der Falkenhöhle, Schwäbische Alb, Die Höhle, S. 166 |
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