Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Stöckelhöhle, Schwäbische Alb, D


10. Dezember 2002. 8 Uhr 30 morgens. Die orange gekleideten Arbeiter einer Straßenbaufirma verlassen ihre kleine orange gestrichene rollende Bauunterkunft und machen mit den Arbeiten an der neuen Straße im Talgrund weiter. Ein roter Passat mit Fürstenfeldbrucker Kennzeichen hält plötzlich. Herauskommt ein einzelner Mann, lediglich ausgerüstet mit einer Autowarnlampe und einem Fotoapparat. Sein Weg ist klar. Rechts oben bei den Felsen am Eingang zum Mauertal bei dem kleinen Ort Söhnstetten ist bereits von der Straße aus ein kleines schwarzes Loch auszumachen. Daneben steht ein nicht zu übersehendes dreieckiges Schild auf eiserner Stange. Ein Weg führt hinauf, erst über sorgfältig gebaute Stufen, dann auf einer ausgelaufenen Pfadspur. Es ist bitter kalt. Die Gräser und Sträucher sind weiß gefroren. Das Schild stellt sich als Hinweistafel heraus, die auf das dort bestehende Naturschutzgebiet aufmerksam macht. Überall sind kleine Höhlenöffnungen. Alle führen in niedere Räumlichkeiten, die an paar Stellen sogar das Stehen erlauben. Nach hinten zu müßte man auf allen Vieren kriechen, von oben münden runde verblockte Röhren. Die besondere Schönheit in diesem kleinen Loch kam durch die vielen kleinen Eisfigürchen herein. Bis zu 20 cm lange Eiszapfen gab es, ein richtiger kleiner Eisstalaktit hatte sich schon gebildet und ein Eisexcentrique. Ein gefundenes Fressen für einen Höhlenfotographen.

  Vergleiche Dezember 2002 - April 2015  
 Eingangsumgebung am Trockentalrand
     
 
     
Höhleninhalte:

Eis bzw. Pilze

     
 
     
   
     
   

Die Länge der Höhle wird meist mit 21 m angegeben, nach der 1982 erfolgten Vermessung durch die Höhlen-INGO hat sie aber eine Gesamtganglänge von 69 m. Ehemals war sie wohl eine Flußhöhle, deren Bildung parallel zum heutigen Hang geschah. 1897 wurde sie durch Fraas ausgegraben, wobei Silexmesser aus dem Neolithikum und Keramikscherben neben vielen Knochen unterschiedlichster Provenienz ausgegraben worden sind, vom Mensch bis zum Frosch. Zu Zeiten von Fraas war sie schon vollständig verschüttet gewesen und wurde neu geöffnet.

In der Nähe von Söhnstetten liegt der Steinbruch Wager, aus dem diese Kristalle geborgen wurden. Sie wurden wenigstens nicht, wo so viele andere, zu Straßenschottern "weiterverarbeitet", sondern vorher aus dem abgebauten Gestein geborgen.


 

 

 


Literatur:

Albrecht, Rolf

Höhlen, Felsen und Ruinen, Verlag E.+ S. Fleischmann, Esslingen 1980
Binder, Hans Höhlenführer Schwäbische Alb, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart und Aalen 1977
Binder, Hans, Frank, Helmut, Müller Karl Die Höhlen der Heidenheimer und der Ulmer Alb,

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