Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Aachquelle und die Höhlen dahinter und in der Umgebung
Geschichtstiefeinschreibung passiert hier. Ein Fluß verändert seinen Lauf. Mal strömt er nach Norden, mal nach Osten.
Das Wasser der Gotthard-Aare-Wutach-Donau fließt heute woanders. Es war einmal. Ein Fluß, der sich aus dem Herzen der heutigen Schweiz in das heutige Schwarze Meer ergoß. Irgendwann (das bestimmen heute Wissenschaftler schon ziemlich genau) begann ein Ast überzufließen. Suchte sich ein neues Flußbett. Es war wohl anfangs nur klein, aber wurde halt immer größer. Am Ende stand da der Rheinfall. Ein völlig neues Flußsystem entstand. Immer mehr Wasser floß nun nicht mehr nach Osten sondern nach Norden. Und diese Veränderung läuft auch heute noch weiter.
Brigach und Breg bringen die Donau zu Weg. Das hab auch ich noch in der Schule gelernt. Mehr oder weniger. Stimmt heute nicht mehr. Da fließt praktisch nur noch wenig Wasser auf diesem alten Weg. Das fließt heute in den Rhein. Dieses verschwundene "Donau"wasser bleibt nicht unter Tage. Es kommt wieder heraus. In der Aachquelle. An einem wunderbaren Ort. Und fließt in den Rhein - nach Norden. Das heute als Donau in das Schwarze Meer strömt kommt später in den Flußlauf - in den Osten.
Eine kleine Höhlenöffnung gleich über der Quelle
Was ein richtiger "Höhlenforscher" ist, dem läßt es keine Ruhe, ob hinter diesem idyllischen Platz nicht noch mehr "Höhle" ist. Die Taucher haben es probiert, schon 1886 versuchte es einer, und sie sind weitergekommen. Dann kamen die Maulwürfe und haben sich erfolgreich in die Tiefe gegraben. Das Potential ist gewaltig. Ist hier Deutschlands größte Höhle? Es wird sich zeigen.
Mai 2007 | ||
Mai 2017 | ||
Unterwasseraufnahme vom Aachtopf 2017 | ||
Besuch des Aachtopfes anläßlich von HÖREPSY 2018 | ||
Oberhalb des Aachtopfes liegen im Wald große Dolinen. Der größte Erdfall liegt 600 m weit entfernt. Die jahrelange Arbeit des Grabens dort wurde belohnt. Die "Graue Halle" wurde entdeckt. Man grub sich noch weiter in die Tiefe und gelangte bis zur unterirdischen Donau gut 100 m unter dem Eingang.
Mai 2017 | ||
Im Frühjahr 2017 war die Aachquellhöhle auf einmal in allen deutschen Zeitungen. Ein Höhlentaucher hatte in ihr den ersten europäischen Höhlenfisch entdeckt - eine Schmerlenart.
Beim Ausbau des Parkplatzes beim Aachtopf stieß man
vollkommen überraschend auf eine neue Höhle, die auch irgendwie in das Puzzle
der Höhlen um den Aachtopf paßt, die 130 m lange Blätterteighöhle. Ihre
Sedimente wurden inzwischen wissenschaftlich von Asam untersucht. (Grimm 2020)
Literatur:
Binder, Hans, Jantschke, Herbert | Höhlenführer Schwäbische Alb, DRW, 7. Auflage, Leinfelden-Echterdingen, 2003 |
Grimm, Rafael | Die Sedimente der Blätterteighöhle am Aachtopf, Baden-Württemberg (Kat.-Nr. 8119/029), Mitt. Verb. dt. Höhlen- u. Karstforscher 66, München 2020, 12-19 |
Hasenmayer, Jochen | 300 m Vorstoß in die unterirdische Donau, Die Höhle 3-1968, S. 83ff. |
Knauer, Roland | Der Fisch, der aus der Kälte kam, Südkurier Nr. 80 5.April 2017 |
Knebel, W. von (1908) |
Höhlenkunde mit Berücksichtigung der Karstphänomene, Braunschweig: |
Rainer, Friedrich, Rudolf, Martin |
"Die Donau fließt in die Nordsee" - Die Erforschung der Aachhöhle, hegau-Jahrbuch 65 / 2008, Hegau-Geschichtsverein e.V. Singen/Hohentwiel, S. 281-294 |
Schetter, Harald | Höhlen und Karsterscheinungen im Hegau, ohne Jahresangabe |
SZ | 20000 Jahre Einsamkeit - Taucher entdeckt Höhlenfisch in Deutschland, Süddeutsche Zeitung Nr. 79 4. April 2017, S. 22 |
Links:
[ Index ] | [ Englisch version ] | [ Höhlen und Höhlengebiete ] | [ Kunst ] |
[ HöRePsy ] | [ Höhlenschutz ] | [ VHM ] | [ Veranstaltungen ] | [ Links ] |