Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Grotte Supérieure und Inferieure des Échelles, Savoien, F
Auf dem Weg in den Süden Frankreichs südlich von Chambery, der Colle de Couz mit seinen 626m Seehöhe liegt gerade hinter einem, die Straße senkt sich wieder, läuft er direkt auf eine hohe Felsmauer zu. Da öffnet sich vor einem ein Tunnel, der einen aufnimmt und hinüber auf die andere Seite führt, hinüber nach les Echelles. Das war nicht immer so. Früher war hier kaum ein Weg. Der zweite wurde 1667 auf Geheiß von Charles-Emanuel II, dem damaligen König von Savoyen, gebaut und führt durch eine Felsschlucht. Die erste Straße wurde schon von den Römern angelegt und die hatten schon vor 2.000 Jahren große Probleme mit der Routenführung. Denn die Natur ist hier besonders "ekelhaft". Denn der Weg wird immer wieder überflutet und die Wassermassen zerstören leicht das Menschenwerk wieder.
2 Höhlen öffnen sich in den Felswänden, die Höhlen von Echelles. Die obere davon ist eine Quellhöhle, deren erste 200 Meter für den Tourismus erschlossen sind. Sie reicht aber noch um einiges tiefer in den Berg (Länge 1.377 m). Die zweite Höhle liegt unterhalb und stellt einfach die alte Fortsetzung der ehemaligen Wasserhöhle dar (215 m lang, 34 m Höhenunterschied). Durch die Talbildung wurde sie abgetrennt und kam so zu einen separten Schicksal. Ende des 19. Jahrhunderts wurden vom Club Alpin Francais Erscließungsmaßnahmen durchgeführt, die aber wieder verfielen und 1984 wieder erneuert wurden.
"Ein kurzer Halt am Eingang der Schlucht auf dem Parkplatz davor lohnt sich. Man kann ein paar Meter auf einem Schotterweg hinunter wandern bis zum großen Eingangsportal, aus dem gelegentlich noch bei Hochwasser ein Bach herausschießt. Schon nach wenigen Metern verwehrt ein Eisentor den Weiterweg. Daneben hängt ein originelles Schild: Mit dem Lösen der Eintrittskarte und dem Bezahlen des Preises habe man noch nichts für den Führer hergegeben. Der hätte auch gerne noch etwas. So etwas habe ich noch nirgends gelesen." (Text 2012).
Im Juli 2017, anläßlich einer großen Tour in die Grande Chartreuse, war es wieder
einmal so weit. Wir, Bernd Kliebhan und ich, fuhren Richtung Les Echelles und
wollten uns einige Höhlen dort anschauen. Viel hat sich geändert. Kam man
früher vorbei, dann war meistens geschlossen, waren kaum Gäste da. Offenbar
hat einem "Relaunch" gestartet, das Schauhöhlengebäude modernisiert
und sogar ein kleines Museum darin untergebracht, die Parkplätze wurden
vergrößert, es gibt Toiletten, eine kleine Restauration. Stündlich werden nun
Führungen angeboten, geschulte Führer zeigen einem die glatten hohen Räume
bei elektrischem Licht, früher wurde man mit Karbidlampen geführt, die nur
spärliches Licht gaben. Durch die neue Beleuchtung hat die Höhle gewaltig
gewonnen, sieht man bis hoch hinauf zu den bemerkenswerten Decken, bewundert die
Riesenstrudeltöpfe, die Überreste der eiszeitlichen Abflußverhältnisse sind,
und sogar passablen Sinterschmuck im "salle du Dome". Fotographieren
ist durchaus erlaubt. Die Besucher müssen schon bald wieder umkehren - wer
tiefer hinein will, der kann ja eine "Speläoführung" mitmachen und
einige zusätzlich hundert Meter weiter in die Höhle eindringen.
Man wird dann auch noch zur zweiten Höhle geführt, der "Grotte Inferieure
des Echelles", das Tor wird aufgeschlossen und man geht auf in die Wand
eingelassenen eisernen Stegen bis zu 20 m über dem Höhlengrund. Noch weiter
oben sind Kletterseile angebracht, an denen sich ganz abenteuerlustige Leute
entlang der Decke des Höhlencanyons entlanghanteln können.
"Acrospéléologie" nennt sich das, wobei das "Acro" wohl
von Akrobat kommt.
Auf einer Wendeltreppe steigt man vom Höhleneingang wieder herab zur voie sarde und steht vor einer großen Erinnerungstafel. Die hat sich der savoyische Herrscher Charles-Emmanuel an die Felswand mauern lassen, um "seinen" Verdienst an der Schaffung der Straße entsprechend gewürdigt zu wissen. Wie es heißt, sei dieses Bauwerk am Ende teurer gewesen wie der Bau der Straße, erfuhren wir jedenfalls von unserem viel wissenden Führer.
Nach starken Regenfällen, die zwei- bis dreimal im Jahr vorkommen, insbesondere in den Monaten Juli oder August, sammelt sich soviel Wasser in der oberen Höhle, daß es aus dem Ausgang herausschießt und die "voie sarde" hinabläuft. Dann ist natürlich kein Schauhöhlenbetrieb möglich. Schon die alten Römer hatten entlang der Straße einen Kanal gegraben, wohin man das Wasser leitet, sofern es nicht zu viel wird. Bleibt es im Graben, dann fließt es in die untere Höhle ab und durchströmt dort den Canyon. Am Ende kommt es dann aus der Felswand heraus.
Im Großen betrachtet gehören die Höhlen von Echelles zu dem System, das durch die Synclinale, also die "Regenrinne", von Coux gebildet wird, die an der Grenze zwischen der Chartreuse und dem Jura liegt. Das Wasser kommt in der Quelle von Font Vive in der Schlucht des Guiers Vif heraus, wo es für die Wasserversorgung von Echelles genützt wird. Nicht weit davon entfernt befindet sich der Eingang in die Grotte Perret, die inzwischen mit dem Trou du Four verbunden ist (Länge 2.400 m) und zum aktiven Teil des Höhlensystems gehört. Nächstes nicht damit verbundenes Teil der Kette ist die Grotte Echelles Superieure, ganz oben kommt die Grotte Folatiere, aus dem bei ganz besonderen Hochwasserereignissen (ca. alle 10 Jahre) dann auch einmal Wasser austritt.
In vielen früher nur schwer zugänglichen Teilen der Erde gibt es Geschichten von Räubern, die sich auch in Höhlen Zuflucht gesucht haben. Hier ist heißt er Mandrin. Natürlich heißt es auch, daß er in der Höhle einen Schatz zurückgelassen hätte. Das regt die Phantasie an.
Literatur:
Choppy, Jacques | cavernes et légendes, Mémoire du Spéléo-club de Paris n° 28, Paris 2004 |
Fone, R. J. | Les grottes des Echelles, Spelunca bulletin et memoires de la societe de speleologie tome V n° 34 (aout 1903), Rennes |
Gauchon, Christophe | Des cavernes & des hommes |
Lismonde, Baudouin, Drouin, Philippe | Chartreuse Souterraine, édite par le CDS de l'Isère, Grenoble 1985 |
Minvielle, Pierre | Grottes et Canyons, Paris 1977 |
Links:
https://www.grottes-saint-christophe.com/
http://www.grottes-france.com/grottes-des-echelles/
Show Caves of France Grottes des Echelles
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