Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Wanderungen durch die Hauts plateaux du Vercors, F


Die "hauts plateaux du Vercors" erstrecken sich über die Südostecke des riesigen Karstgebiets des Vercors. Vom Tal des Vernaison auf ca. 800 m Seehöhe geht es anfangs steil hinauf auf das Plateau, das bei ca. 1.300 m beginnt, und, allmählich ansteigend, seinen höchsten Punkt mit dem Gipfel des Grand Veymont mit 2.341 m erreicht.

Früher war das Gebiet wegen seiner Entlegenheit nur schwer erreichbar, heute erleichtern einige Forststraßen erheblich die Zugänglichkeit. Eine davon endet beim ehemaligen Forsthaus von Coche. Die haben wir im August 2012 einmal benutzt, um mit einer großen Wanderung, die bestimmt 25 km Streckenlänge hatte, über die Grande Cabane bis zum Pas de Chattons aufzusteigen, dann dem Weg über die Hochfläche über die Plaine de la Clery bis zum Refuge de Pré Peyret zu folgen und schließlich den Rundweg auf einem Teil der G.R. 91 und dann der Forstraße folgend, wieder zum Parkplatz zurückzukommen.

Unterwegs stößt man auf einige Besonderheiten: bei der Grande Cabane gibt es eine Schachthöhle, aus der die Hüttennutzer früher ihr Trinkwasser bezogen. Ein großartiger Blick auf den Mt. Aiguille, diesem isolierten Prachtkalkklotz vor den Felsmauern des Vercors, ist von der Abbruchkante des Plateaus oberhalb des Pas de Chattons möglich. Am Rand der Plaine de la Cléry sieht man noch die allerletzten Reste eines 2000 Jahre alten römischen Steinbruchs, die aus dieser weltentrückten Gegend einen Teil ihres Baumaterials für ihre Tempel holten.

Eine zeitlang gab es einen Trend, dieses Gebiet noch stärker touristisch zu erschließen und man baute entlang der Großen Traverse durch den Vercors einige Unterkunftshütten. Sie waren nicht unumstritten, weil sie viel mehr Touristen in diese noch sehr ursprünglich gebliebenen Zonen lockten, noch die Heimat von Geiern, Murmeltieren und Edelweiß. Einige davon sind schon wieder verschwunden, niedergebrannt von Unbekannten.

Daß es im Untergrund große Höhlensysteme gibt , war zu erwarten, jedoch ist bislang noch nicht sehr viel bekannt. Eine Ausnahme gibt es - die fast 50 km lange Grotte de la Luire.


Das Vernaisontal
 

Seht Ihr das Murmeltier?


Panoramaphoto Aiguille von Bernd Kliebhan

 

Einem so großen Gebiet sich zu nähern, das ist natürlich auf vielen Wegen möglich. Im Juli 2017 haben wir es einmal über die "Combe Male" probiert. Dazu fährt man von St.-Agnan-en-Vercors südwärts in Richtung Col de Rousset und biegt kurz nach Rousset nach links ab. Auf einer Schotterpiste geht es leicht bergauf. Je nach Bereitschaft sein Fahrzeug zu beanspruchen, kann man mehr oder weniger weit fahren. Wer mit SUV unterwegs ist, für den ist es kein Problem bis zur großen Umkehrschleife mit dem Fahrzeug zu kommen und von da auf einem allmählich immer mehr verwildernden Weg langsam in den hinteren Talraum  zu Fuß zu kommen. MAPS.ME und die Wanderkarten des Vercors zeigen unterwegs ein paar Höhlenzeichen, die allerdings von uns genauer ununtersucht blieben. Unser Ziel war der Trou de l'Aygue. Hätten wir allerdings schon gewußt, wovon wir später Kenntnis bekamen, dann hätten wir wohl auf den Trip verzichtet. 

Der Eingang zum Trou de l'Aygue ist immer schon bekannt gewesen. Links vom Weg zieht ein großes Schuttfeld bis unter die überhängenden Felswände oberhalb. Deutlich ist zu sehen, daß da immer wieder sehr viel Wasser den Berg herunterkommt und den Weg überschwemmt. Steigt man in die Höhe, so sieht man, daß schon vor einem Leute hier gegangen sind, weil ein schmaler Pfad nach oben führt. Das Wasser aus der Höhle wird für die Wasserversorgung von la-Chapelle-en-Vercors genützt. So heißt es jedenfalls. Man sieht seitlich vom Eingang einige Mäuerlein, die wohl im Innern Wasserleitungsrohre bergen. Man kommt nicht weit. Groß und sichtbar steht da ein Schild, das einem verkündet, daß das Betreten der Höhle bei Androhung einer Gefängnisstrafe aus Wasserschutzgründen verboten sei. Bis dorthin muß man immerhin gehen, um überhaupt vom Verbot zu erfahren. Ein breiter horizontaler Gang schließt sich an, der schon bald von einem massiven Eisengitter verschlossen ist.

Der Verschluß ist nicht unumstritten. Ausführlich wurde dazu etwa in SPELEO Stellung genommen. Es wurde ja unterstellt, daß der Besuch der Höhle durch einige Höhlenforscher solche Gefahren für das Trinkwasser mit sich bringt, daß diese harte Maßnahme notwendig ist. Ähnliche Situationen herrschen ja in vielen Höhlen- und Karstgebieten und dort hat man bei ernsthaften wissenschaftlichen Untersuchungen allermeist keine Bestätigungen für solche Annahmen gefunden. Einige Lokalpolitiker hätten sich profilieren wollen, auch gestützt auf eine Wasserschutzrichtlinie der EU. 

Schaut man sich das Wasserrohr an, das da auf dem Höhlenboden liegt, da dürfen einem schon Zweifel kommen, ob alles da noch mit rechten Dingen zugeht. Das Rohr ist an mehreren Stellen eingebrochen, ein Blick in die Röhre ist ohne weiteres möglich und Wasser fließt da auch keines mehr.

Am Eingang ist einen Gedenktafel an einer verstorbenen Höhlenforscher angebracht, Gérard Méraville.

1958 begannen Mitglieder der SGHS mit der Erweiterung eines schmalen Ganges am Ende des bekannten Teiles, einige vom GS Valence machen weiter, stoßen auf den Höhlenbach. Weitere Vorstöße folgen, man steigt immer höher und entdeckt so weitere Eingänge an der Oberfläche. Eine klassische Durchgangshöhle war gefunden, die bald sehr populär wurde, wobei ein 120 m Seil für die Durchquerung reichte. Insgesamt hat man 3,5 km Gangstrecken erkundet, der Höhlenunterschied beträgt 182 m.

 

 

Literatur:

CDS Isère

Grottes et Scialets du Vercors, inventaire speleologique, Tome 1 le Vercors méridional, 1978
Delannoy, JJ, Haffner, D.  Spéléo Sportive dans le Vercors, Edisud 1989

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