Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Grotte de la Glacière bei Chaux-les-Passavant, Doubs, F
In der Nähe des Klosters von Grâce-Dieu, das südlich von Baume-les-Dames liegt, gibt es auf 521 m Seehöhe ein kleines Naturwunder. In einem gewaltigen Höhlengang mit einem Durchmesser von 25 auf 25 m, der ständig abwärts bis auf - 61 m zieht, hält sich oft das ganze Jahr hindurch eine Menge Eis.
Lange war man sich nicht einig, woher dieses Phänomen kommt. Doktorarbeiten wurden schon darüber verfaßt, unter anderen eine "Dissertation sur la glace", die 1749 bei der Académie francaise eingereicht wurde. Nitrosalze oder Ammoniakgas wurden als Ursache angesehen, aber schon 1592 hatte Gollut angenommen, daß im Winter die kalte Luft in die Höhle absinkt und dann wie in einem Sack dort eingeschlossen ist.
Die Höhle hatte große wirtschaftliche Bedeutung, da man das Eis gut verkaufen konnte und die gesamte Umgebung mit diesem wertvollen Gut versorgt wurde. Natürlich kamen auch Besucher, die man dann als zahlende Touristen hineinführte.
2013 waren wir wieder einmal dort. Außer uns war keiner sonst mehr da, so kamen wir gleich dran und stiegen mit dem Führer hinunter in die Höhle. Das Eingangsgebäude gleicht einem Warenhaus und einem Mineralienmuseum. Viel scheint nicht los zu sein, alles macht einen wenig gepflegten Eindruck. Die Anlagen zerbröckeln langsam, verrosten, sind notdürftig geflickt. Leider darf man auch nicht mehr bis ganz unten steigen, um die wenigen Eisreste am Grunde der Endhalle (45x30x28 m) wenigstens noch sehen zu können. "Protégée" verstand ich noch von der Erklärung unseres Führers. Na ja.
Literatur:
Etscheit, Georg | Nur Fels - Wie vermarktet man eine Eisgrotte ohne Eis? Südeutsche Zeitung Nr. 278, 1. 12.2016, REISE, S. 44 |
GIPEK | Inventaire Speleologique du Doubs Tome 3, 1996 |
Minvielle, Pierre | Guide de la France souterraine, Tchou 1970 |
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