Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Grotte Sainte Catherine ou Grotte du Maurepos, Laval-le-Prieuré, Doubs, F
Den Ausdruck "épingle à cheveux" sollte man schon kennen, wenn man die französischen Zugangsbeschreibungen zu dieser großen Höhle verstehen will. "Haarnadelkurve" ist eine gute Übersetzung. Dort, wo es dramatisch ums Eck geht, wenn man aus dem Dessoubretal hinauf auf das Plateau und Richtung Guyans-Vennes geht, dort geht es los. Kein Schild steht dort, man muß sich schon gut auskennen.
2013 bin schon einmal gescheitert an den mangelhaften Informationen über die Höhle. Ich hielt zwar an der Haarnadelkurve, wo ein paar Quadratmeter Fläche das Abstellen des Autos möglich macht. Dann geht es ein paar Meter weiter zu einem meist trockenen Trockenbachbett, das an eine Felswand stößt, die öfters vom Wasser überronnen wird. Oberhalb ist der Eingang in die grotte du Bief Ayroux, deren Eingang man aber von dieser Stelle auch nicht sieht. Es schien nirgends weiterzugehen, kein noch so kleines Steiglein schien von dort weiter in den cirque de Maurepos zur Höhle zu führen. Etwas enttäuscht fuhren wir weiter.
Ein Jahr später war ich wieder da. Hartnäckigkeit braucht man gelegentlich wirklich, wenn man in der Höhlenforschung weiterkommen will, und auch ein wenig Glück. Bei einer weiteren Lektüre der alten Texte stieß ich auf die kurze Anmerkung, daß es ein horizontales Weglein gäbe, das zum Eingang der Höhle führen würde. Tatsächlich, ich schaute hin und da sah ich den Steig. Wenige Meter weiter prangte an einem Baumstamm ein wasserfest untergebrachter Hinweis, wie die Bedingungen seien, wenn man Führungen in die Höhle machen wolle. Das sei nur "richtigen Höhlenführern", verkürzt gesagt, erlaubt. Noch ein paar Meter weiter - und das kluftförmige hohe Eingangsportal war nicht mehr zu übersehen. Hier fließt wohl öfters viel Wasser über die Steine, denn die Felsen sind sehr bemoost.
An der Wand am Eingang hängt eine Gedenktafel an Werner Schild, der 1963 am Eingang einen tödlich verlaufenen Absturz erlitten hat. Horizontal geht es hinein in den großen Eingangssaal, der noch von einem zweiten Portal her erleuchtet wird. Ein sehr geräumiger Gang schließt sich an, mindestens 15 m hoch und 3 (?, laut Beschreibung im Buch) m breit. Eine Kletterstelle von 3 m Höhe schließt sich an, dann geht es geradeaus in die galerie des chauves souris und nach links in die galerie des Gours. Dort ist es bald Schluß mit der relativ einfachen Befahrbarkeit der Höhle. Ein 50 m langer See nach der "grande diaclase" muß entweder mit dem Boot überfahren oder, zeitgemäßer, wenn man einen Neopren hat, durchschwommen werden. Am Rande dieses Sees ist schon 1901 EA Martel umgekehrt! Kilometerweit geht es noch weiter in den Berg, wobei man lehmfest sein muß. Eingetaucht in flüssigen Lehmschlamm für Stunden zu sein, das ist nichts für Speleosofties. Vor 20 Jahren sind wir einmal durchgeschwommen und versucht, den "collecteur" zu erreichen, was uns nicht gelang. Zu viel Wasser war in der Höhle. Wo Gänge sein sollten, versperrten Siphone den Weg.
Bekannt war die Höhle schon immer dem Menschen. Die frühesten Hinweise stammen aus dem XV. Jahrhundert. Im Jahre 1880 besuchte ein Lehrer aus der nahen Seminarschule von Consolation mit seinen Schülern das Loch und erforschte mit ihnen den klassischen Eingangsbereich. Ab 1958 öffneten dann Höhlenforscher aus Paris mit einem Vorstoß der Weg weiter in den Berg. Heute sind viele Kilometer Höhlenstrecke erforscht und vermessen, die über 6 Kilometer Länge ergeben.
Die Höhle ist gefährlich, wenn es regnet. Dann sammeln sich im großen Einzugsgebiet große Wassermengen, die dann schnell die Höhlengänge auffüllen und für lange Zeit dann auch dort bleiben. Ist man draußen, macht das nicht viel, wäre man drinnen, dann wäre man lange eingeschlossen.
Literatur:
GIPEK | Inventaire Speleologique du Doubs Tome 3, 1996 |
Minvielle, Pierre | Guide de la France souterraine, Tchou 1970 |
Links:
Grotte Sainte-Catherine (Vallée du Dessoubre) | Spéléo Club Mont d'Or
Spéléo à la Baume Ste-Catherine avec Roc'Emotion ! - YouTube
Landschaft und Höhlen im Departement Doubs
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