Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen am Oberlauf des Doubs, F


 

Den Doubs nur als einen "Nebenfluß" der Rhone zu bezeichnen, das wäre zwar möglich, aber die Qualitäten dieses Flusses völlig abwertend. So einen schönen Fluß muß man in Europa erst einmal finden! Der Fortschrittswahn, der so viele andere Regionen Europas längst kaputt gemacht hat, der hat auf weite Strecken hier noch nicht gewütet. Der Tourismus hat das Gebiet auch schon entdeckt, aber noch sind hier nicht die großen Touristenmassen, die wo anders den Aufenthalt auch schon unausstehlich machen.

Es beginnt schon mit der Quelle. Der ist touristisch entdeckt. Von La Mouthe führt eine Sträßlein normalerweise bis kurz davor. Ein Skilift hat da seine Talstation. Eine Hotel mit Restaurant ist natürlich da und auch ein Wohnwagenabstellplatz. Man geht noch 100 m und steht vor der sprudelnden Karstquelle unterhalb einer felsnischendurchsetzten Felswand. Ein Wanderweg lädt zum Spaziergang rund um die Quelle ein, der erst einmal einen hohen Aufstieg verlangt. Auf der Schautafel erhält man erschöpfende Informationen über die Örtlichkeit. Wegen der starken Strömung war es meist sehr schwierig, in die Quellhöhle einzudringen. 1969 versuchten es Speleonauten aus Zürich zum ersten Male. Inzwischen konnte man 300 m weit vordringen bei einer Maximaltiefe von - 70 m. Das ist sicherlich nur ein kleiner Teil des vorhandenen Höhlensystems. Das Einzugsgebiet beträgt im Risoux-Massiv etwa 60 km² und ein maximaler Höhenunterschied von 400 m ist möglich. Die intensive Suche der Höhlenforscher hat bislang noch kaum Erfolge gebracht, weil die geologischen Verhältnisse wenig günstig sind.

In der Nähe der Doubsquelle,
im Hintergrund des Risoux-Massiv
Die Quelle
Das unheimliche weibliche Wesen,
das in dieser und auch anderen
Quellen des Doubs vermutet wird

Keine 10 km doubsabwärts entspringt ein Zufluß zum lac de Remoray in der Grotte de Brey. Wer weiß, wo sie liegt, der findet sie leicht, denn ihr Eingang ist unterhalb der RD 437 nördlich des Dorfes Brey. Ein starker Bach ergoß sich im April 2006 aus beiden Öffnungen, der eine natürlich, der andere künstlich. Er wurde wohl zur Sicherung des Straßenuntergrunds geschaffen. Immerhin 125 m ist die Höhle lang.

In Longeville ist oberhalb des Dorfes leicht die künstlich errichtete Kulthöhle zu sehen. Wie eine Gedenktafel erklärt, machte man sich 1922 daran, eine künstliche Lourdesgrotte zu errichten, wobei sogar 18 Stücke aus Lourdes am Rand der Pysrenäen geholt hat und sie dort hineingebaut hat. Oberhalb ist dann gleich ein Kalvarienber errichtet worden mit einem kleinen grottenartig gestalteten Durchgang. Seine große Zeit scheint der Ort schon hinter sich zu haben, denn er wirklich nicht mehr sehr gepflegt. Da stehen die Gießkanne und der Behälter mit Reinigungsmittel gleich unterm Altar!

 
Ein Mariengrotte in einer
Felsnische bei LaCluse

Am Lac de Saint-Point liegt Malbuisson. Kurz nach der Ortschaft, wenn man Richtung Pontarlier weiterfährt, dann kommt man an der gut gekennzeichneten "Source bleue" vorbei, die natürlich touristisch erschlossen ist. Parkplatz, Erklärungstafel, Restaurant - alles da. Der kleine Spaziergang lohnt sich. Ein Ort zum Träumen. Früher mal hat man wohl das Wasser gleich nach der Quelle für einen Fischteich genutzt, aber diese Zeiten scheinen vorbei zu sein.
Die Forschung hat 1962 eingesetzt, als eine große Trockenheit zum Absinken des Wasserspiegels führte und ein Eindringen für wenige Meter ermöglichte. Taucher kann nicht recht weiter, weshalb es erst 1969 so richtig weiterging. Inzwischen sind sie fast 1200 m tief im Berg. Maximal 18 m mußten die Taucher in die Tiefe, von da an ging es immer weiter nach oben. Inzwischen ist der 4 Siphon durchtaucht und ein Höhenschied von + 54 m über dem Eingangsniveau erreicht worden.

 

 

Bei Le Fourgs, dem höchstgelegenen
Dorf im Departement Doubs

Zwischen Pontarlier und Morteau kommt ein landschaftlich besonders reizvoller Abschnitt am Doubs. Einziger Schönheitsfehler ist im Grunde nur die breite Straße, die da mitten hindurch gebaut worden ist. Was könnte das für ein Naturparadies sein, aber was, leider, heute nur noch zählt, ist Tempo. Und so rast der moderne Autofahrer durch die Gegend ohne daß er viel von dem noch mitbekommt, was um ihn herum ist. Wie das mal gewesen ist, das sieht man gut z.B. an einer Ansichtskarte die die "Entreroches" vor wohl 100 Jahren noch zeigt und die im Band 4 des Doubs-Höhlenkatasters veröffentlicht ist. Irgendwie war das noch eine ganz andere Welt und zumindest aus dieser Sicht, eine viel bessere.

Der Doubs bei der Grotte du Trésor
Das große Portal

Wenige Kilometer weiter zeigt ein kleines Straßenschild zur Grotte-Chapelle von Remonot. Eine richtige Höhlenkirche ist das, die im Hintergrund gleich noch in eine richtige Höhle hineinführt.

In der Nähe von Colombière kreuzt die Bahnstrecke die Straße RD 437. Kurz nach der Brücke ist linkerhand eine kleine Felsnische hinter einer Betonmauer zu ahnen. Hält man dort an und schaut nach, so stößt man auf den Eingang der Grotte du pont du Diable. Viel ist nicht zu sehen, jedoch ist zu erahnen, daß hier gelegentlich viel Wasser dem Berg entströmt und durch den Tunnel, der unter der Straße durchführt, sich in den Doubs ergießt. Auch hier haben sie Höhlentaucher erfolgreich betätigt und sind 418 m tief eingedrungen, wobei sie bis - 86 m vorgestoßen sind, was die Höhle zum tiefsten betauchten Objekt im Osten Frankreichs machte. Hier hat sich auch schon mal ein Tauchunfall abgespielt, als ein Taucher die Leine verloren hatte und glücklicherweise einen Höhlenteil finden konnte, der über Wasser lag und wo später die Rettungstaucher ihn wieder wieder fanden und trotz des sehr getrübten Wassers lebendig aus der Höhle bringen konnten.

Bei Grand'Combe-Chateleu ist die Grotte du Poussey ins Wanderwegenetz miteinbezogen und ausgeschildert. Mit dem Auto muß man den Doubs überqueren und kann dann erst am Doubs aufwärts wieder zurückfahren. Später führt das geteerte Sträßlein langsam ansteigend bis zu einer nicht zu verfehlenden Kurve. Von dort geht es zu Fuß weiter, wobei gleich beim Ausgangspunkt eine große Natursehenswürdigkeit ist: "Le grand sapin", die große Tanne, die über 50 m hoch ist und einen unteren Stammumfang von 4 m aufweist. Es geht auf halber Hanghöhe etwas auf und ab, eh man auf den Höhleneingang in halber Felswandhöhe kommt. Der Zugang ist nur einfach möglich, weil eine kleine Brücke hinüber gebaut worden ist. Bequem begehbar ist nur der Eingangsteil, der schnurstracks im niedriger werdend in den Berg führt. Auffallend sind die Wandritzungen, die natürlich hauptsächlich aus Namen bestehen. Insgesamt sind 230 m erkundet.

Die "Große Tanne"
Ein Baumschwamm
Schimmel auf Kot

 

Die Source du Molinot
Abendstimmung am Doubs
bei Grand-Combe-Chateleu

 

Bei Morteau am Doubs
 

 

Literatur:

Groupement pour l'Inventaire, la Protection et l'Etude du Karst du massif Jusassien Inventaire Spéléologique du Doubs, Tome 4 Partie sud-est, 2004

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