Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
"Borno"
Kein "Borneo" und kein "Porno" ist gemeint. Sondern eine große, die größte Höhle des Departement Jura. Da war ich am Ostersonntag 1999 und darüber gibt es hier einen kleinen Bericht mit Bildern.
Zitat aus "ATLAS DES GRANDES CAVITÈS MONDIALES" von Paul Courbon und Claude Chabert: "18. borne aux Cassots (Névy-sur-Seille, Jura)... 15630 m. Son porche est désobstrué en 1965-66 par le G.S. Jurassien qui explore la cavité de 1967 à 1977. Topographie de Frachon et Aucant in Bull. A.S. Est, 1980 (16)." Wer mehr über die Lage und Details der Höhle wissen möchte, der muß sich schon um diese Literaturquelle bemühen. (oder, heute zeitgemäß, diesen Link mit der Maus aktivieren und ein klein bißchen Hartnäckigkeit ausreichend Informationen über die Höhle bekommen. So einfach ist das heute im Jahre 1999. - Das war mal mein Text im Internet, aber der ist ganz schnell veraltet. Heute gibt es diesen Link schon nicht mehr, vielleicht unter einer anderen Adresse, ich suche die nicht mehr. Versucht es vielleicht unter den Frankreich-Links)
Ich war bereits zum zweiten Male da, das erste Mal, 1989, war es vergeblich gewesen. Wir waren von Nans-sous- Saint-Anne mit Franzosen hingefahren, die Zugang zur ansonsten fest verschlossenen Höhle hatten. Allein es war noch ein größeres Hindernis vor uns - die Natur. Es war gerade Hochwasser und der eingangsnahe Siphon völlig zu. Das Wasser des Baches dröhnte durch den langen Gang und verschloß alles, was vielleicht Durchschlupf gebunden hätte. Also wieder Umkehr und hoffen auf die Gelegenheit, es wieder einmal probieren zu können.
Die Gelegenheit kam an Ostern 1999 und war das lange Warten wert. Wir vereinigten uns am Donnerstag abend sternförmig aus den verschiedenen Richtungen in Branne im Französischen Jura. Reinhard und Susanne aus Kuhart bei Karlsruhe, Tom und Angie aus Bamberg/Nürnberg und ich mit Stefan und Leslie aus München. Leider stimmte die "Chemie" in der Gruppe von Anfang nicht so recht, so daß am nächsten Tag ein Schnitt vollzogen wurde - Stefan und Leslie nächtigten für den Rest der Zeit im Gîte bei der Forge d'Isidore in Villers-sur-Saulnot und machten dort ihr Ding, wir 5 verbrachten die Zeit in einem Bauernhaus in Branne.
Solche Gruppen sind eine ausgezeichnete Schule in Gruppendynamik, denn wer hält wen wie lange eigentlich aus, was kann man sich gegenseitig zumuten, wieviel kann man tun zusammen und wieviel blockiert man sich gegenseitig. Wie ist das, wenn einer das Ruder mehr oder weniger heftig bedient oder bedienen möchte und die anderen gelegentlich schon fast herumkommandiert, was passiert, wenn die offenen oder versteckten Widerstand leisten, was spielt sich da ab, wenn es ausgezeichnetes und liebevoll zubereitetes Essen gibt, wenn guter Wein auf dem Tisch steht und zum Schluß melodische Musik live gespielt wird. So lange die "basics" stimmen, tut das allen gut und macht das Leben zum Erlebnis.
Unsere Borne-aux-Cassots-Tour begann ziemlich früh, notwendigerweise, weil wir eine ganz schöne Strecke erst noch zu fahren hatten, ehe wir am Eingang, eigentlich erstaunlich für uns, noch andere vorfanden, eine Gruppe Franzosen war auch dorthin unterwegs.
Umziehen, vorbereiten, reingehen. Zwei hatten richtige Wathosen an, um jegliches Eindringen von Wasser an ihren Körper zu vermeiden, ich ging mit meinem Rexotherm hinein, wurde zwar bis zum Becken naß, aber, wer sich bewegt, der überlebts. Spannend war natürlich die Rückkehr bis zum Siphon. Würde er diesmal frei sein. Er war frei. In einem Gang à-la-Falkensteiner ging es durchs Wasser, naß aber nicht schwierig, dann verlor sich der Weiterweg in einem Kriechgang, deutlich markiert durch die Telefonleitung. Sie ist wichtig, und durch die vielen Ereignisse einfach gerechtfertigt. Wenn es regnet draußen, dann kann dieser Gang einfach zumachen, und du sitzt drinnen, und die anderen draußen, und dazwischen ist viel Wasser.
Dann kann noch ein Gitter, das aber glücklicherweise offen war, danach wuzelten man sich noch etwas nach oben und war auf einmal wieder in einem horizontalen Gang, anfangs noch etwas niedrig und zum Bücken. Aber dann. Das Geräusch des Wasser kündigte schon an, was auf uns wartete. Ein Tunnel, ein wahrer Collecteur vor uns, ein Bach am Grunde, der zwischen den Blöcken verschwand. Auf schmalen Steig ging es hinunter, in einer Furt hinüber auf die andere Seite, wieder eine Querung des Baches, dann im Bach aufwärts, schließlich kein Bach mehr. In fossilen Tunnels nun weiter. Blockberge hoch, Blockberge runter, anstrengend, mühsam, und Vorsicht ist immer geboten. Einen falschen Tritt oder ein Ausrutschen und du kannst dir den Fuß leicht so verstauchen, daß du gerettet werden müßtest! Durch diese Engstellen, die wir schon hinter uns hatten. Nein danke. An zwei Stellen gab es neben diesen Blockbergen mit 30 Metern Höhe recht sehenswerte Umgehungen, horizontale Gänge, die bizarre Wandformen bergen.
Unsere Gruppe hatte sich in 2 Grüppchen aufgelöst. Tom und Angie waren schon vorher umgekehrt, Konditionsprobleme. So war unsere "Photogruppe", bestehend aus Reinhard, Susanne und mir, alleine noch ein bißchen weiter vorgestoßen. Photo um Photo wanderte in den Kasten, was aber ein tiefes Eindringen in die gewaltige Höhle zeitlich verunmöglichte. Mitten drin in der gewaltigen Höhle drehten wir wieder um und strebten wieder langsam dem Ausgang zu.
Draußen begegneten wir auch wieder Tom und Anschi, die eigentlich nur kurze Zeit vor uns schon zurückgekehrt waren. Warum? Die Beiden hatten zwar von Reinhard auch die laufend wechselnde Zahlenkombination für das Vorhängeschloß bekommen, aber das gab es noch eine kleine ungesagte, weil nicht gewußte, Schikane. Und die brachte die beiden nach draußen drängenden Freunde fast zur Verzweiflung. So nah schon am Tageslicht - und doch eingesperrt sein hinter Gittern.
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