Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen um Ornolac, Ariège, F


Wer zur Höhle von Lombrive im Ariège-Tal in den Pyrenäen aufsteigt, der hat einen ausgezeichneten Blick auf das Kalkmassiv von Clôt de la Carbonnière, das über den Dörfern von Ussat les Bains und Ornolac, drei Kilometer von Tarascon sur Ariège entfernt. Und wer dort hinüber schaut, dem fallen sicherlich die vielen schwarzen Höhlenportale auf, die die andere Talseite richtig perforiert einscheinen läßt.

Drei sind in der IGN-Karte eingetragen: die Grotte des Eglises, die Grotte de l'Ermite und die Spoulga d'Ornolac. Die größte davon ist die Grotte de l'Ermite mit etwa 900 m Gesamtganglänge. Sie scheint im Mittelalter bewohnt gewesen zu sein, wobei man verschiedene Etagen in den Eingangshöhlenraum bis in 16 m Höhe eingezogen hatte.

Bei Barry d'en Bas kann man auf bequeme Weise auf einem alten Weg erst Richtung Ussat les Bains wandern und dann einmal dem unmarkierten Weg hinauf zur Spoulga d'Ornolac folgen. Er führt bis unter die überhängende Felswand und dann zu der kleinen Höhle, die in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts auf einmal den Namen grotte de Bethléem bekam. Warum? Der damalige Direktor der Thermalbadeanstalt, der Höhle von Lombrives und des Syndicat d'Initiatives Antonin Gadal hatte eine Art Katharerwanderweg geistig entworfen, wo neben der Lombriveshöhle auch noch die befestigten Höhlen von Bouan und Ornolac dazu gehörten, "cathares évidemment". Gadal war eifriger Leser der Schriften von Napoléon Peyrat und von Maurice Magre, Freund von Otto Rhan und von Déodat Roché und bewegte sich in der esoterisch-mystischen Gedankenwelt von Rosenkreuzern und Anthroposophen.
In der Spoulga von Ornolac meinte man an der Wand eine Pentagramform ausgemacht zu haben, in die man sich mit ausgebreiteten Armen hineinstellen konnte. Das haben schon viele gemacht, denn die wenigen Griffe und Tritte hinauf sind blank poliert inzwischen. Ein großer Stein im Raum wurde in der Interpretation der Katharerbegeisterten zum "Dolmen cathare".


Um ein wenig mitzubekommen, was in den Köpfen der Menschen los ist, die bei den Höhlen um Ornolac scheinbar ganz besondere Assoziationen haben, ist ein Blick in die Webseite von "www.gadal-catharisme.org" höchst aufschlußreich.

Da heißt es:

"The Cathar Good Men were spiritual therapists, like their divine master; the Churches, the Cathar 'Houses' (hostels), were hospitals for the soul. From everywhere, crowds of pilgrims came to be cured from their moral illnesses...'
'The caves, the cabins of the "Pure Ones" were those places that contained the sacred pools...'
'The foreign visitors took part in the supper, received the bread and the wine and, utmost rite, the kiss of peace transmitting the Holy Spirit. They were going back home, "consoled"...'

The Holy Table,
the laying on of hands,
blessings,
consolation.
The Perfect Ones went through the countries to soothe the pains and bring 'the beautiful Consolations of Bethlehem'. "

So einen Text sollte man nicht einfach übersetzen, denn das würde all die hot spots einfach wegbügeln, die darin sind.

Die Höhlen: "the cabins of the "Pure Ones". Hier wird schon sehr auf der Klaviatur der Gefühle der Menschen gespielt. Da gab es viele Eremiten, die sich ein Leben lang dorthin zurückgezogen haben, warum denn? Aber es gab halt auch die vielen "Kriminellen", um das ganz kurz zu formulieren. Da waren sicherlich nicht nur "Pure Ones" darunter.
"Sacred pools" - kann man da nicht den Oberaufseher über Badeanstalten durchspüren?
"The Perfect Ones" - welcher Mensch könnte/möchte sich denn dazu rechnen? Nobody is perfect. Aus welcher Ecke kämen die denn plötzlich? Aus den Höhlen vielleicht? Das sagen wohl nur Menschen, die nur wenig mit diesem faszinierenden Phänomen unseres Planeten zu tun gehabt haben. Nein, auch dort gibt es keine "Perfektheit"! Die gibt es nämlich gar nicht in unserem Universum! Glücklicherweise! So gibt es uns überhaupt.


 
 
Das "Pentagramm"
  Auf dem Weg zurück ins Dorf

Weitere Höhlen sind auf der IGN-Karte in der näheren Umgebung von Ornolac eingetragen: die Grotte de Ste-Eulalie, die Spoulga de Bouan auf der linken Talseite, auf der rechten die Grotte de Fontanet.

Die Spoulga de Bouan ist schon von weitem zu sehen, weil sie hoch über der Talsohle deutlich zu sehen ist. Es gibt zwar eine Kennzeichnung an der Straße, von wo es losgehen kann, aber dann ist man seinem Glück und seinem Verstand überlassen. Wir haben es mal im Juni 2010 auf eigene Faust probiert, dorthin zu kommen. Ich bin als einziger dort auch angekommen, aber das war hart erkämpft. Anfangs gibt es nur einen Weg, aber dann verzweigt er sich. Soll man den nach oben nehmen oder besser unten bleiben? Von einer Felswand, geschweige denn den Burgmauern ist natürlich nichts mehr zu sehen. Und ist man einmal nach oben abgebogen, dann verzweigen sich sofort wieder die Wege. Viele davon sind zu abgelaufen, was dafür spricht, daß schon einige Leute probiert haben, die Spoulga auf diese Weise zu finden. Ich kam immer höher und höher hinauf, der Weg wurde schmaler und schmaler, schließlich stand ich an der Felswand und dort führte nur noch ein winziges Steiglein weiter hinauf. Es war schmerzlich, aber letztlich half nichts. Da war die Spoulga wohl nicht. Ich stieg wieder querfeldein über Felsrunsen wieder bis ganz nach unten und folgten den ausgelatschten Talpfaden weiter. Noch einmal den gleichen Fehler wieder machen? Ich blieb bei Verzweigungen diesmal lieber weiter unten und erreichte so ein Gelände, das unterhalb der Spoulga lag. Sogar eine kleine Höhle betrat ich auf diese Weise. Aber auch hier führte der Weg nur irgendwohin. Ich kehrte wieder um, lief zurück und probierte es nun etwas weiter oben. Tatsächlich. Findest man tatsächlich den richtigen Pfad unter einem halben Dutzend anderer, dann gelangt man tatsächlich ganz einfach hinauf in den Höhleneingang. Alte Mauern gibt es noch immer, einen moderne Höhlenmalerei ist an der Wand, ein paar bewetterte kleine Höhlengänge können bekrochen werden, zum eigentlichen Hauptziel, der Höhlenburg, kommt man aber normalerweise nicht. Sie trutzt hoch oben, man müßte schon ein kaltblütiger Kletterfreak sein, um dort hinein zu kommen. So behält dieser Ort auch sein Geheimnis viel besser.

  Auf dem Weg zur Höhlenburg
Kleine Höhle unterhalb der
Burg
 
 
     

Literatur:

Gailli, René La petite grotte mystique de Montreal-de-Sos, Caougno 16-1992, S. 21ff.
ohne Verfasserangabe Grotte de l'Ermite, Caougno 16-1992, S. 37ff.

Links:

- http://www.cathares.org/lombrives.html

- http://www.gadal-catharisme.org/the-spoulga-bouan_8_77_en.htm

- http:/grottedelombroives.fr

- Landschaft und Höhlen in den Pyrenäen

 


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