Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Kultur, Landschaft und Höhlen in den gorges de la Jonte, F


Dargilan


Die Jonte entspringt in 1350 m Seehöhe am Nordhang des massif de l'Aigoual. Sie fließt dann durch ein schön bewaldetes Flußtal zwischen den Cevennen, bedeckt von Wiesen und Kastanienwäldern, und dem Causse Méjean mit seinem Karstcharakter. Bei Meyrueis wechselt der Charakter vollkommen. Da hat sich der Fluß zwischen dem causse Noir und dem causse Méjean sehr tief in die Kalkschichten hineingesägt, die nun in oft 100 m hohen Felsmauern links und rechts des Flußseiten in die Höhe ragen. Bei Le Rozier mündet schließlich die Jonte in den Tarn.

Im Sommer sind große Teile des Flußbetts oft trocken, weil das gesamte Wasser im Untergrund verschwindet und unterirdisch weiter zu den nächsten Quellen fließt. Diese Abschnitte haben natürlich die Höhlenforscher besonders interessiert und bedeutende Höhlen wurden darin entdeckt. Zu nennen sind hier die Perte des Herans und Sourbette.

  In Meyrueis
Grotte de Meyrueis
   
 
  Kleine Höhle in der Rückwand einer
neugebauten Garage in Meyrueis,
2009
Bei der Moulin de Sourgettes
     

Auch aus anthropospeläologischer Sicht ist die Schlucht etwas besonderes. Schon am Ortsrand von Meyrueis liegt am linken Ufer der Jonte der Zugang zur Grotte de Meyrueis. Eine Mauer verschließt den Eingang und im Frühjahr 2009 gab es da eine Tür mit Schloß, die nur noch einen beschränkten Blick ins Innere der gerade mal 20 m langen Höhle zuließ. Das Bemerkenswerte daran ist, daß sie man zur Produktion von Käse Verwendung gefunden hat, was noch heute mindestens an den noch vorhandenen Steinplatten zu sehen ist, die an den Höhlenwänden entlang in einem etwa halben Meter Höhe verlaufen.

Ene der größten Konzentrationen von Höhlenburgen in Frankreich gibt es dort. Eine Kette von fünf Höhlenburgen reiht sich an den Hängen des causse Méjean aneinander. Von Ost nach West: Grotte de Meyrueis - La Vigne - Hérans - Bauma Traucada - Baumo Rousso. Auf der Seite des causse Noir gibt es zwar ein paar abgemauerte Höhlenöffnungen, aber keine hat einem burgähnlichem Zweck gedient. Die Lage an einem Südhang, die angenehmere Temperaturen mit sich brachte, kann ein guter Erklärungsansatz sein, warum man sich gerade dort angesiedelt hat. Sichtverbindung zu einer anderen Höhlenburg konnte man sowohl zwischen Baumo Rousso und Bauma Traucada als auch zwischen und der grotte de la Vigne und den oberen Eingängen in die grottes de Meyrueis aufnehmen, was wohl kein Zufall war, sondern im Gefahrenfall wichtig sein konnte.

grotte de la Vigne

Ein Höhepunkt jeder Reise durch die Jonteschlucht ist sicherlich der kleine Ort Cantobre, ausgebreitet auf einem kleinen Kalkfelsplateau in der Mitte der Schlucht. Athropospeläologisch interessant sind die kleinen Höhlen in den Felsen, die ausnahmslos für menschliche Zwecke genutzt wurden. Überall sind Vermauerungen davor, sind geschlossene Türen. Manchmal kann man auch zwischen den Brettern hindurchschauen und sehen, was drinnen ist. Nichts Wertvolles, Alltagsgerät, verrottetes Stroh, eine Gabel.

 

 

 

Literatur:

Michelin Causses Cévennes-Bas Languedoc, Clermont-Ferrand 1974
André, Daniel Lozère des Ténèbres, éditeur: Speleo-Club de la Lozere, Marvejols 1992

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