Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Grotte de Labeil / Herault, F
Die Grotte de Labeil hat sich hinter der höchst gelegenen
Karstquelle des causse de Larzac in 700 m Seehöhe entwickelt.
Wer nach dem Ursprung des Wassers suchte, der kam unweigerlich
zum Eingang. Seit dem Neolithikum ist nachweislich, daß sich
dorthin Menschen begeben haben. Ursprünglich wurde wohl Wasser
gesucht und gesammelt. Entsprechende Tongefäße wurden von den
Archäologen vor Ort stehend noch gefunden.
Eine besondere Nutzung fand die Höhle über Jahrtausende:
nämlich als Friedhof. Mal wurden die Menschen als ganzer Körper
in den Höhle bestattet, langgestreckt, aber auch in
Hockerstellung, mal kam auch nur noch die Asche in Tontöpfen in
die Höhle, wobei man zwei verschiedene Phasen unterscheiden
konnte, nämlich wenn die Kremation in der Höhle stattfand oder
vor ihr.
Auch für viel profanere Zwecke hat man die Höhle später
verwendet: Während der Phase, als in vielen Höhlen der Umgebung
Roquefortkäse erzeugt wurde, nutzte man auch diesen Raum. Erst
durch die neuen Lebensmittelvorschriften für die Produktion von
Käse wurde es verunmöglicht, gleichzeitig einen
Schauhöhlenbetrieb aufrecht zu erhalten und Käse in den Regalen
reifen zu lassen. Heute ersetzen kleine weiße Plastikattrapen
auf den Holzgestellen an diese Zeit. Für die Weinlagerung wird
die Höhle noch immer verwendet. Jedes Jahr wird ein neuer cuvée
spéciale dort eingelagert und nach einigen Jahren dann verkauft,
um Raum für die neue Ernte zu schaffen. Wer will, kann ein paar
Flaschen davon in Organistionsgebäude der Schauhöhle erwerben.
Die Schauhöhle ist ganzjährig geöffnet, wobei die
Führungszeiten außerhalb der Saison sehr ausgedünnt sind, kein
Wunder, denn da kommt kaum jemand. Als wir im April 2010 dort
waren, waren wir die einzigen Besucher. Eine junge Dame zeigte
sich und stand dann für die nachmittägliche Führung zur
Verfügung.
Als Normalbesucher hat man erst einmal einen kleinen Fußmarsch
hinzulegen, aufwärts entlang der Fahrstraße unter den
majestätischen Felsbastionen oberhalb. Hat man fast das Plateau
erreicht, so zweigt nach rechts ein Weglein ab, das hinunter zum
kleinen Eingang in den Felswand führt. Dort versperrt ein Gitter
normalerweise den Weiterweg.
Ohne Französischkenntnisse hat man von der Führung wenig, denn
nur in dieser Sprache bekamen wir die Erläuterungen. Es geht
vollkommen unschwierig in einem horizontalen Gang eher
bescheidener Größe bergwärts. Besonders für
anthropospeläologisch Interessierte bietet die Höhle einiges.
Irgendwann stößt man dann auf den aktiven Bachlauf, an dessen
Rand man weitergeht. Der raffiniert ausgeleuchtete Höhlenbach
ist ein Highlight. Besonders auffallend sind die Farben in der
Höhle, die in allen möglichen Variationen auftauchen. Dann
verschwindet das Bächlein wieder und man kann ein höheres
Stockwerk erklimmen. Dort ist die Abzweigung für die
Höhlensafaritouren. Gegen einen kleinen Aufpreis kann sich
nämlich Helme und Lampen ausleihen und am besten ausgestattet
mit alten Klamotten alleine ohne Führer weiter nach innen
vordringen, wo es jede Menge Kriechstrecken und niedere Gänge
gibt.
Höhlenforscher haben vor einigen Jahren die Fortsetzung
entdeckt, in der noch schöne Tropfsteine gefunden werden
konnten. Um sie vor den Besuchern und deren Aneignungsdrang zu
schützen, hat man den üblichen Gitterkäfig bauen müssen,
durch man dann schreitet und zwischen den miteinander verdrehten
Drähten hindurch die feinen Sintergebilde einigermaßen noch
sehen kann. Noch ein paar Meter weiter und man gelangt durch
einen kurzen künstlichen Stollen wieder an die Erdoberfläche.
Eine Art Betonbunker hat man da geschaffen, in dem die obere
Türe angebracht ist. Wenn man die Zusammenhänge nicht kennt,
macht ein solches Bauwerk dort überhaupt keinen Sinn und ist
entsprechend häßlich.
Es bleibt nur noch der kurze Fußweg zurück zum Bauernhof mit
der Schauhöhlenverwaltung. Ein kleiner Laden ist da, der alle
möglichen Souvenirs verkauft, und ein kleines Restaurant, um
sich körperlich wieder stärken zu können.
Literatur:
Link:
http://www.grotte-de-labeil.com/
Streifzüge durch die Höhlen Südfrankreichs
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