Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Gardschlucht auf- und abwärts - von Pont St. Nicolas aus
Die Gardschlucht ist eines großen Naturkleinode der Garrigues. Die meisten Menschen lernen sie heute nur noch über Pont du Gard, dieses klassische Beispiel römischer Baukunst, zu einem ganz kleinen Teil kennen. Moderner Geschäftssinn hat dazu geführt, daß die Massen herdenartig zusammengetrieben werden, ihnen ein ganz schmales Segment gegen Entrichtung eines hohen Obuluses gezeigt wird, aber sonst auch nichts. Wahrscheinlich ist es gut so, sondern würde auch noch alles andere niedergetrampelt.
Lange ist ja schon bekannt, daß es sich hier um ein besonderes Stück Natur handelt, weshalb es auch schon zu einem guten Teil unter Naturschutz gestellt ist. Da gibts aber auch großen Privatbesitz, der aus Eigentumsansprüchen heraus allen anderen Menschen den Zutritt verwehren will und auch das Militär hat einen nicht geringen Teil des Landes unter seiner Fuchtel, weil es einen großen Truppenübungsplatz gibt.
Der linke Teil des Gardufers ist auf lange Strecken hin ganz gut zugänglich, entweder auf markierten Wanderwegen meist oderhalb der Uferzone oder näher am Wasser, wobei das manchmal ziemlich abenteuerlich und waghalsig werden kann.
Nur an wenigen Stellen kreuzen Straßen den Fluß. Das ist von unten her bei Remoulins, bei Collias, dann bei der Pont St. Nicolas und schließlich bei Russan der Fall. All diese Orte können als Ausgangspunkt für herrliche Wanderungen dienen.
Hier sei mal nur der Abschnitt um Pont St. Nicolas in den Fokus genommen. Ein erstes Problem tritt hier auf, weil es eigentlich keine Parkplätze gibt, was wohl Absicht ist. 3, 4 Autos können sich am Ausgangspunkt des Wanderwegs vielleicht an Wegrand hinquetschen, mehr haben aber nicht Platz. Mit ein bißchen Ortskenntnis, die die Einheimischen mitbringen, findet man auch den Abzweiger von der Hauptstraße Richtung Nîmes, der zum sandig-kiesigen Ufer der Gard führt. Glassplitter am Boden zeigen aber, daß man auch da nicht vor Autoeinbrechern sicher ist. Ein schöner markierter Wanderweg führt hoch oberhalb der Felsabbrüche auf der Nordseite des Gard Richtung Russan. Es ist ein Genuß, diesen Weg abzulaufen. Man hat immer wieder Gelegenheit in die Schlucht hinabzuschauen, kann auch nach auf die fruchtbare Gegend nördlich davon blicken mit ihren Rebfeldern, Wiesen, Wäldchen. Im Frühjahr duftet es nach Thymian und Rosmarin. Meist sind nicht mal Autos zu hören, sondern eher die vereinzelten Singvögel.
Im Gard bei der Flußquerung zu Fuß | ||
Wer es abenteuerlicher mag, der sollte dem Uferweg folgen. Den
gibt es nicht immer, denn die Hochwässer des Gard verändern
alles immer wieder vollkommen. Dann ist da mit einem Schlag ein
undurchlicher Urwald, der fast nicht zu überwinden ist. Gehen
ein paar ruhige Jahre ins Land, dann gibt es wieder einen
ausgetretenen Pfad, der sind windend und geschickt dem
Geländeverlauf folgend zuerst einmal zur "Barrage"
führt. Das war mal eine vom Menschen geschaffene
Flußabsperrung. Man sieht heute nicht mehr viel, aber der Grund
für ihr Entstehen dürfte wohl in dem alten Problem der Menschen
gelegen haben, den Gard zu überqueren. Bevor nämlich die
Brücke gebaut war, wie sollte man hinüberkommen? Man mußte
wohl eine flache Stelle im Fluß suchen, eine Furt, und die gibt
es in der Nähe der Pont St.-Nicolas. Wenn man da kurz den Fluß
aufstaute, damit man besser durchkonnte und nachher das Wasser
wieder freigab? Einfache Verkehrstechnik. War das der Grund für
die "Barrage"? Höhlenforscher dürfte die Höhle
gleich daneben interessieren. Der Weg führt an dem altbekannten
Eingang direkt vorbei. Ein niedriges Loch öffnet sich. Es sieht
alles danach aus, daß da immermal wieder große Wassermassen
herauskommen. Ein Blick in den MINVIELLE zeigt, daß wir hier vor
einer Erdöffnung stehen, die lange Zeit hindurch ein großes
Enigma war, heute ein etwas kleineres. Kam das Wasser aus dem
Eingang, dann in pulsierenden Folgen, wieder und wieder und
wieder. 10 Minuten Fließen, 2 Stunden Pause - ungefähr. Sollte
sich dahinter ein großes System verbergen. Erst 1949 gelang ein
tieferer Vorstoß in die Quellhöhle, heute sind die Taucher
schon in einem Gang, der 25 m tiefer als der Meeresspiegel ist.
Blick auf die Eingangsregion von der anderen Flußseite aus |
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Das Gelände über der Höhle |
Auch auf der anderen Seite der Schlucht zeigen sich auffallende Portale. Ob sich dahinter auch richtige Höhlen verbergen? Man müßte sich schon auf der anderen Flußseite vorarbeiten, rüberschwimmen oder mit dem Boot von oben kommen und drüben anlegen. So eine Vielfalt macht den Aufenthalt in solchen Gegenden so abwechslungsreich und spannend! Die Höhlenforscher kennen die Höhle unter dem Namen "Grotte du Colombier" oder "Emergence de la Fausse Monnaie".
Literatur:
Minvielle, Pierre | GUIDE de la FRANCE SOUTERAINE, Les Guides Noirs, Tchou, Éditeur, 1970 |
ohne Verfasserangabe | Atlas Speleologique des Gorges du Gardon, Band 1 und 2, 1981 |
Mazauric, F. | Le Gardon et son Canyon Inférieur, MÉM. SOC. SPEL. 1892, 2 |
Fabre, Guilhem, Pey, Jean | Le Gardon et ses gorges, Les Presses du Languedoc |
Links:
http://www.nimausensis.com/Gard/ImageMois/PtStNicolas/PtStNicolas.htm
http://www.walking-holidays-france.com/Walks-in-Provence-Pont-du-Gard.html
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