Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Landschaft und Höhlen in der gorge du Gardon 1
Vom Pont du Gard bis Collias
Um die Wasserversorgung von Nimes zu sichern,
kamen die Römer auf die Idee, Karstquellen im Norden zu nutzen.
Um es in die Stadt zu leiten, mußte man ein großes Aquädukt
über den Gard bauen, eine Meisterleistung, die wir noch heute
bewundern können.
Der Pont du Gard steht am unteren Ende der gorge du Gardon, die
nach 55 km Lauf ein kleines Karstgebiet aus der Kreidezeit
durchquert hat. Was früher eine harmlose kurze Besichtigungstour
war, das wurde neuzeitlich entwickelt und endet heute für die
meisten Touristen zuerst einmal an einem Kassenhäuschen, wo man
paar Euros blechen muß, um überhaupt sein Fahrzeug abstellen zu
können. Die Mautverweigerer drehen um und suchen sich in der
Umgebung einen freien Parkplatz!
Auf dem Weg zum Aquädukt sieht man direkt am Weg eine mit vielen
Gittern abgeschottete Halbhöhle.
Abri am Weg zum Pont du Gard |
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Das Highlight | ||
Einem Fluß kann man immer in zwei Richtungen folgen. Wer vom
Pont du Gard flußabwärts rechts, also in diesem Falle links,
gehen will, der wird leider bald von einem Schild gestoppt:
Privatbesitz. "Eigentum ist Diebstahl" ist schon einmal
formuliert worden. Wer wird das "bestohlen"?
Wer dem Gard aufwärts folgen will, der muß auf die
flußabwärts gesehen linke Seite wechseln. Dahinter steckt ein
"Plan", denn man kann glücklicherweise auf dieser
Flußseite weiter und weiter und weiter wandern. Was für ein
Genuß! Für alle! Nicht nur für die wenigen
"Eigentümer"! Die GR 6 - GR 63 verläuft hier - und es
lohnt sich wirklich, ihr zu folgen!
Man erreicht auf diese Weise Collias, einen kleinen charmanten Ort, bei dem eine der wenigen Überquerungen des Gard mit dem Auto möglich ist.
Verkehrsschild in Collias | ||
Einige Wanderwege sind hier markiert, wovon einer zur
"l'Eremitage" führt. Sie heißt auch "L'ermitage
de Notre-Dame-de-Laval". Der Weg im Talgrund führt hinein
in ein Gebiet, das ansonsten ziemlich unzugänglich wäre, weil
es die typischen Eigenschaften der "Garrigues"
aufweist, praktisch undurchdringlichen Buschdschungel. Vielleicht
ist man ja manchmal ganz alleine dort, aber wohl auch überhaupt
nicht. Selbst im April 2010 begegneten wir einer Wandergruppe von
älteren Damen, die dort an einem Montag einer Wandertag machten
und einigen Arbeitern, die die Eremitage auf Vordermann brachten
und mit ihrem Fahrzeug ganz nahe zu der denkbar entlegenen Stelle
im Plateau von Laval gefahren waren.
Sofort fällt einem die Kapelle ins Auge. Der Kirchenraum ist
offen und zugänglich. Von der anderen Seite her ist er auch
zugänglich. Dort gibt es eine Art Museum, wo Zeugnisse aus der
Vergangenheit zu sehen sind. Der Ort soll ja schon in
"heidnischer Zeit" ein Kultort gewesen sein, was
angesichts der reizenden Lage nicht verwunderlich ist.
In der Felswand gleich neben der Kirche ist die "baume des
ermites", eines der unzähligen Felsdächer auf unserer
Erde, das abgemauert worden ist, um darunter zu leben. An einen
Zentralraum schließen sich nach hinten und an der linken Seite
noch weitere Räume an. Rechts vom Eingang gibt es einen Kamin,
durch den früher der Rauchabzug bewerkstelligt wurde.
Es heißt, daß schon der heilige Vérédème dort gelebt habe,
aber von dem behauptet jedes Dorf in der Umgebung, daß es ihn
mal beherbert habe. Berge von menschlichen Knochen in der
Umgebung legen Zeugnis davon ab, daß es wirklich nicht immer
friedlich hier abgegangen sit. Im Jahre 1755 starb dort starb der
Eremit Soustelle nach einem 19jährigen Aufenthalt dort. Auch von
weiteren Einsiedlern, die dort gelebt haben, kennt man die Namen.
Der letzte sei um 1980 dort gewesen.
Am Gard bei Collias, dort wo der Weg zur Eremitage abzweigt |
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Richtung Pont du Gard gibt es auf dieser Flußseite noch zwei Stellen, wo in Höhlen und Felsüberhänge unsere Vorfahren Bauten errichtet haben: Le Malpas und Saint-Privat.
Literatur:
Minvielle, Pierre | GUIDE de la FRANCE SOUTERAINE, Les Guides Noirs, Tchou, Éditeur, 1970 |
ohne Verfasserangabe | Atlas Speleologique des Gorges du Gardon, Band 1 und 2, 1981 |
Mazauric, F. | Le Gardon et son Canyon Inférieur, MÉM. SOC. SPEL. 1892, 2 |
Fabre, Guilhem, Fiches, Jean-Luc, Paillet, Jean-Louis | L'Aqueduc de Nimes et le Pont du Gard, Deuxieme edition, CNRS Editions, 2000 |
Fabre, Guilhem, Pey, Jean | Le Gardon et ses gorges, Les Presses du Languedoc |
Links:
28. Mai 1980
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