Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen in der Umgebung von Ganges, Hérault, F


Grotte de Demoiselles und Umgebung


Am Zusammenfluß des Hérault und des Rieutord liegt das liegt ein von gerade mal 4.000 Seelen bewohntes Städtchen, Ganges. Die historischen Spuren reichen nachweislich zurück bis in die Römerzeit. Im Mittelalter wurde es von Mauern umgeben und damit gesichert. Im 18. Jahrhundert erlebte es einen wirtschaftlichen Aufschwung durch die Seidenindustrie der sich bis in 19. Jahrhundert fortsetzte. Das Ende kam dann mit der Entwicklung neuer Textilausgangsstoffe, zuletzt wegen des Nylons.

Der Ort hat eine geographisch reizvolle Lage in südlichen Vorland der Cevennen und ist umgeben von Karstgebieten. Die größte Touristenattraktion ist die héraultabwärts gelegene Grotte de Demoiselles.

Auf dem Hérault ist das Fahren mit Kajak oft möglich und es gibt inzwischen ein entsprechendes touristisches Angebot dort. Mit dem Rieutord ist das ganz etwas anderes. Im Frühjahr fließt da oft ein Bächlein, die Größe der Brücken künden davon, daß wohl auch große Wassermassen hier herandrängen können, aber über eine lange Zeit des Jahres ist das Flußbett leer. Wasser ist jedoch vorhanden, es fließt nur unterhalb der Erdoberfläche. Inzwischen ist es Höhlenforschern schon gelungen, auch in diese Wasserwege vorzudringen.

In der Umgebung von Ganges lassen sich einige reizvolle Wanderungen unternehmen, die auch Höhlenbezug haben. Eine sei hier vorgestellt: Man folgt der Straße Ganges - Sumène rieutordaufwärts bis rechts der Straße die Ponte des Chèvres auftaucht. Sie ist wieder hergestellt und in einem sehr guten Zustand (2010). Der Weg biegt nach links ab und folgt dem linken Talhang. Früher führte hier eine Bahnstrecke entlang, die inzwischen aufgelöst ist. Heute kann man auf ihr sehr gut wandern, wobei auch die Brücken und Tunnels benutzt werden können. Der markierte Steig unterquert die Bahnstrecke und steigt dann allmählich den bewachsenen Talhang hinan. In einer Felswand gleich neben dem Weg sind die Eingänge einer kleine Höhle mit mehreren Eingängen ahnbar. Auffallend sind insbesondere die vielen Wurzeln, die bis in den Höhlenraum hineinreichen.

Man beginnt ja in 70 m Meereshöhe und steigt bis auf 499 m kontinuierlich an. Der Blick wird immer freier, je höher man kommt. Dann geht es etwas flacher dahin, bis auf einmal der Weg weg ist. Er führt direkt in eine Höhle hinein. Eigentlich braucht man keine Taschenlampe, denn wenn man weit genug hineingangen ist auf dem flachen Höhlenboden, dann sieht man bereits von links das Tageslicht vom zweiten Eingang, durch den man die Höhle wieder verlassen kann. Das ist die "Baume Clauside", die in den Hugenommtenkriegen eine Rolle als Unterschlupf und Treffpunkt einmal gespielt hat. Es lohnt sich ein wenig herumzustöbern, denn sie hat noch einige farbige Sinterreste.

Der Steig führt immer höher bis zum Ranc de Banes mit 713 m Höhe. Von dort ist auch ein anderen Abstieg Richtung Sumène möglich, von wo aus man im Tal wieder zum Ausgangspunkt zurückwandern könnte.

Im Tal des Rieutord
 
 
 
Baume Clauside
 
 
 
 
   
Höhle bei der Bahnlinie
 
 
   

Bewegt man sich Richtung Osten vom Rieutord aus gesehen, dann kann man in den Kalkzügen der "Commune de Moules et Baucets" einige Höhlen finden. Die IGN-Karte ist dabei eine gute Hilfe. So liegt bei Moules die Grotte de la Fromagere. Sie ist in der Karte eingetragen und eigentlich leicht zu finden. Allerdings gibt es in der Umgebung keinerlei sichtbare Hinweise auf eine Höhle - bis auf einen. Da führt mitten in das Gebüschdickicht am Rand des Combe des Legues einfach ein breiter Fahrweg, noch einiger Maßen in Schuß. Warum nur? Und er hört auch gleich wieder auf und führt keinen Meter weiter - wenn die früher zur Käseproduktion genutzte Höhle nämlich erreicht ist. Sie hat zwei Eingänge, an denen noch frühere Mauern zu sehen sind. Drinnen sich keinerlei Spuren menschlicher Aktivitäten mehr vorhanden.

Die Menschen, die dort wohnen, kennen natürlich die Höhle. So war es auch kein Wunder, daß wir bei unserer Tour im April 2010 auf einmal auf dem Rückweg einer ganzen Gruppe Jugendlicher, deren ältester höchstens 14 war, begegneten. Zwei kleine Taschenlampen hatten sie gerade dabei. Die kleinste Teilnehmerin wurde noch auf dem Rücken mitgeschleppt. Schön, daß es auch solche Höhlen gibt, die offen sind und wo die Jungen ihre ersten Höhlenerfahrungen machen können!

   

 

Literatur:

 Michelin

Causses - Cévennes-Bas Languedoc, Clermond-Ferrand 1974
Labadie, Patrick, Vasseur, Frank Spéléo sportive dans les Garrigues Nord-Montpelleriéraines, Aix-en-Provence 1992

Links:

http://www.ot-cevennes.com/ot-cevennes/viewArtContent.do?category=19&article=10

Streifzüge durch die Höhlen Südfrankreichs


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