Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Eine Wanderung in den montagne de la Séranne, Herault, F
Die montagne de la Séranne sind ein
langgezogener Höhenzug aus Juragestein im Departent Herault. Sie
riegeln den Südrand des Causse de Larzac ab, eine dieser
typischen Kalkhochflächen, die Region der "garrigues"
höhenmäßig deutlich übersteigend. Der höchste Punkt ist mit
942 m Seehöhe erreicht. Sowohl nordwestlich als auch
südöstlich liegen langgestreckte Flußtäler, da fließt die
Vis und die Bueges.
250 Höhlen hat man inzwischen erforscht und damit wohl den
größten Teil der vorhandenen Erscheinungen erfaßt. Die
bedeutendste Höhle ist der l'Aven de la Leicasse mit mehr als
300 m Tiefe und einer Länge über 10 km.
April 2007. Ich bin mit Alfred Schlagbauer im Süden Frankreichs unterwegs, um ein paar schöne Wanderungen zu machen, bei denen auch mal die eine oder andere Höhle besucht werden soll. Der Blick fiel auf das Sérannegebiet. Jahre zuvor waren wir schon mal in St-Jean-de-Buèges gewesen, diesem malerischen Ort mit viel mittelalterlicher Bausubstanz unterhalb einer Schloßruine. Damals hatten wir auch die Grotte exurgence du Garrel gesucht und mit viel Glück und Durchhaltevermögen tatsächlich auch gefunden. Es ging gleich recht unbequem mit einem schräg abwärts führenden Schlufgang los, eh man an eine senkrechte Spalte kommt, für deren Bewältigung erst einmal ein Seil und entsprechende SRT-Ausrüstung gebraucht hätte. Da ich auch noch starkes Nasenbluten hatte und unterwegs die schönen Felsen mit lauter Blutspritzern färbte, ließen wir es damals bleiben, weiter vorzustoßen.
Es war ein Montagmorgen und entsprechend wenig los in St-Jean. Ein Mann führte seinen Hund um den Dorfbrunnen am neugestalteten Marktplatz, ein Mann auf einem Pferd kam unter einem Torbogen hervor und ritt ins Dorf hinein, eine sehr alte wackelige Frau schleppte ihr Einkaufstüterl vorbei.
Alfred und ich gingen ins kleine Dorfcafe, das in
einem alten Steingewölbe unterbracht ist, und wir tranken erst
einmal unseren "café au lait". Die Eile hat der Teufel
gemacht. Irgendwann wurde es aber einfach mal Zeit, nicht einfach
nur den kleinen Besucherverkehr im Café zu beobachten. Wir
zahlten 5 , und schlenderten davon. Unser Ziel war die
Source de la Buèges, von wo aus wir eine Rundwanderung im
Umkreis um den "Cirque de la Séranne" machten. Das war
keine dieser großen, auf der 25000er Karte mit roter Farbe
markierten Strecken, sondern vorsuchten halt, so gut es ging, den
Pfadspuren in der Landschaft zu folgen.
Der Ausgangspunkt, die "Source", in 180 m Seehöhe, ist
ein beliebter Ausflugspunkt. Die Buègesqulle ist kein Topf,
sondern ein großer See, in dem sich das Schloß von
Pégairolles-de-Buèges noch spiegelt. Über "le
Mejanel", einen kleinen Weiler, ging es hinauf auf
unmarktiertem Pfad, den wir am Ende auch noch verloren, zum
breiten Höhenrücken. Wir hätten ihm nach Norden folgen können
zum Peyre Martine-Gipfel mit 782 m, ließen das aber sein. Ein
mit gelben Strichen markierter Wanderweg führt den Besucher
durch die karstige Gegend voller Buchsbaumbewuchs und löchrigem
Kalkgestein. Wir strebten Richtung Süden und standen auf einmal
vor einer richtigen Höhle. Das war die "la Susterrangne
Grotte", die auch auf der 25000er Karte eingetragen ist.
Ziemlich oberflächennah erweitert sie sich schnell nach einem
Eingang, der mindestens Bücken verlangt. Eine Steinmauer grenzte
früher mal die Eingangsregion gegen die weiter Halle im Innern
ab. Eine einfache Taschenlampe genügt für ein Hineinschnuppern.
Ein paar große Säulen sind noch da. Alle Feinformen sind
längst zerstört, trotzdem, die Stippvisite lohnte sich. Der
Weiterweg erfolgte auf einem noch immer gut erhaltenen Saumpfad,
der geschickt allen Schwierigkeiten des Geländes aus dem Wege
geht, hinunter zu einem Flecken, der auf der Karte als "les
Cadenèdes" bezeichnet wird. Um nicht auf der Teerstraße
zurücklaufen zu müssen, folgten wir lieber kleinen, schmalen
Pfaden, die durch die Weinkulturen und üppige Blumenwiesen
führten.
Das war noch nicht die letzte Tour, hoffentlich, in dieses Gebiet, in dem wir auf der ganzen Tour niemandem sonst begegnet sind. Oh herrliche Einsamkeit.
Insider wissen, was hier los ist! Schlaztrocknen (nach einer Saint-Marcel-Tour)
Literatur:
Chéry, Jean, Maistre, Guilhem, Brun, Jean-Frédéric | L'aven de la Leicasse, Spelunca n°19, 1985, p 18ff |
Canler, Géry + Olivier | L'Aven du Grelot, Spelunca 3-1979, p 99ff |
Caumont, Daniel | Le Réseau souterrain de la Clamouse, Spelunca 2 - 1978, S. 57ff |
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