Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen im Département Puy-de-Dome, F


Obwohl es im Departement Puy-de-Dome, ungefähr im Herzen Frankreichs gelegen, keinerlei Karsterscheinungen gibt, ist dieser Landstrich doch nicht höhlenfrei. Die Höhlen liegen alle in der Lava und weisen damit einen ungewohnten Formenschatz auf.

Schon 1892 kam Eduard Martel mit Gefährten einmal hierher, um die wohl bekannteste Erdöffnung dort zu untersuchen - den Creux de Souci. Noch heute ist nicht wirklich klar, welche Ursache für die Entstehung diesen großen Hohlraums verantwortlich ist. Martel jedenfalls deutete ihn als den Überrest einer großen Gasblase. Es gibt heute gute Webseiten über diese bemerkenswerte Höhle.

Eine große Touristenattraktion waren im 19. Jahrhundert die drei Höhlen in Royat. Eine davon ist noch heute eine Art Schauhöhle, die zwar angekündigt wird durch große Hinweistafeln, aber steht man dann davor, dann kann es leicht sein, daß gerade wieder geschlossen ist. So war das bei uns im April 2012, als ich da mal vorbeischaute. Von außen sieht man nicht viel. Ein Haus, diverse Mauern, schwarzes Lavagestein und ein Hinweis drauf, daß es gefährlich sei, sich der Höhle zu nähern. "ACCES INTERDIT DANGER DE MORT".
Es soll sich um eine Lavahöhle handeln, die 10 m hoch ist und einem Umfang von 25 m. Die Berühmtheit verdankt sie einer Erscheinung, die man seit 2 Jahrtausenden schon aus der Hundegrotte in Neapel kennt: Während es Menschen möglich ist, die Höhle zu begehen, ohne daß sie Schaden nehmen, endet die gleiche Bewegung durch einen Hund schnell  tödlich. Am Grunde es Raumes sammeln sich aus dem Erdinnern aufsteigende Gase bis in eine gewisse Höhe und bleiben dort. Früher hat man wohl immer wieder Tiere "geopfert", um das Phänomen zu zeigen, heute soll man sich mit einem Kerzenauslöschversuch begnügen.

 
 
 
 
 

Folgt man dem Bachtal in Royat aufwärts, dann stößt man bald auf der bachabwärts gesehen rechten Talseite auf die nächste Höhle, die "grotte rouge" und die Straße heißt nicht zufällig "Rue de la grotte". Heute ist sie fest verschlossen mit einer Türe. Im Eingangsbereich ist ein betonierter Ausbau. Immerhin 50 m lang soll sie lt. Chabert sein. Von ihr geht die Sage, daß sie von Feen bewohnt sei. Eine Geschichte, die sehr der vom Rattenfänger von Hameln gleicht, wird von ihnen erzählt. Eines Tages hätten die Feen alle Kinder zu sich in den Berg gelockt mittels ihrer Feenkräfte. Ihre Mütter wollten sie dann wieder zurückholen und mußten den folgenden Dreizeiler hersagen:

Randi noutri fadou Zeig dich uns, unsere Fee
Qui es fadou die so ausgebleicht ist
Vou rendren ton saladou wir geben dir dein Salz zurück

Dieser Hinweis soll sich auf das Salz der Taufe beziehen.

 
 
 

Folgt man dieser Straße noch weiter nach oben, dann kommt man nicht zuverfehlenderweise zur "grotte des Laveuses". Es handelt sich um eine echte Höhlenbildung. Der Eingang ist bald 10 m lang und bald 2 m hoch. 3 Quellen entspringen im Hintergrund der Höhle, wovon 2 für das Waschbecken genutzt wurden. Ihre Gesamtlänge wird mit 16 m angegeben. An der Felswand gleich neben dem Eingang ist, zusammen mit dem Datum 1839 die folgende Inschrift eingehauen: EVER TO THEE EUGENIA O.L.L.. Ob das der Name einer Wäscherin gewesen ist, die vielleicht in eine Liebesaffäre verwickelt war? Die Lokalität muß einmal bei Künstlern sehr bekannt bewesen sein, denn es gibt viele Lithographien davon und später Fotos, ein richtiges "Postkartenmotiv", wobei die richtige Arbeit wohl von den Frauen geleistet wurde, die anderen ihnen nur zuschauten. Der französische Maler Achille-Etna Michallon (1796-1822) hat ein Ölgemälde davon gemacht: "Vue de la grotte des laveuses à Royat" (Lesage)

 
 
 
 
Stich aus dem 19. Jahrhundert, der die Wäscherinnen bei der Arbeit zeigt

Richtig offen war die Höhle nicht. Absperrgitter verwehrten einigermaßen den Zugang und man wurde vor Steinschlag gewarnt. Wenn da wirklich etwas daran wäre, dann wäre doch das Zeug längst alles unten! Aber es bleibt einfach oben und bildet so die Höhlendecke. Ein starker Platzregen zwang uns, unter dem Dach Zuflucht zu suchen, ansonsten wären wir noch viel nässer geworden. Das war einfach eine Risikoabwägung, wobei sie sich als vollkommen richtig erwies. Nichts kam von oben und wir blieben trocken.


Literatur:

Bigot, Jean-Yves Grottes du Puy-de-Dome, Grottes & Gouffres, n° 125, septembre 1992, p 19ff.
Chabert, Claude DES GROTTES DU PUY-DE-DOME EN GENERAL ET DE LA GROTTE DES LAVEUSES EN PARTICULIER, Grottes & Gouffres, n°121, septembre 1991, p 19ff.
Garberi, Maria Luisa, Forti, Paolo  USI Impropri (?) La fruiione della cavità nell'iconografia antica e moderna, SSI, Bologna, ridedizione 2022
Lesage, Blandine Achille-Etna Michallon. Catalogue de l'Oeuvre Peint, in: Gazette des Beaux-Arts. - La Chronique des Arts. 139e année, N° 1545, Tome 130, 1997, p. 101-142
Minvielle, Pierre Guide de la France souteraine, Tchou, Éditeur, 1970
Sesiano, Jean Le Creux-de-Soucy (Auvergne, France) Stalactite 46, 1, 1996, p 7ff.

Links:

allgemein:

France Voyage - guide, photos, hébergement, tourisme en France

speläologisch:

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