Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Höhlen bei Arbroath, Angus, Schottland
Arbroath liegt an der Ostküste Schottlands. Es hat 25 000 Einwohner und ist damit das größte Städtchen des Bezirks Angus. Man lebt von der Fischerei, ein bißchen Industrie (es werden u.a. Teile für Rolls Royce gebaut), Bootsbau, Zulieferungen für die Ölförderung und von den Touristen. Und vergessen hat man noch nicht, daß es dort mal eine bedeutende Textilindustrie gegeben hat, die z.B. die Segel für die Cutty Sark gemacht hatte.
Der Name kommt von "Aberbrothock", "at the mouth of the Brothock" (Burn). Am berühmtesten wurde dieser Ort durch die Deklaration von Arbroath im Jahre 1320, in der die Unabhängigkeit von England erklärt wurde.
Höhlenkundlich interessant ist die lange Steilküste aus "old red sandstone", die von "The Whiting Ness" am Ostende der Strandpromendade bis zu dem kleinen Fischernest Auchmithie erstreckt. Sie ist selten höher als 30 Meter. Oldham zählt immerhin 44 Höhlen, Höhlchen und Naturbrücken entlang dieser Strecke auf.
Viele sind nur mit dem Boot erreichbar, so daß die Zahl der erreichbaren Höhlen um die 20 Objekte liegt. Einige davon haben einen starken anthropospeläologischen Bezug:
Dynamite Cave
15 m ist sie lang und diente einstmals der Aufwahrung von
Sprengstoff für die Steinbrüche in der Nähe, die 1904
aufgelassen worden sind
Hermit's Cave
5 m langer Hohlraum mit einem dreieckigen Eingang. Ein
Rentner soll dort mal von Fisch und "Cockles"
gelebt haben
Dickmont's Den Cave
Immerhin 120 Meter ist sie lang und hat zwei Eingänge.
Sie soll den Schmugglern für ihre finsteren Zwecke
gedient haben.
Mariner's Grave Cavern
Warum heißt diese Höhle so? Bei Oldham lesen wir:
"This cave is just north of a large natural
ammphitheatre which is surrounded by sheer cliffs, called
the Mariners' Grave." Hat hier für ein paar
Seeleute die letzte Stunde einmal geschlagen?
Masons' Cave
Mit 231 feet wird die Länge dieser Höhle unterhalb des
Maiden Castle angegeben. Einen großen Eingang weist sie
auf (7 x 10 m), an den sich ein geräumiger Tunnel
anschließt. Die Höhle wurde natürlich auch von den
Schmugglern benützt (nach Hay) und diente als
Aufbewahrungsort von Booten.
Die Höhle wurde der Überlieferung nach für
außergewöhnliche Zusammenkünfte benutzt. Die St.
Thomas Loge der Freimaurer traf ist am St. John's Day
einmal im Jahr dort, um neue Mitglieder aufzunehmen. Dies
wird in dem "Old Statistical Account of
Scotland" berichtet, der um das Jahr 1790 erstellt
worden ist. Ein Rev. Aitkin merkte dazu an: 'The Mason
Lodge of Arbroath built a gate to it, and gave it a door
many years ago.' Man stellte diesen Brauch wohl auch mal
wieder ein, aber ein gewisser Hay schrieb 1899, daß man
die zwischenzeitlich unterbrochenen Treffen, inzwischen
wieder aufgenommen hatte. Von einem späteren Bewohner
der Höhle weiß man sogar den Namen, Andrew Gordon, und
sein Bild wird im Internet gezeigt!
Doo Cave, auch Lady's Cave
30 m lang ist und von ihr wird erzählt, daß der
"Laird of Seaton" einmal eine Frau darin
versteckt hätte
Forbidden Cave
In ihr wurde schon einmal archäologisch gegraben und man
fand Spuren einer prähistorischen Besiedlung des
Platzes, die heute im Arbroath Museum ausgestellt sind.
Von ihr gibt es die typische Piper-Geschichte. Einer
dieser Dudelsackpfeifer sei eines Tages in die Höhle
marschiert, habe weitergespielt und sei nie mehr wieder
aufgetaucht.
Eine weitere Geschichte berichtet von Tammy Tyrie und
seiner Frau. Sie hätten eines Tages eine Hochzeit
besucht, wo sie zu sehr dem Alkohol zugesprochen hätten.
Auf dem Heimweg seien sie an der Höhle vorbeigekommen
und hätten sie betreten. Am nächsten Tag hätten die
Bewohner von Dickmontlow, das immerhin 1 km von der
Stelle entfernt ist, aus dem Untergrund die
Dudelsackklänge von Tammy aus dem Untergrund vernommen
und von seiner ebenso verschwundenen Frau erzählt man,
daß sie dazu gesungen hätte:
"Lone, lost and weary, plays Tammy Tyrie,
Beneath the barns o' Dickmontlow".
Man hätte den Hund der Tyrie voller Schrecken aus der
Höhle laufen sehen und noch Tage danach sei aus der
Höhle ein fürchterliches Gestöhne aus dem Loch zu
vernehmen gewesen. Die Beiden wurden nie mehr wieder
gesehen.
Manche Ort sind einfach prädestiniert, daß man über
sie rätselhafte Geschichten erzählt. Noch eine aus der
"Forbidden Cave", die ins 17. Jahrhundert
datiert wird: Ein paar mutige Bürger von Abroath
betraten die Höhle. Zuerst fanden sie einen steinernen
Obelisk, und als sie noch weiter vordrangen, da sahen sie
einen eisernen. Als sie noch ein wenig weiter
vorstießen, da hörten sie plötzlich ein schauerliches
Schreien, das sie so erschreckte, daß sie sofort aus der
Höhle flohen.
Arbroath Cave House
2008 gelang der Küstenwache der RNLI die Entdeckung einer kompletten
Höhlenwohnung in den Felsen von Arbroath. Man entdeckte auf der Suche
nach der Ursachen von Hilfeschreien einen Strickleiter, die irgendwo
befestigt war. Sie führte zu einem verdeckten Höhleneingang mit einer
verschlossenen Türe und hölzernen Wänden und einem Fußboden aus Holz.
Teile der Wände waren bemalt.
Anläßlich einer Reise nach Schottland im November 2018 ergab
sich erneut die Gelegenheit, eine Wanderung entlang der Steilküste von Abroath
bis nach Auchmithie zu unternehmen. Der Weg lohnt sich, wirklich. Viele
gehen ihn, natürlich. Die meisten halten am Parkplatz von Whiting Ness, lassen
dort das Fahrzeug zurück und wandern die gerade mal 30 m in die Höhe und
folgen dann dem Küstenpfad. Der geht nur wenige Meter vom Klippenrand entlang
und lädt immer wieder dazu ein, ein wenig näher an den Abgrund zu treten. Dann
werden spektakuläre Blicke auf die Felswände darunter möglich. Manchmal ist
auch ein Blick durch ein Felsloch nach unten möglich. Da sieht man dann das
Meer darunter hereinbrausen. Diese Stellen haben dann bildhafte Namen wie
"Needle's Eye" oder "The Crusie". Beim "Dickmant's
Den" muß man einer Felsschlucht ins Innere des Festlands erst hinein und
dann wieder hinaus folgen. Hinunter zu steigen, das läßt man lieber, denn das
Gelände ist abschüssig und ein einziger Fehltritt würde genügen, um zum
Spielgeld für die tobenden Wellen unten zu werden. Kilometer um Kilometer geht
es so weiter. Manchmal muß/darf man bis zum Meer absteigen, und später wieder
hinauf. Schließlich geht der Weg landeinwärts. Dann hat man Auchmithie
erreicht. Dort kann man auf einem Fahrweg hinab zum alten Hafen absteigen und
auch das alte, sich zerlegende Motorboot bestaunen. Der Zahn der Zeit frißt
daran.
Es lohnt sich, auch östlich vom Hafen dem Strand weiter zu folgen.
Naturbrücken tauchen auf und auch kleinere Höhlen.
Höhlenname?
Dynamite Cave? |
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Höhlenname? | ||
Schaum in der Höhle | ||
The Needle's Eye
The Crusie |
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Blowhole
Dickmont's Den |
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Castle Gate | ||
Höhlenname? | ||
Gaylet Pot | ||
Auchmithie Harbour | ||
Höhlenname? | ||
Literatur:
Broadie, J. | Guide to the Cliff, Caves and coast scenery of Arbroath & District, Abroath 1904 |
Edward, Rev. R. | Edward's Description of the County of Angus, 1678 |
Oldham, Tony | The Caves of Scotland, 1975 |
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