Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen in Assynt, Schottland


Tralligil Cave


In Assynt im Nordwesten Großbritanniens, der das am dünnsten besiedelte Gebiet ganz Europas ist, liegt das wichtigste Höhlengebiet Schottlands. Die Geologie dort oben ist außergewöhnlich und diese Besonderheit ist heute durch Einrichtung des "Geoparks North West Highlands" gewürdigt. Irgendwie ist es fast nicht zu glauben, aber noch vor 500 Millionen Jahren war Schottland noch von England und Wales durch den "lapetus Ozean" getrennt und gehörte noch zu der Landmasse, die auch Nordamerika und Grönland umfaßt. Erst vor etwa 60 Millionen Jahre spaltete es ich dann ab und es bildeten sich allmählich die heutigen Verhältnisse.

Die Kalke stammen aus dem Kambrium und sind vielfach gefaltet, gebrochen und aufgeteilt. Drei große Bereiche gibt es:

1) das Archmore-Traligill-Gebiet bei Inchnadamph,
2) das Allt nan Uamh-Tal und
3) das Knackan-Bassin, insbesondere entlang des Abhainn a'Chnocain-Tales.

Zuerst scheinen die Archäologen auf die Höhlen des Gebiets aufmerksam geworden zu sein. 1889 fand die erste Ausgrabung in der "Bone Cave" oder Creag nan Uamh statt, die 1926 fortgesetzt wurde und spannende Ergebnisse brachten. Das Alter des Höhlensystems wird auf 150.000 Jahre geschätzt. Da der Nordwesten Schottlands zeitweise fast völlig vom Eis bedeckt war vor ca. 25.000 Jahren, spiegeln sich in den Sedimenten der Höhle Perioden wieder, die ansonsten vollkommen schon wieder verschwunden sind.

Die Geologen B.N. Peach und J. Horne, die an der "Geological Survey" arbeiteten, lieferten die ersten sehr genaue Daten und Karten, in denen alle Wasserschlucklöcher, Quellen und vermuteten unterirdischen Verbindungen dazwischen schon skizziert waren. Erst 1917 wurde sie veröffentlicht. 1936 und 1937 kam einer der Pioniere der Höhlenszene aus Yorkshire nach Schottland, E.E. Roberts, aber größere Erfolge wurden ihm durch das gnadenlose Wetter versaut. Erst nach dem 2. Weltkrieg kam langsam auch dort die Höhlenforschung in Schwung. Immerhin war dann im Jahre 1980 endlich das erste 1-Meilen-Höhlensystem in Schottland bekannt: Uamh an Claonite.

Ein Spiegel für den Aufschwung der Höhlenforschung in diesem Gebiet ist, daß es nun ein "Elphin Caving Centre" in Elphin, 24 km nördlich von Ullapool gibt. Diese Unterkunft für Selbstversorger ist für 20 Personen ausgelegt. Die Aussicht von dort auf die Umgebung ist unschlagbar. Man sieht drei der höchsten Berge dort vor sich, den Cul Mor, den Suilven und den Canisp. Im Internet finden sich dazu genauere Informationen. Der offizielle Name des Hauses ist "Taigh nam Famh", was gälisch ist und "Haus der Maulwürfe" bedeutet. Eine mitschwebende Unterbedeutung ist: "..ein Mensch, der süchtig ist, im Untergrund herumzutunneln (burrowing)". Ein sehr passender Name.

 

Tralligil
Uamh an Tartair

Balnakeil

Ich war 1978 das erste und einzige Mal in dieser Gegend auf meiner Hochzeitsreise. Wir hatten typisches schottisches Sauwetter mit stärkstem Regen. Schon nach wenigen Stunden waren wir so naß, daß alle Lust auf weitere Unternehmungen einfach ersäuft war und wir nur noch weiter wollten. Dabei hätte es noch so viel zum Anschauen gegeben! Wie froh waren wir um unsere Bed-and-Breakfast-Unterkunft, die voll auf eine solche Situation eingerichtet war. Um den Ofen herum konnten wir auf ausgespannten Leinen unsere Kleidung zum Trocknen aufhängen, damit sie am nächsten Tag wenigstens zu Beginn noch angenehm zum Wiederanziehen war.

Alan Jeffreys faßt seine Erfahrungen mit Höhlentouren in Assynt so zusammen: "..cavers will find that a holiday in Assynt can be an unforgettable experience, with sporting caves, superb scenery and convivial local company all equally enjoyable."

Literatur:

Goodenough, K., Pickett, E., Krabbendam, M., Bradwell, T. Exploring the Landscape of Assynt, British Geological Survey 2004
Jeffreys, A. The Caves of Assynt, The Grampian Spelelogical Group Occasional Publication, No. 2 April, 1982
Jeffreys, A., Brooks, Simon Seventh heaven in Claonaite, DESCENT (126) OCT/NOV 1995, p 30f
Young, Ivan How the GSG patiently pieced together Scotland's first mile-long system, GSG Bulletin, Vol 3, No 1

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