Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Serifos / Kykladen / Griechenland
Bei den alten Römern diente Serifos, eine Insel der westlichen Kykladen, als eine Strafkolonie für politisch mißliebige Personen, also als Verbannungsort. 75 qkm ist sie groß, die Länge und Breite betragen jeweils zwischen 9 und km. Rund 1.000 Menschen leben heute auf ihr. Hauptort ist Livadi, der Hafen und touristisches Zentrum. Oberhalb, in prachtvollster Lage über der Bucht von Livadi, befindet sich Chora, wo man früher Sicherheit vor Überfällen fand, und, aus heutiger Sicht, man einen Traumblick auf die Umgebung und die Nachbarinseln hat.
Für einen zeitweisen Wirtschaftsboom sorgte der Abbau von Eisenerz, das man in größeren Mengen vor allem im Westen der Insel fand. Schon in der Antike begann man damit, im 19. Jahrhundert wurde die Gewinnung des Eisenerzes wieder aufgenommen und bis ins 20. Jahrhundert fortgeführt. Veränderte wirtschaftliche Bedingungen führten zu schwierigen Situationen, die sogar in die Erschießung streikender Arbeiter mündeten. Der Niedergang war damit besiedelt. Heute künden nur noch verrostende Förder- und Verladeanlagen von der einstigen Größe und einige große Stollenmünder locken mit ihrem Dunkel, dort einmal nachzuschauen, was es heute dort noch gibt.
In diesem Erzabbaugebiet über der Koutalá-Bucht wurde um 1900 beim Betrieb
der Bergwerke eine Höhle, die schon in der Antike bekannt gewesen war, aber
inzwischen verschüttet war, wiederentdeckt. Der Direktor des Bergwerks, ein Herr
Gromann, holte die Fundgegenstände aus der Höhle zu sich nachhause, wo man sie
eine zeitlang anschauen konnte. Inzwischen sind die verschollen.
Die Höhle zu finden, das ist nicht so einfach. Sie ist zwar auf einer
weitverbreiteten Karte der Insel in der Nähe einer Stelle namens "Mavra Volada"
eingetragen, aber dann tatsächlich die Stelle zu finden, das ist mir nicht im
März 2013 gelungen. Der Ort ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht zu
erreichen, weshalb man irgendeine Art von anderem Verkehrsmittel braucht. Ich
versuchte es mit einem gemieteten Taxi, was sich allerdings nicht bewährt hat.
Der Fahrer in seinem Mercedes, übrigens früher mal Lkw-Fahrer auch in
Deutschland gewesen, kannte zwar Koutalas und Mavra Volada, aber von einer Höhle
hatte er noch nie etwas mitbekommen. So stand ich da auf der Passhöhe und
schaute rundherum. Der Taxifahrer wollte eigentlich weiter zu neuen Fahrgästen
unten im Hafen von Livada, ich wollte das Gelände durchkämmen auf der Suche nach
einer schlecht auszumachenden Höhle. Herauskam ein Kompromiß von 20 Minuten
Wartezeit, wo ich so schnell wie möglich alles aufsuchte, was eine gewisse
Schwärze aufwies. So kam ich in einen alten Eisenabbau, wo in den Wänden mehrere
Stollenöffnungen Zugänge in die Erde gewährten. Das wäre für einen Bergbaufreak
sicherlich ein Eldorado, aber für einen Höhlenfreund eher Enttäuschungen
gewesen. Um hier vernünftig sich umzusehen, da muß man sich wohl ein Auto für
einen Tag mieten und in Ruhe dann hier das Gelände durchkämmen. Alles andere
führt nicht zu viel.
Koutala
Literatur:
Michael Müller Verlag | Reisehandbuch Griechenland, Erlangen 2010 |
Petrocheilou, Anna | Die Höhlen Griechenlands, Athen 1984 |
Rossiter, Stewart, edited by | THE BLUE GUIDE GREECE, London, Chicago1973 |
Graf, Dieter | Wandern auf Griechischen Inseln - Santorin, Sifnos, Westliche und Südliche Kykladen, Edition Graf, München 2006 |
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