Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Grotta de la Madonna
in Praia di Mare, Kalabrien, I
Ein viel betretenes Höhlenbodenstück
Ein kleiner Küstenort am Tyrennischen Meer, der in nicht viel von all den anderen Küstenorten dieser Erde mehr unterscheidet, veilleicht etwas weniger Trubel, aber etwas hat er für den Höhlenforscher - eine besondere Höhle. Wer den Blick dafür hat, der sieht in einer ganz bestimmten Straße bereits auf halber Bergeshöhe ein großes schwarzes Loch neben einer an den Felsen hingebauten Kirche. "Santuario" ist öfters auf Straßenwegweisern zu lesen, und denen gilt es zu folgen. Sie führen an die Felsen am Ortsrand, wo man sich einen Parkplatz suchen muß. Wir, das waren Willi und Doris Adelung, und ich, fanden einen in der Unterführung der Eisenbahnlinie, die einmal Schatten und auch eklig tropfendes Zeug von oben für und gegen sich hatte. Gerade war nichts los. Ein Laden, der wohl mit der Prominenz des Ortes seine Geschäfte treibt, hatte zu, ein junges Liebespaar saß auf einer Bank vor der Lourdesgrotte, ein großer leerer Bauparkplatz war da, eine abgegitterte Höhle links oberhalb lurte herunter. Wir folgten dem gepflasterten Steig aufwärts, der von Kreuzwegstationendarstellungen begleitet werden. Ein kleiner Schaufelbagger stand quer im Weg und bezeugte, daß da gerade gearbeitet wurde. Einige junge Leute trieben sich herum, und es stellte sich bald auch für uns heraus, daß sie mit einer archäologischen Grabung in der Höhle beschäftigt waren.
Das war schon bemerkenswert. An vielen Stellen im Süden Italiens war im Frühsommer 2004 archäologische Saison. Das fällt richtig auf, wieviel hier wohl fachlich einwandfrei ausgebuddelt wird. Bei uns scheint das anders zu sein, all das schöne Geld wird bei uns wohl für Autobahnenverbreiterungen, Vorstandsbezüge oder für die notwendige Reparatur nach irgendwelchen zurückgenommenen Kürzungsmaßnahmen wieder verwendet oder bald notwendig.
Bis auf die Bronzezeit ist man da bislang gekommen, aber vermutlich ist das nur der Anfang. Warum sollte der Mensch der Steinzeit noch nicht diesen klassichen Hohlraum gesehen und benutzt haben. Heute stellt er sich als christlicher Kultraum hauptsächlich dar mit mehreren Altären, vielen Stühlen, einigen Gedanktafeln, ein paar Pflanzen, denen man ein Dasein im Halbdunkel verordnet hat, und einer großen Grabungsstelle, die im orangefarbenen Licht eine belebte Atmosphäre hereinbringt. Leise ist es übrigens auch nicht in der Höhle. Außer dem italienischen Gemurmel der Leute fährt immer wieder der Zug vorbei, und man hört das, was?, Geziepe?, Schnarren?, Pieppiep? (ich gebe eine Verarmung meines Wortschatzes in Bezug auf die Beschreibung von solchen akustischen Naturerscheinungen freiwillig zu!) der vielen Vögel, die sich offenbar hier niedergelassen haben.
Es ist ein guter Ort zum Sein, große Ruhe ausstrahlend, für mich stehen zuviele Kreuze herum. Die Okkupation durch das Christentum beginnt ja schon beim Namen für diese Höhle: "Grotta de la madonna". Oder sollte man einfach "Madonna" nicht im amtschristlichen Sinne interpretieren? Sondern im Sinne eines Ortes, wo sich "Frauen" wohlfühlen. Dann fühle ich mich aber als Mann ausgeschlossen und fordere, daß auch ich mich dort "wohlfühlen" darf! Gleichberechtigung! "Höhle der Frau und des Mannes" - so etwa, und das auf italiensich transformiert! Männer nicht immer erstarrt in der Bewunderung der "Madonna"!, der "Mutter"?
Sich auch mal davon lösend. Was haben mir italienische Frauen nicht schon über italienische Männer alles erzählt... Männer, die sich nie von ihr lösen. Die ewig an ihrem Schoße hängen... Und was das für ein elendes Leben für viele Frauen das dann bedeutet.....
Time for a change?
First things first - in unserer Geldwelt ist das vielleicht schon wichtiger als der "Gott" oder die "Madonna", die das nur noch bringen soll! | |
Eine Lourdesgrotte am Ausgang des Wegs zur Höhle | |
auch mal ein doppeltes Bild | |
Ein Ganzjahresweihnachtskrippe - spart Kosten | |
Ein Blick in den wirklich geräumigen Höhlenraum | |
Zwei der drei Eingänge sind hier sichtbar | |
Die Grabungsstelle |
Literatur:
Links:
http://www.calabriatours.org/localita/praia_a_mare/home.htm
http://www.wel.it/Welcome/Calabria/ProvCosenza/Praia/index.uk.html
http://www.svago.com/turismo/localita.php?nomeloc=Calabria-Riviera%20dei%20cedri
http://www.prolocopraia.com/santuario.htm
http://www.madonnadellagrotta.org/
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