Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Höhlen im Valcamonica
Das Valcamonica ist sicherlich nicht wegen seiner Höhlen weltberühmt. Es sind die Felsbilder, die dazu geführt haben, daß es sogar in der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO steht.
Das berühmte Labyrinth
von Naquane
Ein Blick von Bedolina auf der Nationalpark von Naquane mit den herrlichen Felsritzzeichnungen
Trotzdem, die Suche nach "Höhlen" ist nicht ganz vergebens. Man muß halt ein bißchen anders suchen, keine richtigen Karsthöhlen, sondern etwas dem Gestein Angepaßtes, schließlich haben wir es hier überwiegend mit Gneis, Granit, Sandstein und ähnlichem zu tun.
Im Parco Comunale di Luine oberhalb von Boario Terme, von einem Zaun umgrenzt und nur unter kontrollierten Bedingungen zugänglich (Montags geschlossen), weil man dort die ältesten Beispiele der Camunischen Felsbildkunst entdeckt hat (aus der Zeit von 8000 bis 6000 v. Chr.), hat man an einigen Stellen auch schon Grabungen angestellt. Es gibt 3 verschiedene Routen, um sich die Bilder zu erschließen. Die grüne Route, die nicht gerade zu den Highlights auf den zauberhaften Hügeln oberhalb des weiten Bergtales führt, kommt an einer Stelle an einer richtigen Höhle vorbei - wenn man es nicht allzu streng mit dem Höhlenbegriff nimmt. Ein Riesenblock liegt auf einigen kleineren unterlagernden Blöcken und dadurch ist ein Hohlraum entstanden, der Schutz bieten kann. Genau dieses scheinen vor Jahrtausenden schon einige Menschen getan zu haben, denn bei der Ausgrabung der Örtlichkeit hat man menschliche Spuren unter dem aufgestellten Felsblock entdeckt. Ein niedriger Raum ist das nur und tief hinein geht es auch nicht. Eine große Pfütze bildet den Grund nach Regenfällen, so daß man sich mit dem Hineinblicken begnügt. Das Loch hat mich an Blockhöhlen in Schweden erinnert. Da gibt es auch ähnliches.
In der Nähe von Boario gibt es noch etwas. Im ARCHEOPARK gleich neben der vielbefahrenen Durchgangsstraße wird den Besuchern, und vor allem den Kindern, das Leben vor Jahrtausenden in Lebensgröße demonstriert. Da gibt es ein Pfahlbaudorf, eine eisenzeitliches Wehrwohndorf, ein Labyrinth und andere Attraktionen. Äußerlich dominiert wird das Gelände von einem kleinen Restberg, den die Gletscher von 10.000 Jahren nicht ganz wegbekommen haben. An einer Seite hat man einen steinzeitlichen Wohnplatz nachgebaut, hat an den überhängenden Felsen Holzstangen gestellt, Felle darüber gelegt und eine Feuerstelle eingerichtet. Auf Italienisch heißt das "Riparo" und diese Situation hat man recht gut hinbekommen. Gleich daneben ist ein halbbogenförmiger Eingang in den Berg. Man hat ihn durchtunnelt und wollte damit eine Art von Höhle schaffen. Auf weite Strecken sieht es aus wie im Bergwerk des Deutschen Museums. Man geht durch Stollen über Stufen langsam bergaufwärts. Kleine nutzlose Nebenstrecken gibt es, in der Mitte weitet sich der Raum zu einer Höhlenmalereistation. Ein "Urmann" malt gerade ein Tier an die Wand, andere Zeichnungen sind schon da, eine Hand, Tiere. Weiter geht es bergauf durch die Stollen bis man am anderen Ende des etwas muffig riechenden Souterrains wieder zu Tage kommt.
Der "Höhlenberg" hinter dem Labyrinth
Das "Riparo"
Im Gebiet von FOPPE DI NADRO in der Nähe des gleichnamigen Ortes liegt eine der sehenswertesten Felsbildstellen des ganzen Tales. Geht man den Führungsweg ganz aus, dann kommt gegen Ende zu an einer Felswand vorbei, die wieder ein "Riparo" bildet. Diese Stelle hat erwähnendswerte Ausgrabungsergebnisse geliefert. Mal diente sie als chalcolithisches Grab, mal als Unterkunftsstelle, was Reste von Mahlzeiten und Keramikscherben gelegen.
Als ich dann wieder zuhause war, an Ostern 2001 war ich zum zweiten Male dort unten, schnüffelte ich noch ein bißchen in der Literatur herum, und siehe da: Es gibt halt doch ein paar "richtige" Höhle dort. Sie haben seltsam klingende Namen: Büsa dei Pagà, Büs del Fop del Cochèt, Tuéra de Spinéra. Fürs nächste Mal.
Literatur:
Vailati, Dante | La speleologia in terra bresciana, Grafo edizioni, Brescia 1979 |
Anati, Emmanuel | Valcamonica Rock Art, Studi Camuni - Volume XIII - English Edition - 1994, Capo di Ponte |
Gruppo Ricerche Cultura Montana, Cooperativa Archeologica Le Orme dell'Uomo | Sui Sentieri dell'Arte Rupestre, Edizioni CDA-Torino, 1995 |
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