Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Grotte del Bue Marino, Sardinien


Bekannt ist diese Höhle schon immer dem Menschen gewesen, auch wenn sie nicht ohne weiteres für ihn zugänglich ist. Ihre Eingänge liegen nämlich in lotrechten Felswänden südlich des früheren Fischerhafens Cala Gonone an der Ostküste Sardiniens. Um da reinzukommen, mußten die Menschen schon schwimmen oder mit dem Boot hinfahren. Erst im 20. Jahrhundert wurde ein gewagter Holzknüppelweg zu einem weit seitlich gelegenen Seiteneingang geschaffen, längst schon wieder zerstört und durch Beton ersetzt. Tausende von Jahre alt sind schon die Ritzzeichen an der Wand des Eingangsraum, heute geschützt durch eine Plexiglasplatte, die Menschen schon in der Nuraghenzeit dort angebracht haben. Jeden Morgen, sofern die Sonne scheint, erreichen die Sonnenstrahlen diesen Ort, wohl schon immer ein magisches Zeichen.

Heute wird man mit dem Motorboot von Cala Gonone aus einfach hinübergebracht, der Tourist steigt aus, geht auf bequemen gebahnten Wegen erst in dem Teil entlang der Außenlinie der Küste und später in dem großen Tunnel bis zu der Stelle, wo der Salzwasserteil aufhört. Dieser Raum heißt "Sala della Spiaggia delle Foche" und hat seinen Namen von den Mönchsrobben, die man früher noch in diesem Teil der Höhle antreffen konnte. Die haben inzwischen wohl von dem Trubel die Nase voll und sind die nicht schon ausgestorben, dann haben sie sich woanders hin verzogen.


1996

1983

1996

1967
Die Ritzzeichnungen

11.4.1985

Durch die neuesten Forschungen, insbesondere durch tschechische Höhlentaucher, hat sich das Bild der Höhle sehr verändert. Man kennt inzwischen 3 verschiedene Äste, den Ramo Sud mit über 7 km Länge, den Ramo Nord mit 8,5 km und den Ramo di Mezzo mit 5,5 km, die in der Nähe des Eingangsteils alle zusammenführen. Besonders der immer schon bekannte Ramo Sud mit seinem gewaltigen Tunnel bietet Hoffnungen Raum, einmal mit dem Höhlensystem auf der rechten Seite der Cordula Luna verbunden zu werden. 22 m unter dem Talboden der Cordula Luna gelang es auf die anderen Talseite zu kommen und ein neues Höhlensystem zu finden. Gelingt eines Tages der Zusammenschluß, dann wäre hier Italiens längstes Höhlensystem entdeckt worden mit über 70 km Länge.

Alte Postkarten von den Seehunden in der Höhle:

   
   
   

 

Literatur:

Colomo, Salvatore, Ticca, Francesco Le Grotte del Bue Marino a Cala Gonone, Editrice Archivio Fotografico Sardo, Nuoro 1984
Hutnan, Daniel, Kyska, Karol, Falteisek Expeditions Sardinia 2009-2012, in: CZECH SPELEOLOGICAL SOCIETY 2009-2012, Praha 2013
Hutnan, Daniel GROTTA DEL BUE MARINO - SARDINIA, 2013 ICS Proceedings, volume 3, Brno 2013, p 97 - 101
Lindenmayr, Franz Angst und Höhle, in: Tagungsmappe 2001, Arbeitskreis Höhle, Religion und Psyche, Gabi und Peter Hofmann (Hrsg.), Oberaudorf 2001

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