Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Grotta della Bigonda, Italien


Einmal ergab es sich, daß auch ich, bislang nur einmal, die Grotta della Bigonda begehen konnte. Wir waren schon mehrmals im Val Sugana gewesen, immer um die Faschingszeit bei uns. Da herrschen im Norden noch winterliche Verhältnisse, zumindest damals noch, vor der Klimawende, und wir sehnten uns nach etwas mehr Wärme, die wir schon jenseits des Alpenhauptkamms vermuteten. 

Willi Hermann war unser früher Vorreiter gewesen. Er war 1970 dort und hatte den ersten Kontakt mit den extrem gastfreundlichen Italienern von der SAT Borgo hergestellt. 1971 ermöglichten sie drei Münchner Höhlenforschern die "Entdeckung" eines bedeutenden neuen Teils jenseits der "Münchner Pforte" in der Calgeronhöhle. Ein Jahr später kamen dann wieder einige Münchner ins Val Sugana, unter anderem Peter Lammerer und ich, und hatten die Gelegenheit einige Partien der Bigondahöhle zu besuchen. Wir schlossen uns einer Gruppe italienischer Höhlenforscher an und kamen so ohne große Schwierigkeiten hinein und wieder heraus.

Die Grotta della Bigonda ist die größte Höhle der Provinz Trient und die längste unter dem Plateau von Asiago. Der Eingang in der Gemeinde von Ospedaletto in 470 m Seehöhe war immer schon bekannt, tritt doch bei entsprechenden Wetterverhältnissen mit einem überall hörbaren Knall Wasser aus dem Höhleneingang. Dann fließen bis zu 21000 Liter pro Sekunde 10 Stunden lang heraus und dann hört das Naturschauspiel sehr schnell wieder auf. 
Auf der Suche nach Trinkwasser wurde erstmals am 28. März 1952 der See im Eingang von Eroldo Marighetti und Kameraden überwunden. Innerhalb von wenigen Monaten wurden 2,5 km Höhlengänge durch die Gruppo grotte Selva di Grigno erkundet. Immer neue Siphone waren zu überwinden, was nicht einfach war. Einmal muß man das Wasser des nächsten Siphons in den vorangegangenen füllen, womit man sich den Rückweg erst einmal abschneidet. Beim Rückweg muß man diesen Siphon erst einmal wieder leeren, ehe man hinaus kann. Insgesamt kennt man heute 30 Siphone, die auf unterschiedlichste Weise bewältigt wurden. Heute ist die Höhle über 36 km lang, die Höhe bzw. Tiefe liegt bei - 108 m, + 328 m. 

Oberhalb im Plateau von Asiago liegt eine große Schachthöhle, der Abisso Malga Fossetta. In ihm konnte 2011 bis - 1.011 m vorgestoßen werden. Gelingt es beide Systeme zusammenzuhängen, so wäre mit - 1.400 m Gesamthöhenunterschied eine der tiefsten Höhlen Italiens erkundet worden.

20. Februar 1982 
   
     

20Literatur:

Galvagni, Antonio La Grotta della Bigonda n. 243 VT in Valsugana, IN: Studi trentini di scienze naturali. Trento. V. 44 (1967), n. 1
Gobetti, Andrea L'Italia in Grotta, Gremese Editore, Roma 1991
Gruppo grotte Selva di Grigno Breve storia delle esplorazioni nella Grotta della Bigonda, IN: Natura alpina. Trento. V. 42 (1989), n. 2/3; p. 159-161
Hermann, Willi Bericht aus unserer deutsch-italienischen Kooperation, 1 Seite mit 4 Seiten Beilage/Zeitungsausschnitte
Hermann, Willi S.A.T. Borgo - Gruppo Grotte Selva und unsere zwei Grundtypen, Der Schlaz 3-1970
Sighel, Daniele Grotte del Trentino, Societa degli Alpinisti Tridentini, Trento 2012

Links:

https://www.visittrentino.info/de/guide/sehenswertes/bigonda-grotte_md_2292

http://www.scintilena.com/speleoit/atlas/trentino_altoadige/bigonda.html

http://www.protezionecivile.tn.it/territorio/geologia/Geositi/-Grottecarsismo/pagina12.html

https://www.comunitavalsuganaetesino.it/Vivere-la-Comunita/Principali-luoghi-di-interesse/Grotta-della-Bigonda

http://labisso.blogspot.com/2008/10/abisso-di-malga-fossetta-quattro-anni.html

Landschaft und Höhlen im Trentin

 


[ Index ] [ Englisch version ] [ Höhlen und Höhlengebiete ] [ Kunst ]
[ HöRePsy ] [ Höhlenschutz ] [ VHM ] [ Veranstaltungen ] [ Links ]