Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Grotta Nemez in Aurisina,
Triester Karst, I



Eine der bekanntesten und wohl meist besuchten Schachthöhlen des Triester Karstes ist die Grotta Nemez . Ihre Gesamttiefe beträgt 113,60 m. So genau haben es die Vermesser genommen. Die Gesamtlänge beträgt 445 m. 

Bekannt war diese Höhle sicherlich schon immer, weil sie halt einer der vielen senkrechten Schächte des Triester Karstes am Eingang darstellt. Die Tiefe des Eingangsschachtes ist nicht so überwältigend, daß er nicht schon früh zu machen gewesen wäre, 27 m. Früher hatte sie die Bezeichnung Grotta Ruggero (benannt nach Ruggero Konviczka, dem damaligen Leiter der Höhlensektion des Club Touristi Triestini), auch Rüdigergrotte, aus der Zeit, als sich Österreich-Ungarn noch bis zur Adria erstreckte. 

     



Am Grunde spaltet sich der Höhlengang in zwei Richtungen, aufwärts und abwärts. Besonders die nach unten führende Richtung hat die Phantasie der Forscher beflügelt. Denn bei einer Tiefe von 113,60 m  war sie nur noch etwa 35 m über dem Meeresspiegel. Ein Ingenieur namens A. Polley glaubte, eine gute Idee gehabt zu haben, und wollte durch Anlegen eines Stollens am Ende der Höhle direkt in das Sammelbecken des Timavos, dieser große unterirdische Fluß, der bei der Skocjanska Jama beginnt, gelangen. Man kam zwar bis wenige Zentimeter über dem Meeresspiegel, aber im Grunde war alles vergebens. Es wurde kein Zugang zu den erhofften großen Wasseradern gefunden.

Heute darf man sich an dieser Stelle über die großen Müllhaufen wundern, die es dort gibt. Müll in einer Größe, die man für Höhlen unmöglich hält, aber die halt dort sind. Vermutlich direkt aus der Decke der Höhlenhalle gefallen.

Unberührte Höhlengänge hier zu suchen, da wäre man am falschen Orte. Was hier noch zu sehen ist, das ist von massiver Qualität, ist in Metern zu messen. Die reichliche menschliche Präsenz ist in auch mit den vielen Inschriften zu messen, die quadratmeterweise die Sinterwänder überziehen. Aber, wer weiß. Vielleicht ist gerade das ein Zeugnis unserer gegenwärtigen Zivilisation, das "überlebt", wenn wir alle schon, wie es mal so schön geheissen hat, "über den Jordan gegangen sind". Und das kann schnell gehen - für den Einzelnen und für die gesamte Spezies. 

L'entrata
3. März 1992
 
 
 
 
 
 
 
Dieses Bild ist besonders interessant,
obwohl man hier besonders wenig
sieht. Das ist aber oft so, wenn es 
um den Sehsinn geht. Man sollte sich
sich nicht so oft betrürgen lassen.
Am Grunde liegt der Sperrmüll!
 

 

 

 


Literatur:

Gherlizza, Franco

- 100, Triest, ottobre 1983
Hofmann-Montanus, Hans, Petritsch, Ernst-Felix Die Welt ohne Licht, Regensburg 1952
  II Tourista II/4. April 1895, Alpi Giulie 1902, Atti Scc. It. Sc. Nat. Milano 1905, Rivista d. T:C.T. Milano 1911

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