Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Carsiana - ein karstbotanischer Garten bei
Triest, I


Blick in den 23-m-Schacht


Zwischen Sgonico und Gabrovizza im Triester Karst ist unvermittelt ein ziemlich fröhliches wirkendes Schild zu sehen: "Carsiana". Wer nur schnell vorbeifährt, der nimmt wohl nur wahr, daß es da viele Pflanzen gibt. Leider gibt es nicht mal einen richtigen Parkplatz. Wer es trotzdem noch irgendwie schafft, mal zu halten und sich dem zu widmen, was ihm da geboten wird, der wird nicht enttäuscht. Da ist etwas gemacht worden, da wirklich mehr Besucher verdient. Es braucht vielleicht nur noch ein bißchen mehr und ein adäquateres "Marketing" und wenigstens 5 Parkplätze!

Das "Marketing" beginnt heute schon mit einer Internetadresse. Die habe ich inzwischen herausgefunden, aber muß halt auch "verlinkt" sein. Außerdem gibt es einen Faltprospekt und eine Telefonnummer: 0 040 229573. 

Schade. Denn die Idee, die damit verknüpft ist, ist einfach gut. Und gehört auch ins Interessensgebiet eines richtigen Höhlenforschers. 

1964 hatten die Initiatoren, die sich besonders für die "karstliche Flora" interessiert hatten, damit begonnen. 1972 ging alles in die Verwaltung der Provinz Triest über, die seit dieser Zeit die Kosten übernimmt und diese Einrichtung der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt. 

Im Mittelpunkt stehen die verschiedenen Vegetationszonen des Karstes und die für jeweils typischten Pflanzenarten. Diese Vegetationszonen sind die Schutthaldenflora, der Karstwald, die Karstheide, die mediterran-illyrischen Felsen, wasserliebende Flora und Sumpfplanzen (auch die gibt es an ganz wenigen Stellen), den Bergkarst und die "Dolinen". 

Hier kann die Örtlichkeit endlich mit ihrem Trumpf herauskommen. Es gibt dort einen richtigen Schacht, massiv vergittert, rundum, wohl gegen alle "frechen und übermütigen" Kinder fest abgesichert, aber der geht richtig 23 m geradeaus nach unten. Drei Tauben flogen gerade herum, als ich dort war. Die leben offenbar dort. Etwa 10 m unter mir war eine Felskanzel zu sehen, wo eine Spitlasche festgeschraubt war, offenbar ein fixer Verankerungspunkt. Ein Höhlenplan ist leicht sichtbar für alle Besucher da, gibt Auskunft über Verlauf und Gestalt des "Abgrunds". Da unten ist noch nicht Schluß. Eine Engstelle, dann geht es nochmal 11 m tiefer. Das sieht der Besucher nicht. Er oder sie hat eher das Geplätschere der verschiedenen kleinen Wasserfälle im Ohr, die sich in kleinen Kaskaden, vorbei an Farnen und all dem anderen "Grünzeug", das da wohlbeschriftet und fachlich sicherlich 100%ig korrekt geordnet, in die Tiefe ergießt.

Schade, daß so eine einmalige Einrichtung so wenige Echo hat. Ich habe während meiner Zeit dort drei Beschäftigte ausgemacht. Einer hat gegossen, die zwei anderen waren erst einmal mit Anlächeln des vorbeifahrenden Touristen beschäftigt, dann mit der Abnahme meiner 3 €. Von einem weiteren Besucher war die ganze Zeit über nichts zu sehen. 

 
 

Literatur:

Gherlizza, Moreno Tra le Rocce, Triest 1989

Links:

Landschaft und Höhlen um Triest

http://www.ts.camcom.it/carsiana.htm
http://www.interware.it/tsr/Ambiente/carso/9.htm


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