Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Das SPELEOVIVARIUM in Triest
- MUSEO PER LA SPELEOLOGIA
In der Altstadt von Triest "versteckt" sich ein kleines Höhlenmuseum. Man muß sich schon gut auskennen, um es zu finden. Solchen guten Ortskenntnisse hatten wir nicht, als wir im Juni 2011 danach mal suchten. Der ursprüngliche Anlaß war der XXI. Nationale Kongress der italienischen Höhlenforscher in Triest gewesen. Im Exkursionsprogramm wurde auch das SPELEOVIVARIUM angepriesen und so wollten wir da auch mal hin.
Im Kongreßbüro hatten wir einen Stadtplan bekommen mit einer genauen Lageeinzeichnung. Mittels zweier Busse hätten wir da hinfahren können. Das Ticket dazu hätten wir aber nicht beim Busfahrer kaufen können oder in irgendeinem Automaten, sondern wir hätten erst in den kleinen Tabakladen in der Nähe laufen müssen, wo es den Fahrschein gegeben hätte. Oh heilige Einfälle, wie man einen modernen Personentransportbetrieb wirtschaftlich "vernünftig" betreiben könnte. Wir hatten ein eigenes Auto dabei, also warum es nicht einsetzen. Hinterher ist man immer gescheiter. Es wurde zu einem ziemlichen Hin- und Hergegurke, erst einmal hinein in das Hafengelände, wo am Ende nur noch Sackgassen unterhalb von riesigen Öllagertanks zu sehen waren, dann hinauf auf die Stadtautobahn entlang der Adria, vorbei an riesigen Supermärkten und einen Viertel Stunde später wieder daran vorbei. Hinterher sahen wir, daß wir uns dem Ziel schon auf 20 m genähert hatten, aber mangels wirklicher Ahnung, wo wir gewesen waren, auch wieder kilometerweit davon entfernt hatten. Klar, heute gibt es ein Navigationsgerät, aber das hätte den ganzen Spaß und den Eifer gar nicht aufkommen lassen, hier dieses kleine versteckte Museum zu finden. Eine genaue Ortsbestimmung mittels Landkarte und Straßenbezeichnungen ist extrem schwierig, wenn an den Straßenkreuzungen keine Straßennamen stehen! Am Ende parkte ich einfach, wo es ging, ein Mensch wurde gefragt, und dann dauerte es nur noch weitere 5 Minuten - dann standen wir tatsächlich am Ziel: dem Eingang ins Speläovivarium! Nirgends ist in der Umgebung ein kleines Schildchen aufgestellt, angenagelt oder angedübelt, das darauf hinweisen würde. Wir mußten schon erst die Treppe hinabsteigen, ganz hinab, dann kamen da zwei seltsame runde Betondeckel in den Blick, wohl der Eingang zu einer Bunkeranlage - tatsächlich, da war es.
Wir waren die einzigen Besucher. Kein Wunder. Ein junger Mann paßte auf die Anlage auf, wir sahen ihn später wieder im Festzelt beim Ferdinandeum. Das Besondere ist, daß es da in dem ehemaligen Luftschutzbunker noch mehr "Leben" gibt, außer uns Menschen. Der Zusatz "Vivarium" deutet darauf ja hin. In dieser Umgebung überleben richtige "Lebewesen". Und was in der richtigen Natur einem praktisch nie gelingt, hier kann man auf wenige Zentimeter sich ihnen nähern. In kleinen Aquarienbecken schwimmen und kriechen sie, einige Höhlenfische und der "Proteus anguinus - Laurenti 1768". Er/sie schafft es, in dieser Umgebung zu überleben. Das ist wohl nicht einfach, aber die Betreiber des Museums sind Fachleute. Sie schaffen es.
Nach der Biozone geht es durch einen Verdunklungsvorhang in
die Fortsetzung des Museums. Die Höhlen werden gezeigt, ihre
geologisch-mineralogische Seite, ihre
historisch-anthropologische. Höchst passend ist der Hinweis auf
die Grotta Lindner. In den Stollen ist eine Plattform
hineingebaut, von der es nach unter über eine originale
Holzleiter geht. 1841 war das, wurde aus der Faszination eines
Menschen, eines der ersten höchst erfolgreichen
Höhlenforschungsprojekte, der Durchbruch in der Grotta di
Trebicano.
Ein Seitenstollen wird für didaktische Zwecke benutzt. Hier
werden wohl Schulklassen mit Themen der Höhlenkunde
"beschult". Es gibt ausreichend Sitzflächen und
Projektionsflächen. Geht man noch weiter hinein in das Museum,
dann kommt man die Abteilung der "Künstlichen
Höhlen". Gerade der Triester Raum ist ein ideales Gelände
dafür. Wasserstollen, Bunker, Fluchttunnels, die Jesuiten...
Wer viel Zeit hat und ein wenig neugierig noch ist, der kann sich ja selber mal das SPELEOVIVARIUM anschauen...
Literatur:
Links:
http://www.sastrieste.it/SitoSAS/Viva.html
http://www.emmeti.it/Arte/FVG/ProvTrieste/Trieste/speleovivarium.uk.html
http://jorbons.home.xs4all.nl/souterrains/mus/vivariue.html
Landschaft
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