Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen um Opicina, Triester Karst, I


Wer von Opizina im Hinterland von Triest in Richtung Basovizza mit dem Auto fährt, der muß einmal die Autobahn überqueren. Kurz danach kommt man in den kleine Ort Trebicano, 4 Kilometer nordöstlich von Triest. Dort zweigt nach links ein kleines Sträßlein Richtung Orlek ab, das bald für Autofahrer gesperrt ist. Die nächsten 1,3 km sind aber fürstlich für Radfahrer asphaltiert worden, die nun hier eine Rennstrecke haben. Als Wanderer ist das ein weniger erbaulicher Bodenbelag, aber die sind da wohl nicht gefragt worden und Geld für den Bau so eines Luxuspfades war ja wohl auch da. Schließlich kommt man an eine Weggabelung, wo es in mehreren Richtungen weitergeht. Eine große und aufwendig gestaltete Informationstafel macht die Leute, sofern welche da sind (wir waren im Februar 2010 mittags bei Regen da - also waren wir alleine), auf die große Besonderheit dieses Fleckchens Erde aufmerksam: die Grotta del Trebicano. Sehen tut man draußen davon überhaupt nichts und wer nicht gute Ortskenntnisse hat, der wird nicht einmal den Eingang entdecken.

Er liegt in einer großen Doline rechts vom Weg Richtung Orlek kurz vor der Staatsgrenze. Kein Schild weist irgendwie darauf hin, aber wenn man mal die Doline gefunden hat, dann ist alles klar. Ein Steintreppe führt den Hang hinunter bis zum betonierten Eingangsdeckel.

Dort muß früher einiges los gewesen sein. Aus dem Erdboden hatte man einen starken Luftzug verspürt und ab dem Mai 1840 versuchte Antonio Frederico Lindner mit Bergleuten aus Idrija dem Ursprung nachzugehen. Man war auf der Suche nach einer Verbesserung der Wasserversorgung für die Stadt Triest, die immer wieder unter Wasserknappheit litt. 11 Monate Arbeit lag vor ihnen. Über 14 Schächte gelangten die Arbeiter/Forscher in die Tiefe, ehe sich eine gewaltige Halle vor ihnen öffnete, auf deren Grund der unterirdische Fluß floß. Eine große bergmännische Leistung war notwendig, um schlußendlich den Erfolg zu gewinnen. Waren die Gänge zu schmal, wurden sie aufgesprengt, die Schächte wurden über hölzernde Stiegenhäuser erschlossen, in dem man alle 4 m eine neue Plattform baute und schräge Leitern einsetzte. Am entscheidenden 6. April 1841 war Lindner nicht dabei. Den Durchbruch in die 82 m hohe, später Caverna Lindner genannte Halle, machte er nicht mit, weil er ausgerechnet an diesem Tage nicht vor Ort war. Antonio Arich führte als Erster die kleine Gruppe von Bergleuten bis hinunter an den Fluß. Man vermaß genau die Höhle und kam zu dem Schluß, daß das Wasser viel zu tief unten erst anzutreffen war, als daß es für praktische Zwecke nutzbar wäre. Es wurden 329 m Tiefe ermittelt, womit sie die tiefste Höhle der Welt für über 80 Jahre damals war. Die Zahlen schwanken, was kein Wunder ist, denn auch der Wasserspiegel in der Höhle steigt und fällt in gewaltigem Maße. Normalerweise kann er um 73 m steigen, aber in Extremfällen sind es auch schon 91 m geworden.

 
   
   
 

 

Juni 2011
Beim Forschungsgebäude in der Nähe der Höhle
Juni 2011
Über dem Eingang wird ein neues Gebäude errichtet
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Caverna A. F. Lindner
 
 
 
Der Sand in der Halle
 
 
 
   
   Höhlenmodell im Höhlenmuseum bei der Grotta
Gigante
   
   
   
   

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wenn man schon einmal in der Gegend ist, dann kann man noch einen kleinen Rundweg machen, um auch die anderen Höhlen in der Umgebung aufzusuchen, die in der Karte eingetragen sind. Dazu muß man heute die Autobahn in einem großen Tunnelbauwerk unterqueren und auf der anderen Seite auf einem Feldweg ein paar hundert Meter laufen. Im Untergrund muß ein großer Schweizer Käse sein, denn alle paar Meter zeigen sich Löcher im Erdboden. Manche scheinen auch noch nicht lange dem Menschen zugänglich zu sein. Seit 1966 ist die Grotta Arnaldo Germoni bekannt, entdeckt und erforscht von der Gruppo Grotte "Carlo Debeljak". An einen Eingangsschacht von 5 m Tiefe schließt sich ein Schachtsystem an mit 10 Stufen. Immerhin wird eine Tiefe von 120 m erreicht und das Ganze soll 238 m lang sein. Natürlich ist der Schacht mit einem Eisendeckel versehen und abgeschlossen.
Nicht weit davon ist die Grotta Alessandra mit einem der typischen schmalen Schachteingänge. Er fällt zuerst einmal auf, weil eine Gedenktafel daneben steht und ein umgefallenes Grablicht mit einigen Plastikblumen. Sie erinnern an einen tödlich verlaufenen Höhlenunfall in diesem Loch.
Streift man durch die Gegend dort, dann zeigen sich sofort noch mehr Erdöffnungen. Ob die schon alle untersucht worden sind?

 
   
 
   
   

grotta Allessandro

 
     

Literatur:

Hofmann-Montanus, Hans, Petritsch, Ernst Felix Die Welt ohne Licht, Verlag Josef Habbel, Regensburg 1952
Cicuta, C. Il Timavo, SOTTO IL CARSO, Anno II, N°2, pag. 24-45, Gorizia 1982
Crevatin, Gabriele u.a. ALLA RISCOPERTA DELL'ABISSO DI TREBICIANO, Speleologia 23,1990, S. 13ff.
Boegan, E., Bertarelli, L.V. Duemila grotte, T.C.I., Milano 1926
Gherlizza, Franco -100, Club Alpinistico Triestino Gruppo Grotte, Triest 1983
Shaw, Trevor R. History of Cave Science - The exploration and study of limestone caves, to 1900, Second Edition, published by the Sydney Speleological Society 1992

Links:

http://www.sastrieste.it/SitoSAS/Trebi.html

Landschaft und Höhlen im Triester Karst


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