Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Grotta Gigante im Triester Karst, I


 14. Juni 2003

Ich war nicht das erste Mal in der Grotta Gigante. Immer hatte sie riesig und gleich ausgesehen. Und ihre Beschränkungen waren schon immer die selben gewesen. Man durfte, noch nicht, drinnen fotographieren. Dabei ist das heute doch überhaupt kein Thema mehr! Die digitale Fotographie ist so raffiniert, daß nicht mal mehr das Blitzen notwendig ist. Das Licht der Schauhöhle genügt und man kann trotzdem Mehr-Sterne-Bilder praktisch im Vorbeigehen machen - sofern man das Motiv und die Ausleuchtung richtig einschätzt. Wer hat hier so einen Haß auf die Fotographen oder sitzt so massiv auf seinem Geldsack? Dabei läuft das Ganze ja unter dem Namen des ältesten Höhlenvereins der Erde, den es heute noch gibt! Ist das nicht eine Schande? Wen "schützt" man mit einem solchen Fotographierverbot und wen will man ausschließen?

Vor vielen Jahren habe ich mal eine Ausnahme dort erlebt. Auf einmal durften wir alles fotographieren, was wir wollten und konnten. Und es kam was dabei raus.

Diesmal war es wieder anders. Trotzdem hat es sich gelohnt. Es hat sich richtig was getan, und das sehr zum Vorteil. Man hatte neue-alte Teile erschlossen und damit für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht, die den ganzen Wert eines Besuchs dieser Riesenhalle, die sich jetzt damit brüstet, sogar im Guiness-Buch der Rekorde aufzuscheinen, sehr erhöht. Man muß jetzt nicht mehr den Weg zurückgehen, den man gekommen ist, sondern steigt an der Gegenseite in die Höhe, zuletzt über ein kühnes Betonstieghaus hinauf in eine Seitengrotte, die dann über einen künstlichen Tunnel mit dem nächsten Raum verbunden ist, wo ein Teil der Meßstationen für diese riesige künstliche Skulptur, die wissenschaftlichen Zwecken für das Institut für Geodäsie und Geophysik der Universität Triest dient, und die aus zwei um die 100 Meter langen Kunststoffröhren mit Stahlpedeln im Innern besteht, steht. Ein aufgereckter Höhlenbär ist auch noch zu sehen, dann blinzelt bereits das Tageslicht durch die Fenster in der Mauer des zweiten Eingangs. Eine Doline wird erreicht, die nächste Imbißbude, der nächste Souvenirladen, ein großer Parkplatz liegt vor einem. 

Im Jahre 1840 stieß Frederico Lindner erstmals auf die Höhle auf der Suche nach dem unterirdischen Lauf des Timavo. Seit 1908 wird sie als Schauhöhle geführt, damals noch mit Kerzen und bengalischer Beleuchtung. Die Gesamtganglänge betrug lange Zeit 380 m, die Gesamttiefe 160  m. Größe der Halle: 130x65m. Damit sind es noch 108 m vom tiefsten Punkt bis hinunter auf den Meeresspiegel. Seit der Neuerschließung gibt es eine neue Veranstaltung - einen Wettlauf. Die Läufer müssen von einem Punkt im Dorf Borgo Gigante aus in die Höhle hinein laufen, ganz runter, wieder hoch und zurück zum Ausgangspunkt. Der Rekord liegt inzwischen unter 10 Minuten. Eine echte Leistung. Die Halle wird heute auch für Musikveranstaltungen genutzt. 

Im Oktober 2005 gelang Mitgliedern der CGEB nach einigen Grabungsunternehmungen die Entdeckung des Ramo Nuovo mit starkem Luftzug. Nun ist eine maximale Tiefe von 252 m erreicht und man ist nur noch 18 Meter über dem Grundwasserspiegel. Es bestehen durchaus Hoffnungen, auch hier einmal den Lauf des unterirdischen Timavo einmal erreichen zu können. Auch die Gesamtganglänge ist größer geworden. Nun sind es 719 m.

Höhlenmuseum am Eingang
Schaustücke:

vom alten Blitzbirnchen bis zum Holzkompaß

 
  Das Höhlenmodell
  Beim Eingang:

das Denkmal für die gefallenen Höhlenforscherkameraden

Der Eingang
  Blick ins Freie
  Der "neue" Ausgang


Literatur:

Gobetti, Andrea

L'Italia in Grotta, Rom 1991
Aellen, V., Strinati, Die Höhlen Italiens, BLV-Verlag, München, Bern, Wien 1977
Guidi, Pino Una grotta imperiale - Cent'anni di esplorazioni, turismo e ricerche nella Grotta Gigante, Speleologia 58, 2008, S. 24ff.
Forti, F, Zay, M. Grotta Gigante, Italo Svevo ed., Triest 2007
Perko, G.A. La Grotta Gigante, Il Tourista, a. IV., n.4, 1897, S. 30-32

Links:

http://www.grottagigante.it/

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