Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen um Costozza, Colli Berici, Veneto, I


Am Südostrand der Colli Berici liegt Costozza. Hier gibt es mehrere Villen, die eine außergewöhnliche Klimatisierung haben. Über Windkanäle sind die Räume in den Häusern mit den großen Höhlen (die zum größten Teil künstlichen Ursprungs sind, weil sie unterirdische Steinbrüche darstellen) dahinter in den Bergen verbunden. Sie liefern im Sommer kühle, im Winter warme Luft. Andrea Palladio, der berühmte Baumeister, beschrieb diese Besonderheit so: "In den Bergen dieses Landgutes gibt es nämlich sehr große Höhlen,...(in denen) einige sehr kühle Winde (entstehen), die die edlen Herren mittels einiger unterirdischer Gewölbe, die sie Windleitungen nennen, in ihre Häuser gelangen lassen. Und mit Hilfe von Röhren, die den oben erwähnten ähnlich sind, bringen sie dann diese frischen Winde in alle ihre Zimmer, schließen oder öffnen sie nach Belieben, um je nach der Jahreszeit mehr oder weniger Kühlung zu erhalten." Besonders in der schlecht erhaltenen Villa Aeolia soll man eine gute Vorstellung davon bekommen können. Sie wird heute als Restaurant genutzt. Auch gegenüber kann man in eine kuppelförmige Kellerweinstube, die etwas von dieser Atmosphäre wiedergibt.

Die zugemauerten Zugänge in die unterirdischen Steinbrüche
     
Blick in den aufgelassenen Steinbruch

 

via delle Grotte - ein Straßenschild

     
 
     
Ein Detail von der rechten Wandseite- ein Tropfstein!

Oberhalb der Villen sind in den Wänden gleich mehrere Höhlenöffnungen zu sehen, die meisten davon abgemauert. Sie führen in bedeutende unterirdische Steinbrüche, in der eine sehr gefragte Art von Kalkstein, die Pietra di Costozza, abgebaut wurde. Schon oft wurden die Höhlen genutzt, zuletzt von den Deutschen gegen Ende des zweiten Weltkriegs, um dort eine gewaltige Kriegsproduktion bombensicher unterzubringen. 800 Maschinen hatte man dort hineingeschafft, eine 5000 Kilovolt-Stromleitung von Vicenza hergelegt und am Ende war doch wieder alles umsonst. Beim Rückzug wurde ganze Zerstörungsarbeit geleistet und sogar eine Baudenkmal aus dem Mittelalter noch zerstört, die "Prigione di Ezzelino". Heute soll in einem Teil der großen unterirdischen Anlage eine Pilzzucht sein. Frei zugänglich ist hier nichts, alles abgemauert und verschlossen.

Literatur:

Federazione Speleologica Veneta
a cura di Mietto, Paolo, Sauro, Ugo
Grotte del Veneto - Paesaggi carsici e grotte del Veneto, 1989

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