Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Höhlen im Karstgebiet von Faedo-Caseron, Veneto, I


"Rana" heißt "Frosch" und so könnte man denken, die "Buso della Rana" wäre auf deutsch das "Froschloch". Das stimmt allerdings nicht, denn der Name komme von dem cimbrischen Wort "roan", was so viel wie "Felswand" bedeutet. Tatsächlich liegt der Eingang unübersehbar am Fuße einer solchen in 340 m Meereshöhe. Die Höhle erstreckt sich unter dem Plateau von Faedo-Caseron, einem östlichen Ausläufer der Monti Lessini in der Provinz Veneto. Als Anfang des 18. Jahrhunderts ein Wissenschaftler namens "Il Maccà" eine der frühesten uns überlieferten Erwähnungen der Höhle verfaßte, da lebten von dem Wasser, das dem immer schon bekannten großen Eingangsportal entströmte, noch 5 Mühlen. 1887 gelang es Einheimischen, nachdem eine große Trockenheit dazu geführt hatte, daß der damalige Endsiphon sich einmal öffnete, ein wenig tiefer in die Höhle vorzudringen. Viele Jahre vergingen und viele Versuche, noch weiter vorzudringen scheiterten. Erst die Idee, das Wasser auch für die Wasserversorgung der Gemeinde von Monte di Malo zu nutzen, das unterhalb liegt, führte dann weiter. Größere Ressourcen standen nun zur Verfügung und der Boden vor dem Siphon wurde immer tiefer gelegt. Schließlich war es im Juni 1933 so weit. Ein Herr P. Antoniazzi aus Malo war der erste Mensch, dem die kleine Gangspirale zugänglich wurde, mit der man den Siphon nun gehen kann und die vorher immer unter Wasser verborgen war. So kam der erste Mensch in den Saal, der heute "Sala della Colonna" heißt. Viele Jahre hindurch wurde und wird noch weitergeforscht und immer wieder Neues gefunden. Es sind jetzt schon fast 27 Kilometer Höhlenstrecken bekannt. Aber das ist sicherlich noch nicht alles.

Geologisch gesehen liegt hier eine Höhle in Nummulithenkalkstein von Priaboniano vor, der "horstartig", so sagen dazu die Fachleute, auf einem Sockel aus Basaltgestein abgelagert ist.

Wer heute, 2009, zur Höhle geht, die in den letzten Jahren massiv im Eingangsteil aufgeräumt worden ist, der sieht schon am Zugang ein modernes Schild, das ausreichend über die Höhle und die Umgebung informiert. Sie war ja schon mal Schauhöhle, aber der Betrieb hat sich wohl nicht gelohnt, weshalb man den Betrieb dann wieder aufgegeben hat. Und auf dem Schild erfährt man, daß es Forschungsansätze gibt, die, falls sie erfolgreich verlaufen, einmal auf ein Gesamtsystem von 40 km Länge hinauslaufen. Auch die Höhe ist beachtlich, die bei etwa + 300 m liegt. Momentan ist man noch stolz auf den Aspekt, daß man die längste Höhle Italiens ist, die nur einen Eingang aufweist, aber die Verbindung zur nächsten Höhle ist fast schon da, da sie nur noch wenige Meter "entfernt" ist. Buso della Pisatella heißt dieser Hoffnungsträger.


Am 17. März 2012 veränderte sich die gesamte Situation: Es konnte eine Verbindung mit der Pisatelahöhle gefunden werde, womit ein Gesamtsystem mit rund 40 km Länge entstanden ist.


Der Hauptgang der Höhle ist ca. 1.800 m lang und relativ einfach zu begehen. Allerdings muß man gut auf die metereologischen Verhältnisse achten, da Teile der Höhle, und zwar entscheidende, bei starken Regenfällen überfluten und einem den Rückweg abschneiden können.

Außerdem wird man gewarnt, sein Auto am Parkplatz vor der Höhle unbewacht zu lassen, weil es immer wieder zu Aufbrüchen gekommen ist.

November 2013 - eine kleine Solophototour in den Eingangsbereich

 
     
 
     
 
     
 
     
 

Es gibt noch eine zweite große Quellhöhle in diesem Karstgebiet, die Grotta della Poscola, über die ein Großteil der Entwässerung des nördlichen Teils des Karstgebiets geschieht.


Literatur:

Allegranzi, Aldo et al. Il Buso della Rana (40 V - VI), Rassegna speleologica italianna X 3 Okt 1960, S. 99ff.
Busellato, Leonardo und Gruppo Grotte Schio Dimensione Buio - Storia e attivita del Gruppo Grotte Club Alpino Italiano Sezione di Schio 1930-1990, Schio 1991
Gleria, Enrico Il carso del Faedo-Casaron, Speleologia 8, 1983
Gobetti, Andrea L'Italia in Grotta, Gremesse Editore, Roma 1991
Lanaro, Federico, Nassi, Beppe, Raumer, Cesare, Zampieri, Dario Esplorazione recenti al Buso della Rana, Speleologia 5, 1981, S. 2ff.
Mietto, Paolo, Sauro, Ugo, ed Regione del Veneto Grotte del Veneto, 2000
Sedran, Sandro Rana-Pisatela  a cinque anni dalla giunzione, Speleologia 76, 2017, 16-23

Links:

 

 


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