Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Corno d'Aquilo, Lessinische Alpen, Veneto, I


Der "Corno d'Aquilio" mit seiner Höhe von 1545 m Seehöhe ist der südlichste Berg der Lessinischen Alpen. Er ist ganz einfach erreichbar im Sommer. Von Norden her führt eine sehr kurvige breite Fahrstraße südlich von Ala hinauf auf die große grüne Hochfläche. Beim Passo Fittanze verzweigt sie sich und man fährt in Richtung Monte Cornetto. Auf seinem Gipfel steht ein seltsam geformtes Gebäude. Bei der Paßhöhe in ca. 1450 m muß man sein Fahrzeug stehen lassen und von hier geht es zu Fuß weiter. Diese Stelle ist auch von Verona her zugänglich, wo man über Fosse hinaufgelangt.

Ein breiter Fahrweg führt durch weites Wiesengelände ganz hinauf zu den höchsten Punkten. Einige Almhäuser stehen verstreut im Gelände, die Flächen sind gegliedert durch die für diese Gegend typischen aus großen Kalkplatten Mauern. Einstmals ging hier die Grenze zwischen Österreich und Italien durch, worauf noch ein altes Grenzerhaus hinweist. Der Weg zum Gipfel ist nicht zu verfehlen, weil er immer geradeaus führt, erst in eine Senke und dann endgültig durch felsig werdende Gelände zum Gipfel.

Die Gegend ist von höchster speläologischer Bedeutung. Eigentlich unauffällig sieht man in einer Wiese eine Mauer aus aufgestellten Steinplatten und einen kleine gelb angestrichenen Metallturm. Erst wenn man direkt daran steht, sieht man ihn erst, den Eingang zu einer der bedeutendsten Höhlen Italiens, der Spluga della Preta. Trichterförmig geht es nach unten bis zu einer Kante, ab der es 100 m senkrecht in die Tiefe geht. Auf fast 1000 m Tiefe bringt es das Gesamtsystem, das auf rund 4,5 km Länge erforscht ist. Ein Gedenkkreuz aus Stein erinnert an einen tragisch verlaufenen Unfall in der Höhle.
Nicht weit entfernt steht ein Kircherl, das von den Höhlenforschern errichtet worden ist und mit dem sie auch an die "Opfer" der Höhlenforschung erinnern wollen. Blickt man durch die geschlossene Türe, so kann man im Altarfuß eine Menge von Tropfsteinen sehen, die auf das Höhlenmotiv Bezug nehmen.

Geht man dem Weg weiter Richtung Gipfel lohnt es sich zum tiefsten Punkt der Senke abzusteigen. Schaut man sie etwas um, so ist leicht das große Eingangsportal der Grotta del Ciabattino auszumachen. Sie war wohl mal erschlossen, woran noch heute eine Steinmauer und eine gemauerte Säule erinnern. Auf 150 Länge bringt es die sehr großräumige Tunnelhöhle immerhin, so daß man schon eine Lampe mitnehmen muß, will man auch in den letzten dunklen Winkel gelangen. Im Mai 2010 gab es auch noch 2 richtige Eissäulen zu bewundern, kein Wunder bei der Kälte, die drinnen herrschte.

Die Aussicht vom Gipfel mit seinem eisernen Kreuz kann überwältigend sein, wenn nämlich, wie bei mir, nicht gerade die Wolken toben und alles in weiße Watte die meiste Zeit gehüllt hatten. Nach Süden zu kann der Blick über Verona hinaus in die Poebene schweifen, im Westen ist über das Etschtal hinweg der Höhenrücken des Monte Baldo zu sehen, und nach Norden und Osten zu das Plateau und die Bergzüge dahinter, die Brenta, der Monte Bondone, der Monte Pasubio....

   
Spluga della Preta

Höhlenforscherkirche

 
 
 
 
 
Grotta del Ciabattino
 
 
 
Ein interessantes Bild, das mit der Spluga zu tun hat:
auf der Speleophantatagung 1988 in Costaciaro in
Umbrien gab es auch eine Ausstellung mit Gegenständen
zu sehen, die man bei der "Corno d'Aquilo"Aktion aus
der großen Schachthöhle aus Höhlenschutzgründen wieder
herausgeholt hatte. Nun lagen hier alle Flaschen, ein Brillen-
gestell, eine Pfeife und sonst noch was da, freigegeben dem
Blick der Zuschauer. Was vorher noch Müll gewesen war,
mit dem vorher keiner mehr etwas zu tun haben wollte -
nun waren aus ihnen Gegenstände mit "Aura" geworden,
geschützt durch eine kleines Schildchen "Non toccare" -
"Nicht berühren!"

 


Literatur:

Cametti, Carlo Considerazioni genetiche sulla Spluga della Preta, SPELEOLOGIA VERONESE Nr. 5, 1975, S. 15ff.
Gruppo Speleologico CAI VERONA Preta: il risveglio di un colosso, SPELEOLOGIA 8, 1988

Links:

Landschaft und Höhlen in den Lessinischen Alpen


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