Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Covolo di Butistone, Veneto, I
Dort, wo die Staatsstraße von Bassano del Grappa nach Trento in der "gola del Tombion" am meisten eingezwängt ist zwischen dem Plateau von Asiago und dem Monte Grappa, da liegt in einer hohen Kalkfelswand die "Covolo del Butistone". Frische Gelder aus einem EU-Fördertopf haben dazu geführt, daß diese uralte Höhlenburg zu neuem Glanz erstanden ist. Ein kleines Besucherzentrum ist am Rand der Straße entstanden mit einem kleinen Parkplatz, vielen Steinschlagschutzzäunen und einem Häuschen, wo die Helme aufbewahrt werden, die die Besucher aus Sicherheitsgründen aufsetzen müssen, wenn sie die Höhlenburg besuchen wollen.
All diese Projekte haben einen Schönheitsfehler. Man hat nichts davon, wenn man zu einem Zeitpunkt kommt, wo sie geschlossen haben. Und das ist, wenn man die gesamte Spanne eines Jahres anschaut, die meiste Zeit.
Es lohnt sich, hier einmal Halt zu machen. Auf
gebahnten Wegen kann man heute in die Höhe steigen, vorbei an
einer ehemaligen Wasserstelle, die wohl früher sehr sehr wichtig
war, denn was will man in einer trockenen Höhlenraum auf lange
Sicht ohne "Wasser" machen?
Moderne Treppenanlagen führen in die Höhe, hinauf durch eine
Felswand, die ansonsten nur besten Kletterern zugänglich wäre.
Weit oben kommt schließlich eine Abschlußmauer, die den Zugang
zur eigentlichen Festungsanlage markiert. Heute sind 2 Ebenen
noch erhalten, aber alte Stiche zeigen, daß es früher mal 4
Ebenen gewesen sein müssen, die man für militärische Zwecke
nutzte. Die speläologischen Daten sind 34 m Länge und ein
Gesamthöhenunterschied von 12 Metern.
Die günstige strategische Lage legt nahe, daß sie schon sehr früh genutzt worden ist. Manche behaupten, daß sie schon zur Römerzeit genutzt worden ist, allerdings gibt es dafür noch keine archäologischen Bestätigungen. Das Jahr 1004 wird überall als der erste belegbare Nachweis genannt, wo die Höhle erwähnt wird, als Truppen eines Arrigo il Santo in einem Erbstreit dort in Kampfhandlungen verwickelt worden sind. Die Jahre 1184, 1321, 1404 und 1509 tauchen in den historischen Daten auf, letztes im Zusammenhang mit Maximilian von Habsburg. Die jüngsten Erwähnungen stammen von der TODT-Einheit im Zusammenhang mit dem Ende der Besetzung Italiens durch das Nazi-Deutschland.
Was haben sich dort für Szenen abgespielt? Alles ist so scheinbar friedlich heute - und war doch so blutig einmal. Der Lärm von der Straße unten - an den haben wir uns alle gewohnt. Wie wird es da in 100 Jahren zugehen? Wird es da noch eine Straße und Autos geben? Ich habe da meine Zweifel.
Literatur:
Mietto, Paolo, Sauro, Ugo, ed Regione del Veneto | Grotte del Veneto, 2000 |
Busellato, Leonardo und Gruppo Grotte Schio | Dimensione Buio - Storia e attivita del Gruppo Grotte Club Alpino Italiano Sezione di Schio 1930-1990, Schio 1991 |
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