Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Luserna
Der Kriegsstollen
Lusern ist ein kleiner Ort mit fast 300 Einwohnern in 1.350 m Seehöhe auf einem östlichen Ausläufer der Hochebene von Lavarone. Nach Westen geht 600 Höhenmeter geht es steil hinunter bis in das Valdastico, nach Norden und Osten erstreckt sich eine wellige Hochebene, die im Norden mit der Cima Vezzena in 1.908 s.l.m den höchsten Punkt erreicht.
Erreichbar ist er von Asiago her über den Vezzena-Pass oder von Nordwesten her über Lavarone oder von Levico Terme über den im 19. Jahrhundert vom östereichischen Milität angelegten Kaiserjägersteig, "der kürzeste, aber abenteuerlichste und nur für Schwindelfreie geeignete Weg" (WIKIPEDIA).
Im Winter kommen die Besucher wegen der Skifahrmöglichkeiten, im Sommer reizt eine Besonderheit neben der grandiosen Lage: Lusern ist eine Sprachinsel, wo noch Zimbrisch gesprochen wird - und das seit 1.000 Jahren. Die aus Bayern einmal ausgewanderten Menschen brachten ihre Sprache dorthin mit und pflegten die alte Sprache über Jahrhunderte weiter. Man bemüht sich sehr, diese Tradition am Leben zu erhalten, lehrt den Kindern in der Schule diese Sprache, pflegt sie in einem Dokumentationszentrum, es gibt sogar ein Radioprogramm usw...
Man bemüht sich sehr um die Gäste und bietet ihnen auch z.B. mehrere bezeichnete Wanderwege an. Einer führt zu einer besonderen Attraktion, die allerdings auf eine eher schwermütig und traurig machende Periode in der Geschichte hinweist: den 1. Weltkrieg und die Zeit davor. Gerade in den ersten Kriegsjahren spielte die Festung Lusern oben auf dem Berg und die Vorwerke dazu eine gewisse Rolle, ohne daß sie allerdings je erobert worden ist. Für das Dorf in der Nähe war der Krieg eine Katastrophe. Die Einwohner wurden ausgesiedelt, die Häuser wurde zerstört - und nachher wurde es wieder aufgebaut, teilweise unter Verwendung des Materials, das man das vorher mit Körperkraft hinaufgeschleppt hatte und nun wieder auf dem Rücken herunterbrachte. Auch Kinder wurden da eingesetzt - wirklich unter die Haut gehende mehrsprachtige Informatonstafeln am Rundweg zum Thema der Geschichte des Orts mit lebensgroßen Eisenfiguren regen zum Nachdenken an - was man am Schicksal einer 11jährigen vorgeführt bekommt.
Am höchsten Punkt oberhalb des Ortes stehen die Ruinen der Festung, die zwischen 1908 und 1912 erbaut worden ist. Gleich zu Beginn erlebte man schreckliche Tage dort, ab 1916 war dann endgültig Schluß mit der Beteiligung am Krieg. Ab 1960 bemüht sich die Gemeinde Lusern, die heutige Eigentümerin der Anlagen, die Reste zu sichern und ala Mahnmal an hoffentlich vergangene Zeiten den Menschen zugänglich zu halten. Der Zahn der Zeit nagt weiterhin daran. Das sieht man als "Höhlenforscher" auch daran, daß sich unterhalb mancher Betonplatten schon wieder Sinter bildet und Röhrchen zu sehen sind.
In der Nähe der Hauptfestung liegt die "Nahkampfanlage Oberwiesen". Dort fällt gleich am Weg ein Graben auf, der an einer gemauerten Pforte endet. Dort ist der Zugang zu einem Stollen möglich, einer "Künstlichen Höhle", die zu einem anderen Eingang auf der anderen Bergseite führt. Wer ganz kühn ist, der kann auch ohne Licht hindurchgehen.
Festung | ||
Literatur:
Links:
http://www.lusern.it/de/tourismus/informationen/
https://www.alpecimbra.it/de/entdecke-alpe-cimbra/natur-und-kultur/werk-lusérn/256-2227.html
Landschaft und Höhlen in den Sette Communi, Veneto, I
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